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Nokia könnte durch die Samsung-Niederlage etwas vom einstigen Glanz zurückerhalten.

Foto: EPA

In der Woche nach dem Milliarden-Urteil im Prozess Apples gegen Samsung, wird in der Branche nun analysiert, welche Auswirkungen die Entscheidung für den Markt haben könnte. Dabei könnte vor allem Nokia als lachender Dritter aus dem Streit der beiden Marktbeherrschenden Unternehmen hervorgehen.

Starkes Patentportfolio

Nokias Position bei Patenten dürfte sich nun stärker als zuvor als Vorteil für den finnischen Hersteller herauskristallisieren. Das Unternehmen kann auf ein Portfolio von über 30.000 Patenten von Mobilfunktechnologien bis zu Materialien zurückgreifen. Analysten beziffern den Wert von Nokias Patent-Pool laut dem Wall Street Journal auf bis zu zehn Milliarden Euro.

Lizenzabkommen und Klagen

Nokia hat mit Apple im vergangenen Jahr eine Lizenzvereinbarung getroffen, nach der sich Apple zu einer einmaligen Zahlung sowie fortlaufenden Abgaben bereit erklärt hat. In den USA und Deutschland hat Nokia Klage gegen HTC und Blackberry-Hersteller RIM wegen angeblicher Patentverletzungen eingereicht.

Apple lobte Lumias

Im Prozess gegen Samsung führte Apple Nokias Lumia-Smartphones mit Windows Phone gar als Beispiel an, dass es möglich sei neue Geräte zu entwickeln, die sich vom iPhone komplett unterscheiden. Die Nokia-Aktie konnte daraufhin über das Wochenende wieder etwas stärker zulegen, nachdem die Scheine im vergangenen Jahr über ein Drittel ihres Werts verloren hatten.

Google rückt ins Visier

Nokias Pläne den Abwärtstrend mit Windows Phone umzukehren, könnte nun aufgehen. Wie zuvor auch schon Forbes festgestellt hatte, könnte bei Rechtsunsicherheiten bei Android Microsofts Windows Phone als Alternative zu Googles mobilem System Android an Fahrt gewinnen. Bislang war Google von einem Frontalangriff ausgenommen. Sowohl Apple als auch Microsoft haben sich bislang nur gegen die Hersteller von Android-Smartphone gerichtet. Nun rückt Google aber zunehmend selbst ins Visier.

Windows Phone als Alternative

Während Apple vor Gericht gezogen ist, hat sich Microsoft mit einer Vielzahl von Herstellern Lizenzvereinbarungen für Android gesichert. Für diese Hersteller könnte sich Windows Phone als sicherere Alternative erweisen, wenn Google in Patentstreitigkeiten verwickelt wird. Nokias ist der derzeit größte Hersteller von Windows Phone.

Mehr Handys, mehr Apps

Was Investoren und Hersteller gefällt, muss aber noch längst nicht bei den Usern gut ankommen. Der Nutzen für die Kunden könnte sich über einen Umweg ergeben: setzen mehr Hersteller auf Windows Phone statt Android, wird das System auch für App-Entwickler interessanter. Ein größeres Öko-System an guten Anwendungen wäre wiederum reizvoller für Anwender, die bisher eher von den großen App Stores von Apple und Android angezogen wurden.

Der kleinere App-Market war aber nicht das einzige Problem, an dem Windows Phone bislang krankte: auch das Fehlen von Features wie die Unterstützung von Multicore-Prozessoren oder höhere Display-Auflösungen war bemängelt worden. Windows Phone 8 soll die Rückstände auf Android und iOS aufholen.

Viel Neues im Herbst

Der Herbst dürfte bereits Klarheit bringen, wie es um die nahe Zukunft von Apple, Samsung und Nokia beschert ist. Samsung stellt bereits am 29. August das Galaxy Note 2 auf der IFA vor, dessen Vorgänger sich als Verkaufsschlager entpuppt hatte. Die Woche darauf am 5. September werden neue Windows Phones von Nokia erwartet. Am 12. September soll das iPhone 5 folgen. Welche Geräte die Kunden bevorzugen wird sich dann im Vorweihnachtsgeschäft zeigen. (Birgit Riegler, derStandard.at, 28.8.2012)