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Zaatari im Norden Jordaniens ist das zweitgrößte Flüchtlingscamp der Welt nach Dadaab in Kenia nahe der Grenze zu Somalia.

Foto: AP / Raad Adayleh

In den Massenmedien wird zwar weiterhin von einer Flüchtlingskrise gesprochen, doch vielmehr befindet sich die Welt – richtig: nicht nur Europa! –, wie bereits Klaus Schwertner in Alpbach treffend formulierte, in einer politischen Solidaritätskrise. Diese Diskussion an sich ist bereits in ihrem Wording eine schwer belastete und wird beinahe zur Gänze aus einer eurozentristischen Perspektive rein auf der EU-Ebene mit nationalistischen Einschlägen geführt.

Die Verteilung der Lasten (!) steht dabei im Mittelpunkt. Nur zu gern werden hierbei ökonomische und humanistische Ziele vermengt und als Last bezeichnet. Geld – wie immer – und Menschen als die Last der Staatshaushalte und somit der gesamten Gesellschaft sind die Sorgen der Politik – und diese werden eins zu eins durch die Massenmedien verbreitet.

Wie immer sind die Sichtweisen der handelnden Personen eingeschränkt und kurzsichtig. Gehandelt wird erst, wenn die tausenden hilfesuchenden Menschen nach tausenden Kilometern des Marsches vor der Haustüre stehen. Dann brauchen wir Schlafstellen, Deutschkurse und so weiter.

Nicht die Flüchtlingslager nahe Syrien vergessen

Jedoch sollten die Millionen Vertriebenen, die in Flüchtlingslagern nahe Syrien ausharren, nicht vergessen werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) können die Hilfe in den Flüchtlingscamps wie im jordanischen Zaatari – 630.000 syrische Flüchtlinge leben in Jordanien – nicht mehr aufrechterhalten. Und wenn diese Hilfe endet, dann werden sich auch jene Prognosen bewahrheiten, die von bis zu vier Millionen Flüchtlingen auf dem Weg nach Europa sprechen.

Bezeichnenderweise hat gerade Viktor Orbán, jener Mann, der auf EU-Ebene durch seinen menschenunwürdigen Umgang mit Flüchtlingen in Ungnade gefallen ist, einen Vorschlag unterbreitet, drei Milliarden Euro für diese Camps und Organisation bereitzustellen. Denn wenn die Regierungschefs der EU nicht bald einen Plan – nicht nur für Europa selbst, sondern vor allem für die Hilfesuchenden vor Ort – auf die Beine stellen, dann werden nationalistische Strömungen in großen Teilen der Union überhandnehmen und die EU-Bürger nicht nur die Auswirkungen eines womöglich gescheiterten Schengen-Abkommens zu spüren bekommen. (Matthias Keppel, 15.9.2015)