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Jan Böhmermann gelingt ein Stinkefinger-Coup.

Foto: APA/dpa/Pedersen

Ob der Stinkefinger des griechischen Finanzministers Yiannis Varoufakis nun echt ist oder doch vom deutschen TV-Satiriker Jan Böhmermann erfunden wurde - darüber kann Deutschland noch tagelang diskutieren. Eines aber steht jetzt schon fest: Der Gewinner ist Böhmermann selbst. Sein medialer Coup hat ihm über Nacht einen Bekanntheitsgrad gebracht, der an jenen von Varoufakis locker heranreicht.

Schon wird gemunkelt, dass nun wohl ein legitimer Nachfolger für Harald Schmidt, für dessen Late-Night-Show in der ARD er 2009 auch gearbeitet hat, gefunden sei und dass Böhmermann künftig wohl mehr zeigen werde als eine "kleine gebührenfinanzierte Losershow", wie er seine Nische, das "Neo Magazin Royale", selbst nennt. Es läuft donnerstags um 22.15 Uhr auf ZDF neo und wird am Samstag in der Nacht im ZDF wiederholt.

Zur Not müsse man "das Programm, das man sich wünscht, eben selber machen", hat er einmal gesagt. Frech, satirisch, provokant, ein Gegenentwurf zu Helene Fischer, der "singenden Sagrotan-Flasche".

Eigentlich wollte Böhmermann, der 1981 neun Tage nach der ersten "Wetten dass ...?"-Sendung in Bremen geboren wird, Schauspieler werden. Doch als er 17 Jahre alt ist, stirbt sein Vater, es geht um die Existenz. Also arbeitet er nach der Matura bei der Lokalzeitung "Die Norddeutsche" und wechselt 1999 als Moderator zu Radio Bremen. Geschichte, Soziologie, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft studiert er nur wenige Semester.

Beim WDR-Radiosender 1Live erfindet er "Lukas' Tagebuch" und parodiert den Fußballer Lukas Podolski ("Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel") so gnadenlos, dass dieser der ARD bei der WM 2006 Interviews verweigert.

"Es macht mir Spaß, Idioten zu ärgern", sagt der Grimmepreisträger über seine Motivation. Vor einem Jahr jubelte er Stefan Raab ein Video unter, das angeblich eine asiatische Variante von Raabs "Blamieren oder Kassieren" zeigt. Raab fiel darauf herein und sendete das Video. Böhmermann feixte danach, er habe nicht geglaubt, dass es so einfach sein würde, Raab hinters Licht zu führen.

Jetzt hat sich der junge Wilde, der abends daheim auf dem Sofa mit seinen Kindern am liebsten den Spießer gibt, mit dem ganz Großen angelegt, eben mit Günther Jauch. Dem rät er süffisant, einmal tief durchzuatmen, bevor er anhand des Varoufakis-Videos demonstriert, wie leicht sich Material manipulieren lässt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 20.3.2015)