Außenaufnahme des Green Tower, Sitz von Servus TV in Wals bei Salzburg.

Foto: APA / Franz Neumayr

Wien/Wals – Ungläubiges Staunen, wortreich dargebrachte Dankbarkeit, bloße Verachtung: Das emotionale Spektrum reicht weit, nachdem Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz wie berichtet am Mittwoch das tags zuvor verkündete Ende von Servus TV zurücknahm und weiteren Sendebetrieb versprach.

Nach Erleichterung stellt sich freilich auch eine gewisse Katerstimmung ein. Mit der Aktion habe Mateschitz "ein für alle Mal erreicht, dass es nie einen Betriebsrat geben wird", sagt ein Mitarbeiter zum STANDARD. Die Liste, auf der mehr als 200 Mitarbeiter unterzeichneten, sie würden keinen Betriebsrat wollen, sei unter größtem sozialem Druck und nicht anonym entstanden. Bekannt sei nun eben auch, wer nicht unterschrieben habe. Ganz viele hätten gegen ihre Haltung unterschrieben: "Ohne Druck würde das Ergebnis anders aussehen", sagen Insider.

Gerüchte um abgekartetes Spiel

Wie groß die Verunsicherung ist, zeigen Gerüchte, wonach die ganze Aktion ein abgekartetes Spiel gewesen sein könnte: Danach wäre die Doodle-Umfrage zur Betriebsratsidee auf Betreiben Mateschitz’ in Umlauf gebracht worden, um Befürworter mundtot zu machen. Dafür spreche, dass Mateschitz noch vor ein paar Wochen mit seinem neuen Senderchef Ferdinand Wegscheider detaillierte Programmpläne vor der Belegschaft diskutiert habe.

Das mag weit hergeholt sein, aber als sicher gilt, dass Mateschitz sich mit Gewerkschaftern einigte, nachdem die Mitarbeiter in bestem Wissen und Gewissen um des Erhalts ihrer Jobs willen ihre Belegschaftsrechte für immer geopfert haben. Der Firmenpatriarch dürfte aber auch selbst froh sein um den Verbleib: Das Sender-Aus hätte massive Rechtsstreitigkeiten nach sich gezogen. Verträge, Kooperationen, Sendelizenzen lassen sich nicht so einfach kündigen.

Erleichterung von außen

Erleichterung kommt auch von außen: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz "begrüßt insbesondere für Mitarbeiter und Lieferanten, dass Herr Mateschitz sein Mäzenatentum für den Sender fortsetzt". Helmut Brandstätter, "Kurier"-Chef und Moderator von Servus TV, ist für die Mitarbeiter "natürlich sehr froh".

Brandstätter regt an, über die heimische Medienlandschaft "nachzudenken". Der ORF habe "viel Geld und kauft damit zum Teil einfach Serien ein". Gratiszeitungen würden ebenfalls vom Staat finanziert, obwohl der Presserat regelmäßig Verurteilungen ausspreche. Wo es um Qualität, aber auch um Kontrolle der Politik gehe, werde seit Jahren nur mehr gespart. (prie, 5.5.2016)