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Backcheck: Auffälligkeiten, Anekdoten und Analysen aus der EBEL. Jeden Dienstag.

Rund um die bevorstehenden Feiertage verdichtet sich die Handlung in der Erste Bank Eishockey Liga wieder. In den kommenden 26 Tagen kommen gleich 69 Partien zur Austragung, ehe Mitte Januar nach einer Zwischenabrechnung das Teilnehmerfeld in zwei Hälften geteilt wird.

Zurück auf der Erfolgsspur

Am 24. November verlor der EHC Linz in Villach mit 3:7, Torhüter Mike Ouzas wurde nach gut 26 Minuten und fünf Gegentoren entnervt ausgewechselt. Zwei Tage später, als die Black Wings auch in Salzburg unterlagen, musste der kanadische Goalie mit kroatischem Pass (zum erst dritten Mal in der laufenden Saison) auf der Bank schmoren.

Doch diese Nachdenkpause hat Ouzas genützt, er sammelte sich und kehrte in bestechender Form ins Tor der Oberösterreicher zurück. Seither gewann Linz sechs Mal am Stück, der Schlussmann musste dabei im Schnitt nur 1,50 Gegentreffer pro Spiel hinnehmen und hielt 94,86 Prozent der auf ihn abgegebenen Schüsse. Die aktuelle Siegesserie ist die längste in der EBEL-Karriere von Ouzas, insgesamt hat der Meister von 2012 im bisherigen Spieljahr 19 der 27 Partien gewonnen, in denen er von Beginn an im Tor stand.

Wie ihr Goalie haben in den letzten beiden Wochen auch die Black Wings insgesamt wieder zu alter Stärke gefunden, zur Tabellenspitze fehlen nur noch drei Zähler. Trainer Rob Daum und sein(e) System(e) sind über jegliche Zweifel taktischer Natur erhaben, wie lange die Saison an der Unteren Donaulände wirklich dauert, wird davon abhängen, wie viel Stabilität die Defensivabteilung - und im Besonderen Mike Ouzas - im März aufs Eis bringt.

Am Ende und in Überzahl stark

Am Dienstag gastiert mit Orli Znojmo ein ausgewiesener Angstgegner in Linz, die Tschechen haben zuletzt die ihnen bereits vor zwei Monaten zugeschriebenen Potenziale sehr erfolgreich in Punktgewinne umgemünzt. Während Richard Jarůšek, teaminterner Topscorer im Vorjahr, nach einer Gehirnerschütterung erst langsam auf Touren kommt, springt für ihn Adam Havlík in die Bresche. Er konnte seine Punkteausbeute im Vergleich zur letzten Spielzeit gleich um 122 Prozent steigern.

Seit der Verpflichtung des finnischen Goalies Sasu Hovi hat Znojmo in 22 von 28 Spielen gepunktet, wesentlichster Erfolgsfaktor in den letzten Wochen war jedoch das Powerplay. Bei jedem ihrer jüngsten zwölf Auftritte konnten die Adler in Überzahl anschreiben, alleine in den letzten sieben Partien traf man bei numerischer Überlegenheit öfter als Olimpija Ljubljana oder die Graz 99ers in der gesamten Saison. Zudem macht sich der gute körperliche Zustand des Teams bezahlt: Znojmo ist die erfolgreichste Mannschaft der Liga im zweiten Spielabschnitt und hat keines seiner letzten zwölf Schlussdrittel verloren.

Mit Effizienz zur Tabellenführung

Mit Erfolgen in Dornbirn und Bozen haben die Vienna Capitals am vergangenen Wochenende ihre Siegesserie verlängert, aktuell hält der seit Sonntag neue Tabellenführer bei acht doppelten Punktgewinnen am Stück. Nur zwei Streaks in der gesamten Vereinsgeschichte - beide in der Meistersaison 2004/05 - hielten bisher länger. Neben der trotz personeller Fluktuation unverändert staubtrocken agierenden Defensive ist Wiens Effektivität einer Hauptgründe für den aktuellen Erfolg: Die Capitals führen die EBEL an, obwohl gleich drei Mannschaften (Salzburg, Villach, Linz) in ihren bisherigen Saisonspielen prozentuell gesehen länger in Führung lagen.

Am Freitag wartet auf den Vizemeister das Spitzenspiel gegen den momentan punktegleichen EC Salzburg, bei dem Thomas Raffl nach seiner Sperre ins Team zurückkehren wird. Verzichten müssen die Bullen hingegen auf Matthias Trattnig, der nach seinem Check gegen Colton Yellow Horn im Open Air-Spiel gegen Székesfehérvár vier Mal zusehen muss.

Defensive Baustellen

In der unteren Tabellenhälfte präsentierte sich zuletzt der Dornbirner EC in guter Form, die Vorarlberger punkteten in sechs ihrer letzten acht Spiele. Im sich langsam zuspitzenden Kampf um die Bonuspunkte für die Qualifikationsrunde brachten sich die Bulldogs damit in eine gute Ausgangsposition.

Speziell im Hinblick auf die zehn über Erfolg und Misserfolg der Saison entscheidenden Partien ab 17. Januar muss Dornbirn aber seine Defensivleistungen verbessern. Bisher kassierte nur der HC Innsbruck (4,24) mehr Gegentore pro Spiel als das Team von Dave MacQueen (3,69). Problematisch ist, dass Adam Dennis im Tor in Ermangelung eines adäquaten Backups kaum Pausen bekommt - eine transferpolitische Verfehlung, die dem Klub noch teuer zu stehen kommen könnte.

Generell ist das Spiel bei gleicher Anzahl an Akteuren am Eis deutlich ausbaufähig (Tordifferenz in diesen Situationen: -21), auch die bescheidene Erfolgsquote im Unterzahlspiel erregt Besorgnis. Richtig stark ist Dornbirn dafür im Powerplay: Ligaweit sind bei numerischer Überlegenheit nur die in der Spitzengruppe der Tabelle angesiedelten Adler aus Villach und Bullen aus Salzburg effektiver.

Zwei Niederlagen für das U20-Nationalteam

Zehn Spieler, die in diesem Jahr bereits auf EBEL-Eis standen, haben es in den Kader des U20-Nationalteams geschafft, das seit Sonntag bei der Weltmeisterschaft der Division 1A (zweithöchste Klasse hinter der zehn Nationen umfassenden Topgruppe) in Sanok im Einsatz ist. In Polen schließt sich dabei ein Kreis: Erstmals seit den Titelkämpfen 1991 in Tychy und Oświęcim oder 23 Nachwuchsjahrgängen steht kein Spieler des Villacher SV im wichtigsten Juniorennationalteam.

Head Coach Dieter Kalt und seine Assistenten Christoph Brandner und Reinhard Divis hatten bei der Zusammenstellung des WM-Kaders jedoch nur wenig Spielraum, zu klein ist der Kreis potenzieller Kandidaten. So haben es gleich vier Cracks aus dem U18-Team in das Aufgebot geschafft, in dem es im Allgemeinen vor allem an Rollenspielern für die hinteren Linien mangelt.

Zum Turnierauftakt unterlag Rot-Weiß-Rot Dänemark mit 1:3, am Montag folgte ein 1:4 gegen Belarus. Speziell gegen die Osteuropäer sah Österreich kaum Land, ein Torschussverhältnis von 6:43 dokumentiert den Charakter der über 40 Minuten erfolgreichen Abwehrschlacht, die erst im Schlussdrittel verloren wurde. Weitere Gegner im Kampf um den Klassenerhalt sind A-Gruppen-Absteiger Lettland (Mittwoch) sowie Slowenien (Donnerstag) und Polen (Samstag). (Hannes Biedermann; derStandard.at; 17.12.2013)