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In Österreich ist die Berufsgruppe der Lehrer der Dauerbrenner-Prügelknabe.

Foto: ap/John Bazemore

Das Bild des Berufsstands der Lehrer muss nach der jüngsten Debatte in der Öffentlichkeit einmal mehr zurechtgerückt werden. Denn Dauerurlauber sind die Lehrer – wie gern auf Stammtischpolitikniveau dargestellt wird – natürlich nicht.

Fakt 1: Freie Berufswahl

Jedem steht es frei, diesen Beruf zu ergreifen und somit in den Genuss dieses "paradiesischen Lebens" zu kommen.

Fakt 2: Entlohnung

Die Bezahlung für AHS-Lehrer liegt deutlich unter der für andere ein Universitätsstudium voraussetzende Berufe. Die Ferienzeiten sind somit eigentlich ein großer Zeitausgleich.

Doktorate etc. bringen keinen Mehrbezug.

Bundesangestelltengehälter sind in jedem Bundesland unabhängig von den jeweiligen Lebenshaltungskosten gleich.

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, der bekanntlich den Lehrern ihre Arbeitszeit neidet, verdient das Sechseinhalbfache (laut derStandard.at) von mir. Dabei habe ich in meinem Unterrichtsfach auch promoviert.

Fakt 3: Sicherheit

In den ersten fünf Berufsjahren bekommt ein Lehrer keine Fixanstellung, sondern nur Einjahresverträge, nach deren Ablauf er sich wieder neu bewerben muss. In dieser Zeit gibt es auch keine Gehaltserhöhung. Pragmatisierungen gibt es nicht mehr – nur noch als Auslaufmodell bei älteren Semestern.

Fakt 4: Arbeitszeit

Die 20 Präsenzstunden im Klassenzimmer bedingen Vorbereitungs- und Korrekturzeit zu Hause (auch am Wochenende), exklusive Konferenzen, Sprechtage et cetera. In Summe ergibt das nicht weniger Arbeitszeit als 40 Wochenstunden.

Bei den aktuell diskutierten zwei Stunden mehr handelt es sich also um mindestens vier Stunden Arbeitszeit mehr – ohne Bezahlung.

Fakt 5: Anstrengung

Wie anstrengend die Arbeit mit Menschen mitunter sein kann, muss Vertretern anderer sozialer Berufe nicht gesagt werden. Auch Mütter müssten das verstehen – und im Klassenzimmer sind bis zu 30 Kinder beziehungsweise Jugendliche anwesend. Allen anderen sei gesagt: Papier und PC sind geduldiger als Kinder und Teenager. Lehrer sind eine der Berufsgruppen mit dem höchsten Burnout-Risiko.

Fakt 6: Image

Die immer wieder herangezogenen viel besseren Ergebnisse von PISA- und anderen Studien stammen aus Ländern, in denen der Lehrerberuf ein viel besseres Image in der Bevölkerung hat. In Österreich ist diese Berufsgruppe aus unerfindlichen Gründen der Dauerbrenner-Prügelknabe.

Da stellt sich die abschließende Frage: Was sagt es über den Stellenwert von Bildung in einer Gesellschaft aus, wenn der Lehrerberuf das liebste Feindbild (der Medien) ist? (Catharina Scharf, derStandard.at, 23.4.2015)