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Avanciert zur größten Gefahr für Hillary Clinton: Polit-Urgestein Bernie Sanders.

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Sanders bei einer Wahlkampfveranstaltung an der University of Washington.

Foto: Joshua Trujillo / seattlepi.com via AP

Als Bernie Sanders Mitte April seine Bewerbung um die demokratische Präsidentschaftskandidatur bekanntgab, galt er als linker Sonderling mit Außenseiterchancen. "Offenbar wollen manche Leute einen grasrauchenden Sozialisten im Weißen Haus sehen", scherzte US-Präsident Barack Obama kurz darauf bei einem Pressedinner über den 73-jährigen Senator für den Bundesstaat Vermont. Nun hat dieser die Favoritin Hillary Clinton erstmals in einer Vorwahl-Umfrage für den wichtigen Bundesstaat New Hampshire überholt.

In den letzten Wochen zeigte sich, dass niemand derzeit die Massen so mobilisieren kann wie Sanders. 1,6 Millionen Fans hat er auf Facebook, Zehntausende kommen in diesen Tagen zu Wahlveranstaltungen, um den kleinen weißhaarigen Brillenträger zu sehen. Schon 250.000 Unterstützer spendeten seiner Kampagne insgesamt rund 15 Millionen US-Dollar (13,5 Millionen Euro), damit liegt er bei den Spendeneinnahmen nach Clinton auf Platz zwei aller derzeitigen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur.

Engagement in der Bürgerrechtsbewegung

Sanders stammt aus einer polnisch-jüdischen Einwandererfamilie, die Angehörigen seines Vaters wurden Opfer des Holocausts. In den 1960er-Jahren zog er zum Studium von New York nach Chicago, wo er sich in der Bürgerrechtsbewegung engagierte. 1963 nahm Sanders am Marsch auf Washington teil, wo Martin Luther King seine legendäre "I Have a Dream"-Rede hielt.

Nach einem Kurzaufenthalt in Israel zog er nach Vermont, wo er 1981 mit einem Vorsprung von nur zehn Stimmen Bürgermeister von Burlington wurde. Nach vier Amtszeiten wechselte er als Abgeordneter in den Kongress, und 2007 wurde er parteiloser Senator.

Linke Forderungen

Sanders, der vier Kinder und sieben Enkelkinder hat, fällt nun mit Forderungen wie kostenloser Hochschulbildung, einem flächendeckenden Mindestlohn und einer umfassenden Krankenversicherung auf – bezahlen will er die Reformen mit Steuern auf die Einkommen der Reichen. Er bezeichnet sich als Sozialist – ein beliebtes Schimpfwort unter seinen konservativen Gegnern. Für US-Verhältnisse sind seine Positionen extrem, in Europa würde er wahrscheinlich als linker Sozialdemokrat durchgehen.

Seinem Einsatz für Bürgerrechte und gegen den Krieg blieb er über die Jahre treu. Er veröffentlichte 1987 sogar unter dem Titel "We Shall Overcome" ein Album. Und er ist der einzige Bewerber im Rennen, der im Kongress sowohl 1991 als auch 2002 gegen den US-Einsatz im Irak stimmte. (Noura Maan, 13.8.2015)