Eugen Freund ist bei weitem nicht das erste Fernsehgesicht des ORF, das sich vom Sender direkt in die Politik rekrutieren lässt. Nachhaltige Karrieren und erfolglose Kandidaturen von Journalisten des öffentlich-rechtlichen Senders im Überblick.

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Bereits 1979 tauschte der mittlerweile verstorbene Fernsehdirektor Helmut Zilk seine Sendung "Stadtgespräche" gegen die Stadtpolitik ein und wurde für die SPÖ Wiener Kulturstadtrat. Nach dem Posten des Unterrichtsministers fand Zilk seinen politischen Traumjob und war bis 1994 zehn Jahre lang Wiener Bürgermeister.

Foto: APA/Helmut Fohringer

Während Zilks Wechsel vom Journalismus in die Politik langfristig und erfolgreich war, hatte ein anderer ORF-Journalist in der SPÖ weniger Glück: Der Fernsehmann Franz Kreuzer wurde 1985 von Fred Sinowatz als Umweltminister berufen. Er scheiterte am Management der Tschernobyl-Krise - und wechselte 1986 wieder in den Journalismus zurück.

Foto: ORF

Bei der Nationalratswahl 2002 kandidierte "Zeit im Bild"-Präsentator Josef Broukal für die SPÖ. Aus dem Traum, Wissenschaftsminister zu werden, wurde nichts. Stattdessen wurde Broukal stellvertretender Klubobmann sowie Wissenschaftssprecher der SPÖ. 2008 endete seine politische Karriere.

Foto: ORF/Ali Schafler

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Wesentlich weiter brachte es die frühere "Zeit im Bild"-Moderatorin Ursula Stenzel. Sie zog 1996 für die ÖVP als Spitzenkandidatin in die Europa-Wahl - und war bis 2005 ÖVP-Delegationsleiterin im Europäischen Parlament. Mit der Wien-Wahl 2005 wurde sie erstmals Bezirksvorsteherin in der Inneren Stadt.

Bei Europa-Wahlen sind Ex-ORFler generell beliebt: Bei der EU-Wahl 1996 kandidierte Hans Kronberger erstmals für die FPÖ. 2004 klappte seine Wiederwahl jedoch nicht. Kronberger war zwar Spitzenkandidat, doch der Listendritte Andreas Mölzer führte erfolgreich einen Vorzugsstimmenwahlkampf gegen Kronberger.

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Ebenso wie Kronberger aus der "Argumente"-Redaktion des ORF kam auch Hans-Jörg Schimanek. 1993 wechselte er für die FPÖ vom ORF auf einen Landesrats-Sitz in Niederösterreich, 2005 trat er erfolglos als BZÖ-Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl an und wurde Bezirksrat in Wien-Floridsdorf.

Foto: STandard/Robert Newald

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Die ORF-Journalistin Karin Resetarits kandidierte wiederum erstmals für die Liste von Hans-Peter Martin, wechselte aber bald zur Liberalen Fraktion im EU-Parlament. Für das LIF trat sie - erfolglos wie die Partei insgesamt - auch als Spitzenkandidatin in Salzburg bei der Nationalratswahl 2008 an.

Foto: Reuters/Franz Neumayr

Bei der Nationalratswahl 1999 kandidierten zwei ORF-Frauen für die Freiheitlichen: Die "Radio-Stimme" Jutta Wochesländer schaffte es ins Parlament, erhob ihre Stimme dort aber nur selten. "Willkommen-Österreich"-Moderatorin Theresia Zierler (Bild) hingegen stieg bis zur steirischen Spitzenkandidatin und zur Generalsekretärin auf - und dann wieder zur einfachen Abgeordneten ab. Sie kehrte der Politik den Rücken und arbeitet heute als Medienberaterin.

Foto: STANDARD/Cremer

In den Nationalrat schaffte es auch die ehemalige österreichische Eiskunstläuferin und Fernsehmoderatorin Ingrid Wendl. Von 2002 bis 2006 saß sie für die ÖVP als Abgeordnete im Hohen Haus. Seit 2006 ist auch Gertrude Aubauer, einstige Moderatorin der Sendung "Hohes Haus", für die ÖVP im Parlament.

Foto: STANDARD/Cremer

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In der Kärntner Kommunalpolitik etablierte sich der einstige Jugoslawien-Berichterstatter und Bonn-Korrespondent des ORF, Gerhard Seifried. Von 1998 bis 2011 war er Bürgermeister der SPÖ in der Bezirkshauptstadt Wolfsberg.

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Auch das Team Stronach fischte im öffentlich-rechtlichen Gewässer. So wurde die ehemalige ORF-Generaldirektorin Monika Lindner (Bild) gleich als Listenzweite für die Nationalratswahl im vergangenen Jahr präsentiert - um nach einem Zerwürfnis wenige Tage später der Partei den Rücken zu kehren. Ihr Mandat nahm sie als "wilde Abgeordnete" dennoch an, nach einiger öffentlichen Empörung legte sie dieses aber im November 2013 zurück.

Auch der ehemalige ORF-Landesdirektor Willy Haslitzer kandidierte - in Kärnten - für den quer eingestiegenen Milliardär, eine Karriere als Landtagsabgeordneter blieb ihm aber versagt.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

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Eine der kürzesten Karrieren als Polit-Einsteiger hat der ORF-Wirtschaftsjournalist Walter Sonnleitner hinter sich. Das Wiener BZÖ holte ihn als Spitzenkandidat. Doch auch der Promi-Bonus konnte nichts ausrichten, der Einzug in den Gemeinderat wurde klar verfehlt. 

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

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Ebenso verhalf auch der Ex-"Willkommen-Österreich"-Moderator Reinhard Jesionek 2002 dem Liberalen Forum nicht wieder ins Parlament. (APA, 13.1.2014)

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