Rund 8.000 Ebola-Erkrankungen mit 4.000 Todesfällen sind bereits registriert worden. Gegen die in Westafrika wütende Krankheit gibt es immer noch keine zugelassenen Medikamente oder Impfstoffe. Weltweit wird mit Hochdruck an Medikamenten und Impfstoffen gearbeitet.
Bald erste Impfstoff-Ergebnisse
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zwei mögliche Impfstoffe als "vielversprechend" ausgemacht und hofft, dass erste Testergebnisse für beide zur Unbedenklichkeit ab November oder Dezember vorliegen werden. Einige wenige medizinische Helfer im Ebola-Gebiet könnten - wenn die ersten Tests positiv ausfallen - ab November geimpft werden. Tests der Phase zwei, um die Wirksamkeit der Impfstoffe zu überprüfen, könnten dann in den von der Ebola-Epidemie betroffenen Ländern im Jänner oder Februar beginnen.
Der Impfstoff cAd3-ZEBOV des britischen Pharmakontzerns GlaxoSmithKline (GSK) besteht aus einem genetisch veränderten Schimpansen-Adenovirus, das für den Menschen ungefährlich ist. In dieses wurden Gene von Oberflächenproteinen von zwei Ebola-Stämmen eingefügt. Nach der Impfung sollen sie zu einer Immunreaktion gegen das Virus führen. Die ersten Tests an Menschen begannen im September in den USA und in Großbritannien, um die Unbedenklichkeit des Stoffs sicherzustellen. Weitere Tests der Phase I sind in Mali und Gambia vorgesehen. Laut WHO dürfte GSK Anfang 2015 etwa 10.000 Dosen des Impfstoffs zur Verfügung haben.
Der Impfstoff rVSV-ZEBOV, der von den kanadischen Gesundheitsbehörden entwickelt wurde, soll laut WHO ab Oktober in den USA an gesunden Freiwilligen getestet werden. Die Lizenz zur Vermarktung des Impfstoffs hat die US-Firma NewLink Genetics. Das Mittel soll über ein geschwächtes Virus für eine Viehkrankheit (Vesicular Stomatitis Virus) wirken, dem ein Ebola-Gen eingefügt wurde. Die kanadische Regierung stellte der WHO bereits 800 Dosen kostenlos zur Verfügung und könnte deren Zahl auf 1.500 bis 2.000 nach den ersten Tests erhöhen.
Wirkung noch unbekannt
Beide Vakzine haben Nicht-Primaten-Affen vor Ebola geschützt. Doch das sagt nur wenig über einen Effekt beim Menschen aus. Die US-Arzneimittelbehörde FDA sieht zwar in dringenden Fällen auch eine Zulassung von Medikamenten allein auf der Basis von Tierversuchen und Verträglichkeitsdaten von Menschen vor, doch das bedeutet auch, dass man keine herkömmlichen Wirksamkeits-Studien durchführen kann.
Das wäre schon bei Vorliegen einer solchen Möglichkeit in Staaten wie Liberia, Guinea oder Sierra Leone nur schwer möglich. Bei Ebola geht das praktisch gar nicht, hieß Mitte September in einem Bericht des US-Wissenschaftsmagazin "Science". Man könne eigentlich nur Hochrisiko-Gruppen - zum Beispiel Angehörige des Gesundheitspersonals - zu impfen beginnen und versuchen, die gesammelten Daten so zu interpretieren, dass eventuell Aussagen für eine Wirksamkeit oder Unwirksamkeit getroffen werden können, sagte dazu Adrian Hill, Direktor des Jenner Institutes in Oxford in den USA.
Hoffnung ZMapp
Anfang September hat die WHO mehrere Arzneimittel- beziehungsweise Behandlungsstrategien vorgeschlagen, die möglichst schnell entwickelt werden sollen: "ZMapp" als ein in genetisch veränderten Tabakpflanzen hergestelltes Gemisch aus drei monoklonalen Antikörpern gegen Ebola wurde einigermaßen erfolgreich an wenigen Makaken und Rhesus-Affen erprobt. Doch es standen bisher nur Mengen für rund zehn Therapien zur Verfügung. Einige hundert Dosen könnten bis Ende 2014 bereitgestellt werden. Offen sind Fragen der Lagerung (Kühlung bei minus 20 Grad Celsius, nur einmaliges Auftauen empfohlen).
Hyperimmun-Präparate (Immunglobuline) als Konzentrate von Ex-Ebola-Patienten oder immunisierten Tieren haben in Studien Affen vor Ebola geschützt, können aber nur unter den gleichen Bedingungen wie die Plasmapräparate hergestellt werden (PCR-Testung, Ausschluss anderer Krankheitserreger). Wahrscheinlich würde man Studien an Pferden durchführen. Größere Mengen könnten frühestens Mitte 2015 verfügbar sein.
Tekmira und Oligonukleotide
TKM-100802 (Tekmira) - das sind Nanopartikel mit kleinen RNA-Erbgutteilen, welche die Viren direkt angreifen und deren Vermehrung verhindern sollen. 48 Stunden nach einer künstlich gesetzten Infektion von Affen schützte das Präparat 83 Prozent der wenigen verwendeten Affen, nach 72 Stunden lebten noch zwei Drittel der Tiere. Bei gesunden Probanden zeigten sich Kopfweh, Schwindel, Herzrasen und Brustenge als Nebenwirkungen, vor allem in hohen Dosierungen. Die US-Arzneimittelagentur FDA hat den Einsatz in Notfällen genehmigt. Für die Anwendung sind Infusionen notwendig. Erst Anfang 2015 könnte eine ausreichende Menge für rund 900 Patienten vorhanden sein.
Ein sogenanntes Oligonukleotid-Präparat (AVI 7537; Sarepta) sollte ähnlich wie "Tekmira" wirken. Verabreichte man es Affen zum Zeitpunkt einer künstlich gesetzten Infektion, überlebten 60 bis 80 Prozent. In sehr frühen Studien zeigte sich auch eine möglicherweise annehmbare Verträglichkeit beim Menschen. Bis Anfang 2015 dürften aber nur rund hundert Dosen zur Verfügung stehen, vor dem Gebrauch muss das Mittel noch einmal auf seine Stabilität getestet werden.
Polymerase-Hemmstoff
Aus Japan kommt das dort für die Behandlung der Influenza zugelassene Favipiravir (T-705). Dieser Polymerase-Hemmstoff soll gegen eine ganze Reihe von Viren mit RNA-Erbgut wirken. Für die Behandlung von Ebola beim Menschen liegen bisher keine Daten vor. Da es sich um ein synthetisch hergestelltes Arzneimittel handelt, ist die Produktion größerer Mengen leichter. Allerdings, man geht davon aus, dass die Patienten 18 Tabletten am Tag einnehmen müssten. Außerdem darf eine Patientin, die das Medikament erhält, nicht schwanger werden oder es sein. Es gibt offenbar Vorräte für rund 20.000 Menschen.
Für den Wirkstoff BCX4430 ("Biocryst") gibt es bisher noch nicht ausreichende Daten über die Wirkung in Tierversuchen, auch noch keine Sicherheitsstudien an gesunden Probanden. Interferone wiederum wirken zwar bei verschiedenen Virus-Erkrankungen (z.B. chronische Hepatitis C), sie haben aber zum Teil erhebliche und belastende Nebenwirkungen. Überzeugende Daten zu positiven Effekten an Versuchstieren mit Ebola-Infektion fehlen aber noch. (APA, derStandard.at, 13.10.2014)