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Sowohl Sony als auch Microsoft werden in den nächsten 18 Monaten neue Spielkonsolen auf den Markt bringen, die die aktuellen Modelle zwar nicht ablösen, aber Konsumenten die Möglichkeit bieten, PS4- und Xbox-One-Spiele in schönerer Grafik zu erleben.

Die PS4 Neo (Codename) soll mit einer Rechenleistung von 4,2 TFLOPS mehr als doppelt so stark wie die PS4 sein, die neue Xbox "Project Scorpio" mit 6 TFLOPS sogar viermal stärker als die Xbox One. Beide Hersteller wollen damit Kunden bedienen, die sich einen modernen Fernseher mit 4K-Auflösung anschaffen und schärfere Bilder genießen wollen. Neben Videos und Blu-rays sollen so auch Konsolen-Games in dem neuen Auflösungsstandard erstrahlen.

Zu ambitioniert?

Wie eine Analyse der Hardware-Spezialisten von Digital Foundry erklärt, könnte dieser Plan doch selbst mit dieser deutlichen Leistungssteigerung etwas zu ambitioniert sein – zumindest wenn man von heute verfügbaren Technologien ausgeht.

"Basierend auf existierender AMD-Radeon-Technologie liefert eine 6TFLOPS-Grafikkarte nicht genügend Leistung für ein überzeugendes 4K-Erlebnis", schreibt Digital Foundry. Aktuelle AMD-Grafikkarten mit ähnlicher Leistung würden sich schwer tun, bei so einer hohen Auflösung flüssige 30 Bilder pro Sekunde auszugeben. Dafür brauche es aktuell mehr als 8 TFLOPS.

Hoffnungsschimmer Optimierung

Wie die Seite anmerkt, gäbe es aber Grund zur Hoffnung, dass einerseits die nächste Grafikchip-Architektur, die bei der Scorpio zum Einsatz kommt, Optimierungen mit sich bringt, und andererseits, dass Entwickler erfahrungsgemäß mehr aus Konsolenhardware herausholen können als aus vergleichbarer PC-Hardware. Titel wie "Uncharted 4" und "Forza Horizon 3" lassen grüßen.

Gut möglich sei, dass Microsoft hier ähnlich wie bei der Xbox One auf Skalierung setzen wird. Damit würden Spiele zwar nicht mit voller 4K-Auflösung berechnet, doch könnten auf 4K-Fernsehern so dennoch ansehnliche Ergebnisse erzielt werden. "Wir haben exzellente Resultate mit Auflösungen von 3200x1800 Pixel gesehen, die auf 4K hochskaliert wurden", so die Analysten. Gleichzeitig bedeute dies, dass die Scorpio mit aktuellen Virtual-Reality-Anforderungen kein Problem haben sollte.

Interessant ist, dass Microsoft sich offenbar selbst noch nicht ganz sicher zu sein scheint, was man mit der Leistung erreichen möchte. Während Xbox-Chef Phil Spencer noch gegenüber Eurogamer betonte, dass die Scorpio nur etwas für Spieler mit 4K-Fernseher sei, erklärte er nun gegenüber Videogamer, dass es Entwicklern frei stehe, die 6 TFLOPS nach Belieben zu nutzen.

Unterschiede

Für die PS4 Neo dürften native 4K-Spiele trotz einschlägiger Kommunikation jedenfalls kaum möglich sein. Anstelle dessen könnte Sony, wie aus zuvor durchgesickerten Entwicklerdokumenten hervorgeht, künftig andere Vorzüge wie höhere Bildraten und mehr grafische Details bei bestehender 1080p-Auflösung im Sinn haben. 4K-Fernseher dürfte man wohl mit Skalierung bedienen.

Interessant ist, dass Microsoft und Sony zwar ähnliche Ziele mit ihren Zwischenkonsolen verfolgen, aber auf unterschiedliche Vermarktungsstrategien setzen. Beide Hersteller ließen bereits verlautbaren, dass Scorpio und Neo keine Generationsablöse darstellen und die gleichen Spiele wie XBO und PS4 erhalten werden. Sie seien für Enthusiasten gedacht, die sich nach grafischen Fortschritten sehnen. Auf der anderen Seite scheint Sony mit der Neo auf ein günstigeres und baldigeres Upgrade abzuzielen (vermutlich noch 2016), während Microsoft bereits betonte, dass die für Ende 2017 gedachte Scorpio nicht günstig werde. Wie viel die Konsolen tatsächlich kosten werden, bleibt jedoch abzuwarten.

Neue Zyklen

Während Microsoft die Scorpio ohne ein einziges Spiel bereits jetzt enthüllte, will Sony die Neo erst vorstellen, wenn es genügend Games gibt, die davon profitieren. Alle auf der E3 gezeigten Spiele seien dementsprechend auf der Standard-PS4 gelaufen. Die Präsentation der Neo wird für die Gamescom oder die Tokyo Game Show erwartet.

Spannend zu verfolgen wird sein, wie sich durch die unterschiedlich angesetzten Zwischenkonsolen der Zyklus von PS4 und XBO ändern wird. Gut möglich, dass "PS5" und "Xbox Two" dadurch im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht gleichzeitig auf den Markt kommen werden. (zw, 16.6.2016)