Gerald Klug: "Für eine Umdeutung ist kein Platz."

Foto: Matthias Cremer/DER STANDARD

"Der 8. Mai ist ein Tag der Freiheit und der Freude. Das ist die einzig richtige Deutung, es gibt keine andere Interpretation", erklärte Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz in der Krypta am Wiener Heldenplatz. Jenem Ort, an dem bis zum Jahr 2012 Burschenschafter in voller Montur und mit Fackeln in der Hand zum "Totengedenken" aufmarschierten.

Dieses Jahr wird die Befreiung vom Nationalsozialismus auf Klugs Betreiben von 7 bis 18 Uhr mit einer Bundesheer-Mahnwache für die Opfer des Faschismus und einem anschließenden "Fest der Freude" gefeiert, organisiert vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Dazu spielen die Wiener Symphoniker ein Gratiskonzert. Damit wird dieses Jahr der Aufmarsch der Burschenschafter am Heldenplatz verhindert. Mit derStandard.at. sprach Klug über den antifaschistischen Grundkonsens und sein Bestreben, auch in Zukunft den Burschenschafter-Aufmarsch zu verhindern.

derStandard.at: Warum hat es so viele Jahre gedauert und warum hat es Sie als Minister gebraucht, dass ein Aufmarsch der Burschenschafter am 8. Mai am Heldenplatz nicht mehr möglich war?

Klug: Ich beschäftige mich seit dem 7. März lieber mit Aktionen und Signalen, die in der Zukunft passieren sollen, und freue mich, dass es mir jetzt möglich ist, als Verteidigungsminister auch in diesem Zusammenhang deutliche politische Signale zu setzen. Und in diesem Zusammenhang ist mir auch die zukünftige Ausrichtung ein besonderes Anliegen.

derStandard.at: Glauben Sie, dass der antifaschistische Grundkonsens in den letzten Jahren von der österreichischen Spitzenpolitik vernachlässigt wurde?

Klug: Meine Eindrücke sind, dass dieser Grundkonsens deutlich platziert wurde. Aber dort, wo ich in meiner politischen Verantwortung deutliche Signale und positive Beiträge leisten kann, damit es zu keiner geschichtlichen Umdeutung kommen kann, bemühe und engagiere ich mich. Ich freue mich sehr, dass damit ein deutliches Zeichen gesetzt werden kann.

derStandard.at: Die Burschenschafter sehen das anders. Sie sagen, sie hätten ihr Ziel erreicht und dem "Gedenken an die Toten wird dieses Jahr ein würdiger und offizieller Rahmen gegeben".

Klug: Meine Aufgabe ist klar und deutlich: Ich habe für morgen eine Mahnwache von 7 bis 18 Uhr für die Opfer des Faschismus angeordnet. Für eine Umdeutung ist kein Platz. Ich möchte dafür sorgen, dass das morgige Zeichen sehr deutlich ausfällt.

derStandard.at: Dass diese Mahnwache stattfindet, hängt von Ihnen ab. Sie haben diese als Verteidigungsminister angeordnet. Wie wird das gehandhabt, sollten Sie nächstes Jahr nicht mehr Verteidigungsminister sein?

Klug: Mit politischen Fragestellungen, was wäre, wenn im Herbst, beschäftige ich mich grundsätzlich nicht. Aber ich bin inhaltlich davon überzeugt, dass mit dem jetzigen Signal es wohl möglich sein wird, das auch in Zukunft diesem Wege fortzusetzen.

derStandard.at: In Ihrer Zeit als Bundesrat haben Sie eine parlamentarische Anfrage zum Fall von Albrecht Konecny gestellt, der nach dem WKR-Ball 2012 niedergeschlagen wurde. Obwohl Postings in einschlägigen Foren Hinweise auf die Täter liefern könnten, ist der Fall bis heute ungelöst. Wurde hier zu lax ermittelt?

Klug: In meiner politischen Funktion als Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion im Bundesrat war mir wichtig, mit den parlamentarischen Instrumenten dazu beizutragen, dass die Aufklärung zu diesem Fall massiv vorangetrieben wird. Ich bin doch sehr zuversichtlich, dass die Innenministerin und die Justizministerin alles unternehmen werden, um das aufzuklären.

derStandard.at: Es gibt noch einen Ort am Ring, an dem die Burschenschafter regelmäßig in ihrer Uniform aufmarschieren. Und zwar an der Uni Wien. Wären Sie dafür, das zu unterbinden?

Klug: Ich verwende meine politische Kraft in meiner Ressortführung dafür, dass deutlich zutage tritt, dass das österreichische Bundesheer eindeutige Signale setzt. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 7.5.2013)