Wenn sie es wenigstens offen spielen würden und sagen: Wir haben die Nation mit einer Steuerreform beschenkt, die wir uns nicht leisten können, und die nötigen Strukturreformen trauen wir uns auch nicht, weil dann müssten ja wir, die Regierung, den Preis dafür zahlen, und nicht ihr, werte Wählerinnen und Wähler. Aber irgendwoher muss die Kohle kommen. Wir haben auch Ideen dafür. Die "kommunizieren" wir so: Irgendwer steckt einem Boulevardblatt, dass man doch Geld bei den Lehrerinnen und Lehrern holen könnte. Überraschung!

Sollen sie halt zwei Stunden mehr unterrichten. Bringt uns 360 Millionen und ein Körberlgeld, weil das Budgetloch im Bildungsressort ja eh "nur" 340 Millionen Euro ausmacht. Problem gelöst. Problem gelöst? Mitnichten.

So wie die Regierung - wer immer sich dazu bekennt - das Thema Lehrverpflichtung lanciert, setzt sie auf alte Vorurteile. Neun Wochen Urlaub vs. zwei Stunden Arbeit? Das freut den oberflächlichen Beobachter der Bildungspolitik, weil es ein Lieblingsfeindbild des Stammtischs trifft. Der dabei aber nicht bedenkt, dass das jene Menschen sind, die seinen Kindern genug beibringen sollen, damit die später nicht im Wirtshaus versumpern, sondern tüchtig Steuern zahlen. Ob die Qualität steigt, wenn man mehr Unterricht in einen Lehrertag stopft, ist zu bezweifeln. Es gibt bessere Orte, um Geld zu finden - etwa die doppelte Bund-Länder-Schulverwaltung. Die Schule ist ein schlechter. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 11.4.2015)