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Es sind die Exportpartner in Europa, mit denen sich Österreichs Maschinenbauer messen. Um die Lohnerhöhungen hierzulande kleinzuhalten, soll die Mini-Inflation im Euroraum als Messlatte dienen.

Foto: dpa / Oliver Berg

Wien - Nach drei Verhandlungsrunden, von denen nur die letzte der eigentlichen Lohn- und Gehaltserhöhung für rund 120.000 Arbeiter und Angestellten der Maschinen- und Metallwarenindustrie gewidmet war, macht die Gewerkschaft Dampf. Ab Donnerstag versammeln Produktionsgewerkschaft Pro-Ge und Privatangestelltengewerkschaft GPA österreichweit die Betriebsräte der betroffenen Unternehmen, um sie über nicht erzielte Fortschritte und ihren Aktionsplan zu informieren. Dann folgt Aktionismus in Betriebsversammlungen, die bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 28. Oktober stattfinden sollen.

Empörung

Empört sind Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer und GPA-Chefverhandler Karl Proyer, weil die Arbeitgeber rund um Veit Schmid-Schmidsfelden den Mindestlohn, also die unterste Lohngruppe, nicht anheben wollen. Die Ist-Löhne wiederum sollten gemäß Angebot der Unternehmer unter der für die Herbstlohnrunde der Metallindustrie relevanten Inflationsrate bleiben. Das führe automatisch zu einem Reallohnverlust. Denn die Inflationsrate der Eurozone beträgt gerade einmal 0,5 Prozent, während die für die KV-Erhöhung relevante Marke (von Oktober 2013 bis September 2014) in Österreich bei 1,7 bis 1,8 Prozent lag.

Erinnerung an die Vergangenheit

Das erinnert Beobachter an den Streit vor gut zehn Jahren, als die Industrie mit der sogenannten "Kerninflation" operieren wollte, also der Inflation exklusive der damals sehr hohen Energiepreise. "Die Menschen müssen Mieten und Heizung hier in Österreich zahlen, nicht in der Eurozone", kontert denn auch Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer.

Arbeitgeber-Chefverhandler Schmid-Schmidsfelden verteidigte das Angebot der Industrie, den Mindestlohn von 1688 Euro nicht anzuheben, ebenso wie den europäischen Verbraucherpreisindex als Messlatte: Man konkurriere mit europäischen Produzenten und müsse das auch bei den Lohnkosten tun. Außerdem würden in Österreich hohe Gebühren und Mieten die Lebenshaltungskosten treiben, und das könne sich ja auch wieder ändern.

Wiewohl die Arbeitnehmervertreter stets auf ein umfangreiches Repertoire an Maßnahmen des Arbeitskampfes verweisen: Bereits nach drei Verhandlungsrunden macht bei den Arbeitnehmern das Wort "Streik" die Runde. Am Mittwoch starteten Fahrzeug- und Stahlindustrie getrennt ihre Kollektivvertragsverhandlungen. (ung, APA, DER STANDARD, 16.10.2014)