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Die Conwert dürfte mehrheitlich übernommen werden, allerdings nicht zwingend von Deutsche Wohnen, meinen Beobachter - denn die müsse nun ihr Angebot nachbessern.

Foto: Reuters/Bader

Die angestrebte Übernahme der Conwert durch die Deutsche Wohnen AG dürfte nicht die letzte (bzw. der letzte Versuch) bleiben, darin sind sich Marktbeobachter einig. Allerdings gebe es in Deutschland nicht mehr allzu viele Konzerne mit einem Abschlag des Kurses zum NAV (Net Asset Value, "innerer Wert" der Aktie gemäß Immobilienvermögen).

In Österreich ist das noch anders: Die Conwert galt mit einem Abschlag von fast 40 Prozent (der sich seit Bekanntwerden der Übernahmepläne allerdings deutlich verkleinert hat) schon länger als Kandidat. Mittlerweile liegt der Kurs der Aktie allerdings sogar schon über dem Angebot der Deutsche Wohnen von 11,50 Euro je Aktie, weshalb Beobachter fix mit einem Nachbessern des Angebots rechnen – "oder es kommt ein anderer, der mehr bietet", meinte etwa Wiener-Privatbank-Vorstand Eduard Berger bei einem Pressegespräch am Montag Abend. Berger erwartet überhaupt ein "tolles M&A-Jahr" (Mergers & Acquisitions, Anm.), denn "sehr viel an Kapital kommt erst jetzt nach Europa".

Nachbesserung erwartet

Auch Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger (IVA) erwartet ein deutliches Nachbessern des Angebots in den nächsten Wochen. Er geht auch davon aus, dass Hauptaktionär Hans Peter Haselsteiner, der knapp unter 25 Prozent der Conwert-Anteile hält, annehmen und seine Beteiligung bis auf über fünf Prozent zurückfahren werde (siehe Artikel).

Heimische Analysten sehen nun aber auch andere österreichische Immobilien-AGs im Fokus ausländischer Konzerne – und hier könnte insbesondere die ebenfalls sehr tief bewertete s Immo AG ins Blickfeld rücken. Erste-Group-Analyst Günther Artner zählt die s Immo schon länger zu seinen "Top-Picks" für Anleger, und Artner sagte auch schon im vergangenen Herbst voraus, dass es vermehrt zu Übernahmen kommen werde.

Erster Schritt ins Ausland für Deutsche Wohnen

Für die Deutsche Wohnen wäre die Übernahme der österreichischen Conwert eine erste Expansion ins Ausland. Bisher verteilen sich deren knapp 150.000 Wohneinheiten auf den Norden Deutschlands - vor allem auf Berlin/Potsdam, Düsseldorf/Köln, Wiesbaden/Frankfurt am Main/Mainz sowie Dresden (siehe Grafik).

"Ausland" ist allerdings relativ: Von den rund 25.000 Wohneinheiten der Conwert befinden sich etwa 90 Prozent in Deutschland. 15.000 davon passen laut Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn "absolut in unsere 'Core'-Strategie". Die Wiener seien sehr früh in den Leipziger und Dresdner Markt eingestiegen - Leipzig sei aber "nicht am Peak", Conwert habe dort "sehr viele Leerstände". "Wir brauchen einfach Investments in Deutschland in sogenannten Entwicklungsgebieten, um am Markt partizipieren zu können", erklärte Zahn das Interesse seines Unternehmens an der Conwert.

Das österreichische Unternehmen wiederum habe "in Deutschland die Wertschöpfung aufgrund der fehlenden Mittel nicht weiterentwickelt". Conwert sei auch in Berlin und Potsdam investiert, allerdings in geringerem Ausmaß und überwiegend in einfachen Lagen. Ihr Portfolio in Deutschland habe Entwicklungspotenzial, jenes in Wien sei eher ein "Core-Asset".

Fortschreitende Konsolidierung

"Unser Geschäftsmodell ist ganz klar darauf ausgerichtet, dass wir weiter wachsen - die Deutsche Wohnen ist auf Wachstum fokussiert", betonte Zahn. Dass sich der Immobiliensektor insgesamt konsolidiere, sei zu erwarten gewesen.

Deutsche Wohnen ist die Nummer zwei auf dem deutschen Markt. Mit der angestrebten Übernahme der Conwert käme das neue Unternehmen auf 175.000 Wohnungen. Marktführerin Deutsche Annington ist mit Neuerwerbung Gagfah sogar doppelt so groß. Die mehrheitliche Übernahme war erst vor wenigen Wochen geglückt, Annington wurden 85 Prozent der Gagfah-Aktien angeboten. Somit entsteht auf dem deutschen Markt ein neuer Immobilienriese mit insgesamt 350.000 Wohnungen. Den gemeinsamen Wert ihres Bestands hatten Annington und Gagfah im Jänner auf 21 Milliarden Euro beziffert.

Adler Real Estate kauft Westgrund

Auch eine weitere – etwas kleinere – Fusion bahnt sich auf dem deutschen Wohnungsmarkt an: Adler Real Estate kündigte am Montag an, den Berliner Rivalen Westgrund zu übernehmen. Das Offert, das aus Cash und Aktien bestehen soll, dürfte insgesamt etwa 370 Mio. Euro schwer sein. Immerhin soll durch die Transaktion laut "Börsen-Zeitung" aber der fünftgrößte Wohnimmobilienkonzern Deutschlands mit rund 52.000 Wohnungen entstehen.

Das Westgrund-Management signalisierte Zustimmung. "Nach erster Einschätzung begrüßen der Vorstand und der Aufsichtsrat grundsätzlich das Angebot", erklärte die Firma, deren Aktien auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 6,12 Euro kletterten. Das vollständige Offert soll in den nächsten vier Wochen vorgelegt werden. Adler plant zur Finanzierung des Deals auch eine Kapitalerhöhung. (mapu/APA, derStandard.at, 17.2.2015)