Dass Schweigen bei einer Bewerbung natürlich nicht goldwert ist, wussten auch Juliana Schroeder und Nicholas Epley von der Booth School of Business der University of Chicago. Sie fragten sich aber, was bei der Entscheidung wichtiger ist: ein gut formuliertes Anschreiben oder ein netter Plausch beim Vorstellungsgespräch.

Der Untertitel der Studie – "Speech Reveals a Thoughtful Mind, Increasing a Job Candidate's Appeal" – verrät bereits das Ergebnis: Die Stimme ist das Tool zum Erfolg.

Experiment: Stimme vs. Transkript

Der Studie zugrunde liegt ein Experiment: Probanden haben dabei die Rolle von Arbeitgebern eingenommen, aber auch professionelle Recruiter nahmen am Versuch teil. Beide Gruppen bewerteten die von Bewerbern formulierten Argumente – einmal in schriftlicher Form und einmal vom Bewerber vorgetragen. Die fiktiven Bewerber und Bewerberinnen waren dabei 18 Studierende der University of Chicago Booth School. Belohnung: Ein fünf Dollar Starbucks-Gutschein.

Das Ergebnis: Wenn die Appelle der Kandidaten vorgetragen wurden, wurden sie als kompetenter, umsichtiger und intelligenter bewertet, als bei der schriftlichen Version. Laut Studienautoren wurden die Bewerber in diesen Fällen auch sympathischer eingeschätzt und es bestand ein größeres Interesse, als bei den schriftlichen Präsentationen.

Die Stimme muss gehört werden

In einem Zusatzexperiment wurden die zuvor geschriebenen Pitches von Schauspielern und Laien vorgelesen – auch hier schnitten die Bewerber ohne Tonspur schlechter ab.

Die Autoren fassen zusammen: "Wenn es darauf ankommt seinen Intellekt zu vermitteln, dann ist es wichtig, dass die eigene Stimme – wortwörtlich – gehört wird." Viele Emotionen werden nur durch die Stimme wahrgenommen – Feinheiten wie Betonung, Rhythmus und Tonlage verraten viel über die Gefühle des Gegenübers, merken die Autoren an.

Männliche vs. weibliche Stimme

Speziell geachtet wurde auch auf die unterschiedliche Bewertung von weiblichen oder männlichen Stimmen. Andere Studien würden hier unterschiedliches Aussagen – in manchen werde die weibliche Stimme als wärmer bezeichnet, andere kommen zum Schluss, dass die weibliche Stimme als weniger kompetent wahrgenommen werde. Bei Juliana Schroeder und Nicholas Epley wurden die weiblichen Stimmen in Sympathie und Gesamteindruck besser bewertet, als die männlichen. (lhag, derStandard.at, 23.4.2015)