"Morrowind" mit verschiedenen Einstellungen, mit und ohne Graphis Extender.

Screenshot: Morrowind
Screenshot: Morrowind
Screenshot: Morrowind
Screenshot: Morrowind
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Screenshot: Morrowind

Eigentlich ging es ja um die GPD Win, eine Handheld-Konsole eines chinesischen Herstellers, für deren Produktion Interessenten mittlerweile eine Viertelmillion Dollar auf Indiegogo beigesteuert hatten. Ansprechen dürfte das Gerät vor allem Casual Gamer und Freunde älterer Spiele, denn es setzt auf Einsteigerhardware – genauer gesagt Intels Atom-Chip X5-Z8500.

Dazu entsponn sich eine kleine Diskussion in den Artikelkommentaren. User "Vater von Peter W1" träumte davon, auf dem Gerät vielleicht die Bethesda-Rollenspiele "Skyrim" und "Fallout 3" laufen zu lassen.

Pro und Contra

Angesichts dessen hielt ich einen kleinen Einwand für gerechtfertigt, um keine übertriebenen Hoffnungen aufkeimen zu lassen. Die beiden genannten Spiele würden unmöglich zufriedenstellend auf dem GPD Win laufen, attestierte ich. Die beiden ersten "Fallout"-Teile, die noch aus dem Hause Interplay stammten und vor der Jahrtausendwende veröffentlicht wurden, sollten die Konsole aber problemlos schaffen. Und mit ein wenig Arbeit an den Einstellungen könnte sogar "The Elder Scrolls: Morrowind" – der Vorvorgänger von "Skyrim" – darauf gespielt werden.

Eine Einschätzung, die Leser Mathias Steinlaus für unrealistisch hielt. Seine Vermutung: "Morrowind" würde aufgrund seiner Ansprüche an die Grafikhardware zu einer "Diashow" werden.

Challenge accepted!

Das verlangte nach einem Experiment. Offiziell setzte "Morrowind" 2002 einen Rechner mit 500-Mhz-CPU, 256 MB Arbeitsspeicher und eine Grafikkarte mit 32 MB Videospeicher. Empfohlen war allerdings eine deutlich bessere Ausstattung, um ein angenehmes Spielerlebnis zu gewährleisten. Trotzdem sind dies Anforderungen, die ich von der Atom-Plattform – wenngleich ein direkter Vergleich von Speichergrößen und Megahertz nicht möglich ist – als durchaus erfüllt sah.

Und so wurde kurzerhand das Cube iWork 11 als Testplattform herangezogen, ein Convertible mit dem Atom X5-Z8300, dem geringfügig schwächeren Bruder des bereits angesprochenen Intel-Chips. Getestet wurde mit der "Game of the Year"-Edition von "Morrowind", einmal mit und einmal ohne dem "Morrowind Graphics Extender" zur Freischaltung von Widescreen-Auflösungen. Denn im Original unterstützt der Titel nur das 5:4-Format.

Screenshot: Morrowind

Morrowind im Oldschool-Format

Installation und Start verliefen reibungslos. Ohne Grafikpatch quetscht sich "Morrowind" als Kästchen in die Mitte des Bildschirms. Genutzt wurde die Auflösung 1.280 x .1024, die zweithöchste der angebotenen Optionen. Effektiv lief das Spiel damit in 1.280 x 960 Pixel (Seitenverhältnis 4:3). Zum Test wurde jeweils die Einführung absolviert, eine Runde durch Balmora spaziert und ein kleiner Ausflug ins Umland unternommen.

Mit den Standard-Einstellungen des Spiels, die mittlere Sichtweite festschreiben, tut sich der Rechner gelegentlich schwer, wenn viel komplexere Geometrie und verschiedene Effekte sich im Sichtfeld versammeln. Dann bricht die (per Fraps dokumentierte) Framerate gelegentlich in den kritischen Bereich unter 25 Bildern pro Sekunde ein.

Das Phänomen betraf allerdings nur Balmora. Abseits der Stadt konnte man in dieser Einstellung ruckelfrei abenteuern. Nach einer geringfügigen Absenkung der Sichtweite, blieb die Bildwiederholrate auch innerstädtisch im grünen Bereich.

Verbesserungen dank Graphics Extender

Deutlich bessere Ergebnisse ließen sich nach dem Umschalten auf eine dem Displayformat angemessene Auflösung dank dem Graphics Extender erzielen. In 1.280 x 720 Pixel füllte das "Elder Scrolls"-Abenteuer nicht nur den gesamten Bildschirm aus, sondern lief auch performanter. Ein Grund dafür ist die der Auflösung geschuldete Reduktion an von der Grafikeinheit zu schaufelnden Pixeln, deren Menge hier um 25 Prozent niedriger liegt.

Selbst wenn man hier die Sichtweite auf das Maximum erhöht, gerät das epische Abenteuer nicht ins Stottern. Aktiviert man obendrein zweifaches Antialiasing (Kantenglättung), gerät der integrierte Grafikchip in Balmora gelegentlich an seine Grenzen. In der Wildnis bleibt die Darstellung flüssig. Erhöht man allerdings über die Grafikerweiterung die Größe der Texturen, gibt sich der Chip geschlagen. Dass das Spiel unter Verwendung von Paketen wie dem Morrowind Graphical Overhaul gut spielbar ist, ist nicht anzunehmen.

Ein Phänomen gab es in jeder getesteten Einstellung zu beobachten: Gelegentlich setzte das Spiel für eine Sekunde komplett aus, nur um danach problemlos wieder weiter zu laufen. Ob dies der Atom-Plattform, Wärmeentwicklung, etwaigen Kompatibilitätsproblemen mit Windows 10 oder einem anderen Problem geschuldet ist, ließ sich hierbei nicht eruieren.

Screenshot: Morrowind

Fazit

Der Rollenspielklassiker "Morrowind" hat 2002 selbst gut ausgestattete PCs gefordert. Dem Fortschritt der Technik ist es zu verdanken, dass das Spiel aber heute auch auf Einsteigergeräten aus dem 200-Euro-Segment flüssig läuft. Ganz ohne Tüfteln geht es allerdings nicht.

Der Einsatz des Morrowind Graphic Extender macht sich aber bezahlt. Denn in voller Sichtweite, Kantenglättung und Breitbild-Auflösung lässt das Game auch heute noch die Herzen von Rollenspiel-Freunden und Games-Nostalgikern höher schlagen.

PS: Auch für etwas jüngere Titel gibt es Hoffnung. User Christian Keichel hat Youtube-Videos aufgespürt, auf denen demonstriert wird, wie "Fallout: New Vegas" auf einem Atom X5-Z8500 läuft. Der gleiche Youtuber hat das Experiment auch mit "Skyrim" versucht. Mit reduzierten Einstellungen scheinen die Games auch in einigermaßen spielbaren Framerates zu laufen. Bei Kämpfen muss man allerdings mit deutlichem Ruckeln (über)leben. (Georg Pichler, 14.3.2016)

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