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"Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind der 'Kollateralschaden' von Ebola", sagt Hakon Bolkan, Mitarbeiter einer norwegischen Hilfsorganisation.

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Mit diesem Schutzanzug arbeiten die Helfer.

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Nach den Ebola-Infektionen von Mensch zu Mensch in Spanien und den USA wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Seuche außerhalb Afrikas. Das Ebola-Virus ist zwar sehr gefährlich, aber bei weitem nicht so ansteckend wie zum Beispiel die Masern. Entscheidend sind für Ärzte und Pflegepersonal offenbar einerseits die Ausrüstung, mehr aber noch das Training. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mehrfach darauf hingewiesen, dass es keine Indizien dafür gibt, dass sich der Erreger über andere Wege als den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten und Exkrementen überträgt.

Infektion über Schleimhäute

Eine Infektion durch winzige Tröpfchen in der Luft, die eingeatmet werden, ist weder bei der aktuellen Epidemie noch bei früheren Ausbrüchen beobachtet worden. Das Ebola-Virus gelangt durch die Schleimhäute in den Körper, beispielsweise durch Mund oder Augen. Auch Wunden und Verletzungen sind mögliche Eintrittsstellen. "Ebola ist keine über die Luft übertragene Erkrankung", stellte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fest.

"Zu diesem Zeitpunkt haben wir auch keine Hinweise darauf oder erwarten wir, dass das Ebola-Virus so mutieren könnte, dass es auch über die Luft übertragen wird", heißt es in einer Aussendung des WHO-Ebola-Notfallprogramms in Accra (Ghana). Vielmehr würden die Menschen in den betroffenen Ländern Afrikas vor allem sterben, weil sie nicht die Versorgung bekommen, die sie benötigen. Dort sollte man dringend ansetzen.

"An den möglichen Übertragungswegen durch Blut, Körperflüssigkeiten etc. hat sich nichts geändert. Bei Ebola-Viren gibt es keine Tröpfcheninfektionen wie bei Influenza durch respiratorische Sekrete, etwa beim Niesen", sagt Franz X. Heinz, Leiter des Departments für Virologie der Med-Uni Wien. Natürlich könne das Virus aber bei Zwischenfällen mit kontaminiertem Material zu Ansteckungen führen. Dabei bleibe es aber bei den primären Übertragungswegen, die bekannt sind.

Kaum Ärzte

"Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind der 'Kollateralschaden' von Ebola", sagt Hakon Bolkan, norwegischer Chirurg und Chef der Hilfsorganisation CapaCare, die in Sierra Leone seit 2011 Gesundheitspersonal ausbildet. Ebola bringe das Gesundheitswesen in dem Land zum Kollabieren. Eine Kennzahl: In Sierra Leone kommen auf sechs Millionen Einwohner rund 150 Ärzte. In Österreich gibt es allein rund 7.000 niedergelassene Ärzte mit Kassenvertrag.

Blut, Fäkalien und Erbrochenes von Patienten sind die am stärksten infektiösen Substanzen. Außerdem wurde das Virus in Muttermilch, Urin und Sperma nachgewiesen. Vor allem bei Patienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium wurde der Erreger zudem auch in Speichel und Tränen gefunden. Wenn ein Mann die Krankheit überlebt, hält sich das Virus bis zu 90 Tage im Sperma. Neben dem direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten ist es möglich, sich durch kontaminierte Gegenstände anzustecken, etwa durch Kleider von Erkrankten.

Das Video zeigt, wie der Müll eines Ebola-Opfers in Texas entsorgt wird.
Storyful, Dallas City Hall

Ansteckend erst nach Ausbruch

Mit dem Virus infizierte Menschen sind erst ansteckend, wenn sie erste Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Halsschmerzen entwickeln. Das bedeutet umgekehrt, dass Menschen in der Inkubationszeit - also in der Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit - Ebola nicht weitergeben können. Diese Zeitspanne liegt zwischen zwei und 21 Tagen.

An sich sollten die international verwendeten Schutzanzüge etc. eine Ansteckung von Ärzten und Krankenpflegepersonal verhindern. Das System von Schutzmütze, Maske, Schutzbrille, Atemfilter, entsprechender Unterkleidung, Overall, Schürze, angetaptem Handschutz und angetapten Gummistiefeln ist weltweit seit Jahren erprobt.

Doch die technischen Mittel sind nur ein Teil. So muss das Personal immer wieder geschult werden, das Prozedere beim An- und Ausziehen der Schutzkleidung genau einzuhalten. "Es gibt hier Checklisten und Abläufe, auf die genau geachtet werden muss", sagt Christoph Wenisch, Leiter der Infektionsabteilung im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Krankenhaus. So sollten beispielsweise An- und Ausziehen in den jeweiligen Schleusen immer zu zweit erfolgen. Ein Beteiligter kontrolliert den zweiten und kann auch helfen. (APA, derStandard.at, 13.10.2014)