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Steht zum Verkauf: Das Wiener Funkhaus.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Die Wiener Grünen wollen eine Bausperre über das ORF-Funkhaus im vierten Bezirk verhängen. So soll laut dem Planungssprecher der Partei, Christoph Chorherr, verhindert werden, dass der denkmalgeschützte Bau rein als Wohnanlage genutzt wird. Der Verkauf des traditionsreichen Hauses, das derzeit die Sender Ö1, FM4 und Radio Wien beherbergt, läuft derzeit.

Eine Bausperre dauert laut Chorherr in der Regel drei Jahre, in dieser Zeit könne eine neue Flächenwidmung erarbeitet und auch eine spezifische Nutzung vorgeschrieben werden. Die derzeitige Widmung erlaube eine "nahezu ausschließliche Wohnungssnutzung", so die Grünen in einer Aussendung.

Baustopp könnte Investoren abschrecken

Die günstige Lage im vierten Bezirk würde den Bau neuer Wohnungen besonders lukrativ machen. Verhängt der Wiener Gemeinderat tatsächlich einen Baustopp über das Haus, wäre es für Investoren freilich bedeutend weniger attraktiv. Laut Chorherr ist die Forderung mit dem Bezirksvorsteher der Wieden (Leopold Plasch, SPÖ) akkordiert. Grüne und SPÖ befinden sich derzeit in Koalitionsverhandlungen.

Wiederholte Kritik an den Berechnungen zur Kostenersparnis durch den Funkhaus-Verkauf kommt heute von der Gruppe um Schauspieler und Regisseur Karl Markovics. Die Berechnungen des ORF würden einer professionellen Bewertung nicht standhalten. Der Wirtschaftsprüfer Günther Robol bezieht seine Analyse auf ein laut eigenen Angaben "internes Papier". Demnach sei die "Wahrscheinlichkeit von Kosteneinsparungen im Jahre 2021 wenn überhaupt nur sehr gering".

Das Mindestgebot für das zum Verkauf ausgeschriebenen Funkhauses steht bei rund 18 Millionen Euro. Die "stetig wachsende Bietergenossenschaft" werde in den Bieterprozess einsteigen, so die Gruppe um Markovics.

ORF verteidigt Pläne

Der ORF verteidigte unterdessen in einer Aussendung erneut den geplanten Verkauf der Liegenschaft. Man habe die Planungsannahmen in einem mehrjährigen, eingehenden Analyse-Prozess unter Einbeziehung externer Fachleute entwickelt und abgesichert, hieß es darin. Die Konsolidierung der ORF-Standorte im Zentrum am Küniglberg sei "eindeutig wirtschaftlicher" als die Beibehaltung des Status quo.

Update: ORF weist Zahlen zurück

In der ORF-Aussendung heißt es: "Einmal mehr wird von Herrn Robol (bewusst?) der Mindestgebotspreis mit dem erwarteten bzw. tatsächlichen Verwertungserlös verwechselt. Wenn ein Verkaufserlös von 60 Millionen Euro für das Funkhaus angesetzt wird, wie Herr Robol dies als realistisch unterstellt, wird dessen Argumentation vollends absurd und in sich widersprüchlich, denn dann fiele die Entscheidung zugunsten des Funkhaus-Verkaufs sogar noch viel deutlicher aus als in den der Investitionsrechnung zugrunde gelegten ORF-Annahmen." (sefe, APA, 4.11.2015)