Klein, aber feiner Abschied vom Piemont: La Cirenaica.

La Cirenaica
Piazza Berruti, 8,
14042 Rocchetta Palafea, Italien
0039 0 141769134

Fünf Gänge, Wein, Wasser, Kaffee: 25 Euro

Wurst, Käs, Gmias: nette Kleinigkeiten.

Zwischen Carne Cruda und Carpaccio, hier mit etwas heftiger Nusssauce.

Schwein gehabt - Teil 1: mariniert, mit Speck

Fonduta mit Cotechino: Sehr würzig, sehr gut.

Und auf die Nudeln ein bisschen Hase. Yeah.

Schwein Hawaii - die Ananasbestückung hab ich leider nicht rechtzeitig mitbekommen

Ich wollte eigentlich nur noch weg. Saukalt, laut, schiach, ungepflegt und auch noch unschön gegessen: Das sind nicht die Abende, die einen zum Verweilen einladen. Wie jener in der Dama Bianca Al Baron, über den ich mich schon ausführlich beschwert habe. Ich sagte also Violetta im selben, vom Osteriaführer seltsam großzügig mit Schnecken bedachten Ort, für den folgenden Abend ab und beschloss: Wir reisen ab!

Aber so soll man sich halt nicht vom Piemont verabschieden. Und hungrige Heimfahrten machen jedenfalls nicht weniger böse. Also: Ein Pranzo, ganz ohne Schneckensymbol, aber auch aus dem Osteriaführer, ganz in der Nähe von Calamandrana, in Rocchetta Palafea. Seither bin ich wieder versöhnt mit der Welt und dem Piemont im Besonderen.

Unten Werker, oben Decker

Ganz unten in der Trattoria La Cirenaica sitzen fröhliche Arbeiter aus der Gegend beim Mittagstisch, ein bisschen fühlte ich mich an das alte Da Gemma in Roddino erinnert. Über enge Treppen geht es in dem Lokal mit der ziemlich winzigen Grundfläche nach oben. Mit Blick über die Hügel, in die piemontesische Spätherbstsonne und bald auch auf einen recht entspannten Dachdecker vor dem Fenster. Nett, aber mir wär auch ohne das Handwerkerprogramm vor dem Fenster nicht fad geworden.

Dafür sorgt einerseits der Barbera d'Asti (L'Avvocata von Coppo/Canelli) 2009, der zu meiner Freude und Verfügung als Weinbegleitung entkorkt wird (zu meiner Unfreude muss ich halt noch fahren, da also eher sparen). Und das kleine Mittagsmenü im kleinen Lokal, das sich als durchaus groß entpuppt.

Wurst, Käs, Gmias

Ein bisschen derbe Wurst (Cacciatorini, Jagdwürstchen praktisch), ein bisschen feiner, frischer Käse (Roccaverano mit Honig und Zucchini), ein bisschen eingelegtes Gemüse (Paprika vornehmlich), fängt ja schon gut an. Und eigentlich recht chic, vielleicht streich ich mit dem Käse auch gleich den Vergleich mit Roddino?

Ein bisschen derber schon die große Spirale Nusssauce auf dem zur Abwechslung wieder einmal in Lappenform aufgetragenen rohen Rind - das allerdings wieder sehr fein. Dann ein Filetto die Maiale marinato, mit ein bisserl Speck, damit der Lunch nicht zu leicht gerät.

Fonduta!

Richtig derb (hurra!) wird's mit dem Cotechino, das mir schon recht (durchaus angenehm) eingeweidig schmeckte, und der Fonduta, dick, cremig, käsig, gut. Da rückt gleich wieder Roddino ins Bild, und noch mehr bei der Pasta mit Sugo vom Hasen. Kräftig und gut.

Und Roddino kehrt auch beim Hauptgang wieder: Auch dort entgleitet bisweilen der Süßegrad unter Zuhilfenahme exotischerer Früchte, allerdings eher erst beim Dessert.

Sauerei

In der Trattoria Cirenaica hab ich Hausschwein als Secondo bestellt, warum auch immer, ist ja sonst nicht so meine Art. Und dass das Schwein mit Ananas gefüllt und besaftet ist, muss ich überhört (oder dank rudimentärem Italienisch missverstanden) haben. Nicht schlecht. Aber mir halt doch ein paar Meter zu weit in Richtung Nachspeise.

Aber so ein Schwein Hawaii kann mich nach der Freude über die Gänge davor nicht mehr aus der Ruhe bringen. Und ein kleiner Stockfisch en route brachte mich wieder gänzlich ins Gleichgewicht. Mehr davon demnächst hier.