Paris - Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq, Autor des kontroversiellen Romans "Soumission" (Unterwerfung), hat in einem Interview, das der französische Sender Canal+ am Montagabend ausgestrahlt hat, sehr bewegt erklärt: "Oui, je suis Charlie" ("Ja, ich bin Charlie"). Das Gespräch war am Donnerstag, dem Tag nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", aufgezeichnet worden.

Es handelt sich dabei um das letzte Interview, das Houellebecq vor seiner Entscheidung, "Soumission" nicht weiter zu bewerben, gegeben hat. Der Autor beschreibt in dem Roman das Leben in Frankreich unter einem muslimischen Präsidenten. Die Ausgabe von "Charlie Hebdo" vom vergangenen Mittwoch hatte eine Karikatur über den Schriftsteller auf der ersten Seite.

Houellebecq, der beschlossen hat, Paris zu verlassen, zeigte sich auch sehr getroffen vom Tod seines Freundes Bernard Maris, der bei dem Mordanschlag auf die Satirezeitschrift getötet wurde. "Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass jemand, den ich kenne, ermordet wurde", sagte der Autor laut AFP mit klammer Stimme.

"2015 verliere ich meine Zähne, 2022 mache ich Ramadan", hieß es in der Karikatur Houellebecqs auf der "Charlie Hebdo"-Titelseite. Auf die Zeichnung angesprochen, meinte er: "Sie ist nicht schlecht." Im Blattinneren waren dem Roman, der an der Spitze der Amazon-Charts in Frankreich steht, mehrere Seiten gewidmet worden. "Mein Buch ist nicht islamophob", versicherte Houellebecq im Interview. "Ich möchte nicht, dass man einerseits sagt 'ihr seid frei' und mit mir dann andererseits über Verantwortung redet. Es gibt in der Meinungsfreiheit keine Grenzen." (APA, 13.1.2015)