Bryan Henderson wird bald 21 und wartet immer noch auf seine digitale Gottwerdung.

Foto: Bryan Henderson/Twitter

Games-Legende Peter Molyneux ist nicht unbedingt dafür bekannt, bescheidene Ankündigungen zu machen. So auch bei der "Curiosity Challenge", bei der er Spieler rund um die Welt gemeinsam ins Innere eines gigantischen Bausteinwürfels vordringen ließ. Dem Gewinner, jener Person, der den innersten Teil des Konstrukts auflöst, sollte ein Preis winken, der sein "Leben verändern werde".

Am 26. Mai 2013 war es der Schotte Bryan Henderson, der ein letztes Mal auf den "Curiosity Cube" klickte, ehe er in einem aufpoppenden Fenster ersucht wurde, sich per E-Mail an einen der Angestellten des Entwicklerstudios 22Cans zu wenden.

Fast zwei Jahre später...

Versprochen worden war ihm, im spirituellen Nachfolger von "Populous", dem Spiel "Godus", zum "Gott der Götter" erhoben zu werden. Solange seine Herrschaft dauere, interpretiert Eurogamer vorliegende Informationen, werde er mit einem Prozent an den Einnahmen aus dem Spiel beteiligt.

Der damals 18-Jährige nähert sich seinem einundzwanzigsten Geburtstag. Doch bis heute führt er keine himmlische Existenz im digitalen Universum von Molyneux. Genauer gesagt wurde die Rolle des Obergotts noch nicht einmal entwickelt. Neben dem neuen Projekt "The Trail" ist "Godus" zu einer Art Stiefkind von 22Cans geworden.

22cans

Kommunikation eingestellt

Doch das ist nicht das einzige Problem. Auch die Kommunikation Seitens der Entwickler gegenüber Henderson lässt schon länger zu wünschen übrig. Kurz nachdem Henderson sich zum Sieger gemacht hatte, wurden er und ein Freund nach London zu einem Besuch bei den Entwicklern eingeladen. Dort sprachen sie mit Molyneux und anderen Mitgliedern, Henderson konnte auch eine frühe Version von "Godus" anspielen. 22Cans schickte ihm außerdem ein signiertes Poster und ein T-Shirt per Post.

Kurz danach riss der Kontakt ab. Informationen zum Status Quo bekam "der Gott, den Molyneux vergaß" (so die Titelzeile von Eurogamer) nur noch, wenn er von sich aus eine E-Mail an das Team schrieb. Daraus wurde ein monatliches Ritual. Meist dauerte es lang, ehe er eine Antwort erhielt und oft waren die Repliken ausweichend. Mehrmals hieß es, man müsse zuerst verschiedene andere Dinge in das Spiel bringen, ehe man seinen Preis realisieren könne. Man werde aber das eigene Versprechen erfüllen, wenn das Spiel "fertig" sei.

Auf Sparflamme

Eine zeitliche Verpflichtung war 22Cans im Vertragswerk zum Gewinn ohnehin nicht eingegangen. Neben dem "God of Gods"-Feature fehlen dem Titel auch noch andere Funktionen, die man im Rahmen der Kickstarter-Kampagne zur Finanzierung noch vollmundig versprochen hatte. Etwa die "Hubworld", die Multiplayer-Spiele ermöglichen sollte. Auch ihre Zukunft ist ungewiss, was auch Seitens der Kickstarter-Unterstützer für Kritik sorgt.

Während Henderson die regelmäßige Kontaktaufnahme mittlerweile enttäuscht aufgegeben hat, mangelt es bei 22Cans an Ressourcen. Die mobile Version von "Godus" wirft genug ab, um die Entwicklung mit dem längst verkleinerten Team auf Sparflamme fortzusetzen. Aufwärts gehen soll es mit dem Release von "The Trail", von dem man sich mehr erhofft. Henerson glaubt derweil weiter, dass 22Cans seinen Ruf nicht vollends dadurch ruinieren werden wolle, in dem man das Versprechen letztlich nicht erfüllt.

Molyneux nimmt Schuld auf sich

Ein kleiner Lichtblick am Horizont ist für ihn, dass sich nun Molyneux persönlich eingeschalten hat. "Ich muss mich absolut und kategorisch entschuldigen", erklärt er gegenüber Eurogamer. Er nehme die Verantwortung für die fehlende Kommunikation auf seine eigenen Schultern und verspricht, dass man ab sofort regelmäßig Kontakt mit dem Gewinner pflegen werde.

Die Verzögerungen seien zum Großteil einem Serverwechsel von "Godus" und der damit verbundenen Notwendigkeit zur Entwicklung neuer Technik geschuldet gewesen. Derzeit arbeite man am Kampfsystem, jenem Feature, das für die Verwirklichung der Hubworld noch fehle. Diese wiederum bringe jene Mechaniken mit, die wiederum eine sinnvolle Umsetzung eines "Gott der Götter" erlaube, da dieser auch herausgefordert werden können müsse.

Kein Plan B

Doch dafür müsse man zuallererst die Schwierigkeiten mit den Servern ausmerzen. Letztlich kann auch Molyneux nicht garantieren, dass die Umsetzung passieren werde, er würde aber "alle Anstrengungen" dafür unternehmen. Das Kampfsystem soll laut Plan in der ersten Aprilwoche fertig sein. Einen Plan B für das Scheitern der Multiplayer-Entwicklung, gibt es nicht. Dazu, berichtet Eurogamer von internen Quellen, arbeitet der Großteil der rund zwei Dutzend Mitarbeiter mittlerweile am neuen Spiel.

Für Henderson bleibt bislang wenig mehr übrig, als mehr Follower auf Twitter, aus der Zeit, als sich diverse IT-Medien um Interviews mit ihm als "Curiosity"-Gewinner rissen. Der Andrang ist längst vorbei. Die längst nicht mehr funktionierende App hat er, als Erinnerung an den schönen Moment seines Siegs, immer noch auf seinem Handy installiert. (gpi, derStandard.at, 12.02.2015)