Letztes Mal baumelten Penisse auf dem Laufsteg, diesmal ging es dem amerikanischen Designer Rick Owens in seiner Kollektion um männliche Aggressionen: schwere Lederstiefel mit seitlichen Schlaufen, Lederwesten, auf dem Kopf kunstvolle Haarnester, die wie aufgeblähte Windsäcke in der Waagerechten standen.

Die Show-Präsentation fiel diesmal im Vergleich zu den letzten Saisonen allerdings ausgenommen zahm aus. Wenn da nicht Jera Diarc, langjähriges Lieblingsmodel von Owens, mit einem eigenwilligen politischen Statement gewesen wäre. Der entrollte einen Papierfetzen mit der Aufschrift "Bitte töte Angela Merkel – nicht". Rick Owens distanzierte sich von der Aktion, in die Schlagzeilen schaffte es die Show natürlich trotzdem.

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Rick Owens
Foto: apa/epa/horcajuelo/ap/zihnioglu

Raf Simons mag mittlerweile für Dior designen, seiner obsessiven Beschäftigung mit Jugend- und Musikkulturen kann er sich dafür in seinen eigenen Männerkollektionen hingeben. Diesmal inspirierte Simons Kollektion namens "Generation Communication" Mark Leckeys legendärer Found-Footage-Kurzfilm "Fiorucci Made Me Hardcore" aus dem Jahr 1999.

So manches Detail schien direkt auf dem Laufsteg gelandet zu sein: die hoch sitzenden Baggys zum Beispiel. Und dann waren da noch die bauchfreien, eng sitzenden gelöcherten Pullunder, unter denen karierte Hemden oder blasse Bauchnabel hervorspitzten. Dazu Rucksäcke, die mit Hilfe übergroßer Ketten geschultert wurden. Herzstück der Kollektion: Die weit ins Gesicht gezogenen Kapuzen aus karierten Hemdstoffen.

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Raf Simons
Foto: apa/epa/horcajuelo/ap/mori

Wenn Kim Jones eine Reise macht, dann bringt er seine Eindrücke ziemlich verlässlich in seiner Kollektion unter. Der Männermodedesigner von Louis Vuitton war diesmal in Südostasien unterwegs, dafür gabs in seiner rot-blau dominierten Sommerkollektion glänzende Satin-Jacken mit flügelschwingenden Kranichen, Paradiesvögel, schimmernde Kurzarmhemden und Sweater mit aufgestickten Äffchen zu sehen.

Außerdem rot, blau, weiße Blockstreifenmuster über Jacken und Shirts, indigoblaue Lederjacken aus Kobe-Rind, Seiden-Denim und jede Menge Halstücher, die, versehen mit dem Louis Vuitton-Schriftzug, um die Hälse der Models flatterten.

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Louis Vuitton
Foto: apa/epa/Langsdon/

Bei Dries van Noten stahl eine Frau den Männern auf dem Laufsteg die Show. Dries van Noten hatte seine Sommerkollektion den vielen Gesichtern der Marilyn Monroe und anderen "kreativen Provokateuren" gewidmet. Abzulesen war das an den Pailletten-Hummern und Leopardenmustern à la Elsa Schiaparelli oder den weiten Hosen, festgehalten von Hosenträgern, fester Bestandteil der Post-Punk-Garderobe.

Letztlich aber blieben die vielen Bilder der Monroe im Gedächtnis. Portraits und historische Pressebilder zierten hier ein Cape und da kurze Shorts und T-Shirts, ein andermal saßen Versatzstücke ihres Gesichts, entnommen Erwin Blumenfelds legendärem Marilyn-Cover auf der Vogue, auf einem Sweater.

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Dries van Noten
Foto: apa/epa/horcajuelo/ap/zihnioglu

(Anne Feldkamp, 26.6.2015)

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