Bei den Metallerverhandlungen könnten wir Journalisten eigentlich mit Copy and Paste arbeiten. Jahr für Jahr dieselben politischen Machtspielchen. Der Abschluss sei "gerade noch verkraftbar", erklärt Arbeitgeberverhandler Christian Knill nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon. Zuvor hatte die Industrie noch vor massivem Jobabbau gewarnt.

Der Chefgewerkschafter Rainer Wimmer drohte – wie schon in den vergangenen Jahren – mit Streik und setzte Betriebsversammlungen an, um den Druck auf die Wirtschaft zu erhöhen.

De facto wissen aber natürlich beide Seiten lange vor dem offiziellen Gepoltere ziemlich genau, wie viel der anderen Seite zuzumuten ist. Die gute alte Benya-Formel (Inflation plus die Hälfte des Produktivitätszuwachses) lässt nicht rasend viel Kalkulationsspielraum.

An einem unaufgeregten Außerstreitstellen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben aber beide Seiten kein Interesse. Fast schon grotesk war die Forderung der Arbeitgeber, sich doch heuer an der (viel niedrigeren) europäischen Inflationsrate zu orientieren. Vielleicht hat das zähe Verhandeln aber auch damit zu tun, dass fast nur Männer am Tisch sitzen. Kraftmeierei (nach dem Motto: "Ich kann länger als du") ist noch immer eine Voraussetzung, um in den Kammer- und Gewerkschaftsstrukturen hochzukommen.

Die nunmehrige Einigung auf eine Lohnerhöhung von 2,1 Prozent täuscht aber darüber hinweg, dass die Sozialpartnerschaft bei den Metallern festgefahren ist. Das heikle Thema Arbeitszeitflexibilisierung wurde wieder einmal ausgeklammert. Seit Jahren gibt es nicht einen Millimeter Fortschritt in dieser Frage.

Was die zahlreichen Verhandler nach vier Lohnrunden und zig Sitzungsstunden zustande gebracht haben, könnte im Grunde auch ein automatisierter KV-Rechner erledigen. Das Ergebnis würde nur im Promillebereich von den tatsächlichen Abschlüssen abweichen. (Günther Oswald, derStandard.at, 29.10.2014)