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Yiannis Varoufakis.

Foto: REUTERS/Alkis Konstantinidis

Die (vermeintliche) Manipulation aus der Sendung von Jan Böhmermann.

Foto: Screenshot
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Wien – Der Mittelfinger des griechischen Finanzministers Yiannis Varoufakis beschäftigte in den vergangenen Tagen vor allem die deutschen Medien. Seit Mittwoch am Abend stellte sich die Medienwelt die Frage, war es ein Fake oder war es keiner. Eine Geschichte in mehreren Akten und der Erklärung, dass Satire Satire ist und künftig vom ZDF auch als solche gekennzeichnet werden soll.

Doch von Anfang an: Am vergangenen Sonntag war Varoufakis in der ARD-Sendung "Günther Jauch" als Studiogast aus Griechenland zugeschaltet. Dabei zeigte der Moderator ein Video vom Subversive Festival in Zagreb aus dem Jahr 2013, in dem Varoufakis eine Rede hält. Der spätere griechische Finanzminister spricht darüber, dass Griechenland 2010 aus dem Euro austreten hätte sollen, und sagt dann den Satz: "Und dann hätte man Deutschland den Mittelfinger zeigen sollen" und illustriert diese Aussage mit der dazugehörigen Geste.

"Doctored"

Varoufakis sagte schon in der Sendung am Sonntag, das Video sei manipuliert ("doctored"), er habe den Mittelfinger sicher nie gezeigt. In deutschen Medien wurde er daraufhin als Lügner gebrandmarkt.

Am Mittwochabend platzte ein Tweet in die Welt:

Der deutsche Fernsehmoderator und Satiriker Jan Böhmermann behauptet, er habe mit den Kollegen seiner Show "Neo Magazin Royale" das Video manipuliert, der Mittelfinger sei seine Arbeit. In einem Video wird auch detailgetreu gezeigt, wie der Fake zustande gekommen sei.

NEO MAGAZIN ROYALE

Vor einigen Wochen wurde für die ZDF-Sendung von Böhmermann ein Videoclip mit dem Titel "V for Varoufakis" produziert. Schon in diesem Clip ist der Ausschnitt mit dem Mittelfinger zu sehen. Und dann habe es nicht lange gedauert, bis jemand nach dem Video mit der Rede vom Subversive Festival 2013 gesucht habe und es schließlich in der Sendung von Günther Jauch gelandet sei.

NEO MAGAZIN ROYALE

Unter dem Hashtag Varoufake wurde dann spekuliert, ob nun #Varoufake ein Fake ist oder ob es tatsächlich sein kann, dass ein Satiriker die gesamte Medienzunft so an der Nase herumführt. Vor wenigen Tagen befragte der britische "Guardian" jenen kroatischen Kameramann, der das Video von der Rede in Zagreb aufgenommen hatte. Für die Sendung "Günther Jauch" sei der Teil mit dem Mittelfinger aus dem Kontext gerissen worden, sagt dieser. In dem Gespräch wird auch der Name Jan Böhmermann erwähnt.

Jedenfalls meldete sich auch Yiannis Varoufakis auf Twitter zu Wort:

Nach den wilden Spekulationen gab es zu Mittag eine Klarstellung des ZDF. ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler sagte ironisch zu "Spiegel Online": "Wir sehen uns gezwungen, das NEO MAGAZIN ROYALE zukünftig als Satiresendung zu kennzeichnen." Für die Moderation des "heute journals" werde Jan Böhmermann "sicherheitshalber vorerst ausgeschlossen." Sprich: Das Böhmermann-Video ist Satire, er hat das Video nicht manipuliert.

Künftig erwäge das ZDF, solche Sendungen mit dem Hinweis "Vorsicht Satire!" zu versehen, schrieb der Sender auf Twitter.

Böhmermann selbst legte am Donnerstag aber zunächst noch einmal nach, bevor das ZDF aufklärte. Via Videobotschaft sagte er: "Unser Video ist zu 100 Prozent echt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Lügner. Als Entschuldigung und Zeichen des guten Willens gegenüber unseren europäischen Freunden sollten Günther Jauch und die Redaktion der 'Bild'-Zeitung umgehend die Eurozone freiwillig verlassen."

Jauch-Produktionsfirma: Beweise

In einer Presseaussendung forderte zuvor die Produktionsfirma von Günther Jauch "Beweise" von Jan Böhmermann für die Manipulation des Videos. "Nach Einschätzung mehrerer Analysten, die das Video in den vergangenen Tagen geprüft hatten, enthält der am Sonntagabend in der Sendung Günther Jauch gezeigte Videoausschnitt keine Hinweise auf eine Manipulation oder Fälschung", schreibt die Produktionsfirma i & u TV. Und: Varoufakis selbst hätte in der Nacht von Montag auf Dienstag den Link auf das Video über seinen Twitter-Kanal verbreitet. (rom, derStandard.at, 19.3.2015; Hinweis: Updates mit Stellungnahmen und Klarstellung des ZDF)