Bei einem Test funktionierte "Smart Poke" wie von den Entwicklern versprochen.

Foto: derStandard.at/Pichler

Es war ein kurzes Vergnügen: Einige Tage lang half eine Website namens Pokévision eifrigen Monsterjägern in "Pokémon Go" bei der Suche nach virtuellen Tierchen in ihrer Umgebung. Mit dem letzten Update für das Spiel war jedoch Schluss mit lustig. Niantic und Nintendo ersuchten die Betreiber, ihren Dienst abzuschalten, nachdem sich Niantic-Chef John Hanke schon zuvor wenig begeistert über derlei Services gezeigt hatte. Dazu wurden technische Limits gesetzt, die die Entwicklung solcher Karten erschweren.

Kritik an letztem Update

Mit der letzten Aktualisierung wurde "Pokémon Go" um einige Fehler bereinigt und erhielt Verbesserungen für die Benutzeroberfläche. Die Funktion zum Aufspüren von Pokémon in der Nähe wurde allerdings auf faktische Unbrauchbarkeit reduziert. Statt die kaputte Fußspuren-Anzeige, die vor ihrem Ausfall grobe Auskunft über die Entfernung gab, zu reparieren, strich man sie komplett. Monster in der Gegend werden nun immer noch angezeigt, die Suche ist aber weiterhin ein reines Ratespiel.

Das sorgte für einige Kritik. "Ohne Tracking ist Pokémon Go kaputt", erzürnte man sich bei Gamespot in einem Kommentar. Diese Karten hätten Mehrwert für das Spiel geschaffen, statt – wie Niantic befürchtet – den Spaß zu zerstören. Das Schweigen der Entwickler zur Zukunft der Ingame-Aufspürfunktion und dem Umgang mit Pokévision und Co. verschlimmere die Situation auch noch.

Tatsächlich äußerte sich Niantic erst mit einiger Verzögerung zur Situation. In einem Facebook-Posting erklärt man, die Fußspuren seien entfernt worden, weil sie den eigenen Ansprüchen nicht genügen würden. Man wolle aber künftig Verbesserungen hinsichtlich des Trackings liefern. Die Begrenzung von Drittservices sei wiederum aufgrund der Serverlast notwendig geworden.

Smart Poke statt Pokévision

Doch es hat nicht lange gedauert, bis die ersten Nachfolger für Pokévision gefunden waren. Einer davon ist "Smart Poke", eine im Google Play Store erhältliche App. Sie scheint die Beschränkungen durch Niantic zu umgehen, verlangt aber auch etwas mehr Mühe bei der Einrichtung.

Neben dem Download des Programms, das aktuell noch nicht für iOS zur Verfügung zu stehen scheint, sollen sich Nutzer ein separates Konto beim Pokémon Trainer Club (PTC) anlegen. Dies geht entweder nach deinem Logout direkt über die "Pokémon Go"-App oder über eine Registrierung per Browser. Der zusätzliche Account dient dazu, das eigentliche Spielkonto zu schützen, sollte Niantic damit beginnen, Nutzer des Tools zu sperren.

Features

Mit dem PTC-Login wird die Map anschließend gefüttert. Sie erfasst den Aufenthaltsort des Spielers per GPS und aktualisiert standardmäßig einmal pro Minute die Lage von Pokémon im Umkreis. Wer möchte, kann per Filterfunktion festlegen, welche Monster angezeigt werden sollen. Dazu kann zwischen den englischen, deutschen und mehreren japanischen Namensfassungen gewählt werden.

Per Seitenleiste und optionaler permanenter Benachrichtigung informiert die App über das aktuelle Monstersortiment. Ebenso wird angezeigt, wie lange die digitalen Tiere noch an der jeweiligen Stelle zu finden sind. Für seltene Exemplare lässt sich außerdem ein Vibrationsalarm einstellen und der Bildschirm automatisch einschalten. Besitzer von Smartwatches mit Android Wear können auch vom Handgelenk aus scannen. Die Karte kann sich automatisch anhand der GPS-Position des Spielers mitverschieben und für angenehmere Ansicht bei Dunkelheit in invertierten Farben betrachtet werden.

Bei einem Kurztest des GameStandard funktionierte das Tool gut. Lediglich der erste Login dauerte etwas länger. Natürlich ist auch die Performance von "Smart Poke" abhängig von der aktuellen Auslastung der "Pokémon Go"-Server.

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Screenshot: Pokemon Go

Ungewissheit

Unklar ist freilich, ob und wann Niantic Maßnahmen gegen dieses Projekt ergreifen wird – denn dort sitzt man bei diesem Katz-und-Maus-Spiel am längeren Ast. Sollte die App aus dem Play Store verbannt werden, wäre immerhin noch Sideloading möglich. Gegen andere Maßnahmen, wie die Sperrung der jeweiligen PTC-Konten oder eine weitere Reduktion der möglichen Zugriffe durch Serverabfragen, können jedoch die Macher der App, noch die Spieler etwas tun. Ungefährdet bleiben Karten, die nicht auf Spieldaten zugreifen, sondern von Spielern selbst befüllt werden – wie etwa Pokémapper.

Für sein anderes Augmented-Reality-Game, "Ingress", bietet Niantic übrigens schon lange eine Weltkarte an. Aufgrund des Spielprinzips, das zur Erhöhung des lokalen und globalen Scores der eigenen Fraktion die Errichtung von Feldern zwischen Portalen erfordert, ist ein solches Werkzeug dort allerdings unerlässlich. (gpi, 02.08.2016)