Wrabetz schafft seine Wiederwahl und steht weiter an der Spitze des ORF.

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Welcher Stiftungsrat wen gewählt hat.

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Armin Wolf interviewte am Wahltag seinen Chef Alexander Wrabetz. >>> Hier in der ORF-TVThek finden Sie die Langfassung

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Wien – Alexander Wrabetz wird neuer Generaldirektor des ORF. Mit 18 Stimmen setzte er sich gegen seinen Kontrahenten Richard Grasl durch.

Ein Omen? Immer dunkler werden die Wolken über dem Künigl berg, als bekannt wird, wer ab 2017 den ORF die nächsten fünf Jahre führt. Gut oder schlecht? Im Sinne von Reinigung kann der Regen auch Erleichterung bedeuten. Wrabetz merkte man sie sichtlich an: "Wirklich eine große Freude", sagte der Wiederbestellte.

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18 von 35 Stiftungsräte für Wrabetz

Seit Wochen warben die Kandidaten um die Stimmen der 35 Stiftungsräte, bis zuletzt in Terminen und Einzelgesprächen. Am Ende war Wrabetz erfolgreicher.

Der Stiftungsrat bestellt laut ORF-Gesetz den Generaldirektor. Die Mitglieder des Gremiums werden von Regierung, Parteien, Bundesländern, ORF-Publikumsrat und Betriebsrat beschickt und sind größtenteils in parteipolitischen "Freundeskreisen" organisiert.

Lange Hearings vor den Stiftungsräten

Gerungen wurde um die Stimmen der oppositionsnahen und unabhängigen Gremiumsmitglieder. Zweieinhalb Stunden dauerten Hearing und Befragung von Grasl, ebenso lang musste Wrabetz sich der Diskussion stellen.

Die Stimmung pro Wrabetz verdichtete sich früh. Der grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher sagte, er wähle Wrabetz, Grasls Konzept überzeuge ihn nicht. Embacher stimmte damit gegen den grünen Klub, der lieber den VP-nahen Grasl an der Spitze des ORF gesehen hätte.

Richard Grasl gratuliert via Twitter.

Steger rechnet mit Neuwahlen, FPÖ bastelt an neuem ORF-Gesetz

Der FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger plant mit einer Zukunft ohne Alexander Wrabetz. Dieser werde das Unternehmen wohl nur ein Jahr führen, sagte Steger am Dienstag. Der Grund? Steger glaubt an baldige Neuwahlen und eine FPÖ-Regierungsbeteiligung.

Die Partei habe ihn schon mit der Ausarbeitung eines neuen ORF-Gesetzes beauftragt. Dann werde es "nicht ohne Reformen" gehen und einen Machtwechsel geben.

Küberl und Stindl enthielten sich

Den Sieg holte Wrabetz ohne Stegers Stimme. Ihn unterstützten die SP-Stiftungsräte, Wilfried Embacher (Grüne), Hans Peter Haselsteiner (Neos) und die meisten ORF-Betriebsräte. Betriebsrätin Gudrun Stindl und Kirchenvertreter Franz Küberl enthielten sich (Grafik links).

Stiftungsratsvorsitzender Dietmar Hoscher reagierte nach der Wahl: Er betätige sich "nicht in der Kaffeesudleserei". Wrabetz antwortet mit seinem Geschäftsmodell, in dem "wesentliche Beschlüsse" gemeinsam gefasst werden sollen.

Wrabetz-Team

An den Strukturen ändert sich nun weniger: Wrabetz verspricht Direktionen für Programmdirektor, Technik, Finanzen und Radio in Personalunion mit einem der Radiosenderchefs der nationalen Radios. Das wären derzeit Georg Spatt bei Ö3, Peter Klein bei Ö1 und Monika Eigensperger bei FM4.

Wrabetz gab sich dazu bedeckt: "Über Namen sage ich heute nichts." Ebenso zur Gebührenfrage: Der werde er sich jetzt widmen. Wrabetz' Team fix angehören dürfte Kathrin Zechner für Fernsehen – ohne Information, die in neuer Struktur direkt in der Generaldirektion angesiedelt ist.

Thomas Prantner gilt als Fixstarter für den Posten des Digital Chief Officer. Für Finanzen waren zuletzt ORF-Enterprise-Chefin Beatrice Cox-Riesenfelder und OMV-Manager Michaela Huber im Gespräch. Innenpolitikchef Hans Bürger soll für eine leitende Funktion in der TV-Information bereit sein. Die Direktoren werden am 15.Sepember gewählt . >>> Mehr zu den Plänen von Alexander Wrabetz: ORF als "digitales Leitmedium": Was Wrabetz vor hat. (prie, 9.8.2016)