Der niederländische Digitalkiosk Blendle startet in Deutschland, auch im Visier: Österreich.

Foto: Blendle

Wien - Die niederländische Paywall-Plattform Blendle ist auf Kurs Richtung Österreich. Nach der Etablierung im Nachbarland, der Startschuss erfolgt noch im Juni, sei der österreichische Markt der "nächste logische Schritt", bestätigt Marten Blankesteijn, Mitbegründer und Chef des Unternehmens die Expansionspläne. Derzeit gebe es Verhandlungen mit heimischen Verlegern, sagt er zum STANDARD, ohne allerdings Namen oder einen Zeithorizont bis zur Finalisierung zu nennen. Nur so viel: "Zuerst ist Deutschland an der Reihe."

Blendle vermarktet seine Dienste unter dem Label "iTunes des Journalismus". Das Angebot umfasst ein Bouquet an Zeitungen und Zeitschriften. Bezahlt wird für einzelne Artikel, ohne gleich ein Abo für das gesamte Paket abschließen zu müssen. Die Kosten für einzelne Inhalte legen Verleger selbst fest, sie variieren je nach Medium und Länge. Ein Artikel der "New York Times" kostet etwa 19 Cent, der "Economist" verlangt 79 Cent für längere Texte. Die Einnahmen werden zwischen der Plattform und den Medien aufgeteilt.

Zeitungen und Magazine

Zum Start in Deutschland sind laut deutscher Presseagentur dpa 33 Medien dabei, darunter namhafte Titel wie der "Spiegel", die "Süddeutsche Zeitung", "Die Welt", "Bild", "Die Zeit" sowie "Stern" und regionale Blätter wie "Hamburger Morgenpost" und der "Kölner Stadt-Anzeiger".

Ein Asset für Leser ist eine Geld-zurück-Garantie. Entspricht der Artikel nicht den Erwartungen, wird das Geld nach Meldung an Blendle refundiert. Laut eigenen Angaben machen nicht viele davon Gebrauch; nämlich fünf Prozent. Am gefragtesten seien längere Artikel, Analysen und Kommentare – also Texte, die nicht überall zu finden sind und mit denen sich Medien profilieren können.

Potente Investoren

Erst im Frühjahr 2014 in den Niederlanden gestartet, ist Blendle innerhalb nur eines Jahres zum internationalen Player avanciert. Mit Investoren wie Axel Springer und der "New York Times" an Bord. Beide Häuser sind mit ihren digitalen Medien auf Paid-Content-Kurs und haben erst kürzlich rund drei Millionen Euro in das Startup investiert.

In den Niederlanden sind fast alle wichtigen Medien über Blendle verfügbar. Das Startup zählt dort nach eigenen Angaben bereits 300.000 Nutzer. 60 Prozent davon sind zwischen 20 und 35 Jahren. Eine Zielgruppe, die für Printmedien ansonsten schwer erreichbar ist.

Auch Piano Media verhandelt

In Österreich könnte sich Blendle einen Wettlauf mit Piano Media liefern. Das in der Slowakei gegründete Unternehmen mit Sitz in Wien ist ebenso wie Blendle auf Bezahlschranken spezialisiert. Nach der Fusion mit dem US-Paywall-Anbieter Press+ ist Piano Media bereits weltweit aktiv. Österreich bleibe Zielgebiet, heißt es neuerlich auf STANDARD-Anfrage - wie bereits vor einem Jahr. Verhandlungen mit Verlegern laufen bereits seit längerer Zeit.

Während in Deutschland bereits über 100 Zeitungstitel bei ihren Onlineangeboten auf Paid Content setzen, hat in Österreich bis jetzt nur nzz.at eine Bezahlschranke für digitale Inhalte installiert. Ein reguläres Abo kostet 14 Euro pro Monat.

Paywall bei profil.at geplant

In Österreich liebäugelt beispielsweise noch das Nachrichtenmagazin "profil" mit einer Paywall. "profil"-Herausgeber Christian Rainer hat Ende 2014 angekündigt, dass "voraussichtlich Mitte " 2015 eine Paywall für bestimmte Inhalte installiert werden soll. Mit den Worten: "Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass wir damit einen deutlich spürbaren Beitrag zum Umsatz leisten, aber wir sollten auch nicht zur Förderung der Gratiskultur im Internet beitragen. Wir produzieren hier keinen Gratisjournalismus." (omark, 9.6.2015)