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Das neue MacBook Pro ist ein weiteres Gerät mit einem Retina-Display nach iPhone 4, 4S, iPod Touch und neuem iPad.

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Mit einer Auflösung von 2.880 x 1.800 Pixel ist der Screen das derzeit höchstauflösende Notebook-Display am Markt.

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Beim Design hat Apple das neue Modell gegenüber den normalen MacBook Pros (links im Bild) etwas schlanker und leichter gemacht.

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Ein optisches Laufwerk gibt es nicht mehr.

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Statt Ethernet, DisplayPort und Firewire stehen Thunderbolt- und HDMI-Anschlüsse zur Verfügung

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Der MagSafe-Stromanschluss ist nun etwas schmäler - Apple bietet einen Adapter für bisherige Netzteile an.

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Gegenüber den normalen MacBooks hat Apple die Spiegelung des Retina-Screens (rechts) stark reduziert.

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Die Retina, das wissen wir aus dem Schulunterricht, ist der lateinische Ausdruck für die Netzhaut des Auges. Seit 2010 ist der Begriff jedoch für etwas ganz anderes gepachtet: Apples Bezeichnung für Displays mit einer so hohen Pixeldichte, dass das menschliche Auge keine einzelnen Bildpunkte mehr wahrnehmen kann. Nach dem iPhone 4, 4S und dem neuen iPad hat auch das MacBook Pro einen solchen Screen verpasst bekommen. Das Modell, das auch bei Gehäuse und Komponenten einer Frischzellenkur unterzogen wurde, ist damit das Notebook mit dem höchstauflösenden Display am Markt. Wie sich das Retina-MacBook in der Praxis macht, zeigt der WebStandard-Test.

Design

Das neue Modell trägt zwar noch immer den Namen MacBook Pro, das Gehäuse wurde im Vergleich zur bisherigen Serie aber neu designt. Die Unibody-Verschalung aus Aluminium wurde von 2,4 auf 1,8 cm reduziert. Damit ist das Pro nur 0,1 cm dicker als die dickste Stelle des MacBook Air. Statt 2,56 kg wiegt das neue Modell 2,02 kg. Die Gewichtsreduktion ist prinzipiell zu begrüßen, beim Tragen sind die 500 Gramm aber keine echte Entlastung für Rücken und Schultern.

Tastatur-Layout

Die Verschlankung geht mit einigen Einbußen bei Komponenten und Anschlüssen einher. Zunächst fällt beim Starten auf, dass der Einschaltknopf nun nicht mehr eine separate Taste rechts oberhalb des Keyboards ist. Stattdessen wurde die Auswurf-Taste zum Power-Button umfunktioniert. Das weist gleich auf die erste Einsparung hin: Ein optisches Laufwerk gibt es nicht mehr. Eine weitere kleine Änderung: Die Shortcut-Taste für das Dashboard (F4) führt nun zum Launchpad. Ansonsten ist das Tastatur-Layout gleich geblieben.

Anschlüsse

An der linken Gehäuseseite, wo zuvor der CD/DVD-Slot war, findet man nun den SD-Kartenleser, einen HDMI- und einen USB-Port (3.0). Auf der anderen Seite sind zwei Thunderbolt-Anschlüsse, ein weiterer USB-Anschluss, der Kopfhörerstecker und der schmälere MagSafe-Anschluss für das Stromkabel untergebracht. Letzter wurde überarbeitet, so dass bisherige MacBook-Stromkabel nicht mehr verwendet werden können. Es wäre aber nicht Apple, würde es dafür nicht einen Adapter geben, für den das Unternehmen zehn Euro verlangt. Ethernet, Firewire und eigener Audioeingang sind nicht mehr vorhanden. Auch dafür können (bzw. müssen) Nutzer auf Adapter zurückgreifen. Als kabellose Übertragungsmöglichkeiten sind Bluetooth 4.0 und WLAN 802.11a/b/g/n integriert.

Display

Das Highlight des Geräts ist zweifellos das Display. Die Auflösung des Screens beträgt 2.880 x 1.800 Pixel, was eine Pixeldichte von 220 ppi ergibt. Beim normalen 15,4-Zoll-MacBook-Pro sind es 1.440 x 900 Pixel bzw. optional 1.680 x 1.050 gegen einen Aufpreis von 100 Euro. Die Pixeldichte des MacBook liegt somit hinter der des neuen iPad (264 ppi) und der des iPhone 4S (326 ppi). Apple kann dennoch den Begriff "Retina" verwenden, da es sich dabei nicht um eine technische Spezifikation, sondern einen clever gewählten Marketing-Terminus handelt. Per Definition ist für Apple jedes Display ein Retina-Screen, sobald man mit freiem Auge aus dem üblichen Betrachtungsabstand keine einzelnen Pixel mehr erkennen kann. Das kann man beim MacBook Pro erst dann, wenn man sich auf eine augenruinierende Distanz von weniger als zehn Zentimetern ans Display begibt. Selbst dann sind einzelne Pixel nur schwer zu sehen.

Größerer Text oder größeres Interface

Die Auflösung, wie Interface und Icons erscheinen sollen, kann der Nutzer selbst wählen. Anstatt wie früher einfach nur ein Pixelverhältnis anzugeben, hat sich Apple hier etwas Userfreundlicheres einfallen lassen. In den Einstellungen für den Monitor gibt es nun zwei Varianten: die Retina-Auflösung und eine skalierte. Hier stehen fünf Modi zur Verfügung, bei denen jeweils mehr Text oder mehr Fläche zu sehen ist. Eine größere Textansicht ist für fehlsichtige Personen ideal. Die Auflösung von 2.880 x 1.800 steht mit der Option "Best (Retina)" zur Verfügung. Allerdings wird das Interface auch hier skaliert, um lesbar zu bleiben. Maximal steht darüber hinaus noch 1.920 x 1.200 zur Wahl, wenn man mehr Platz benötigt, wobei Schriften und Interface dann schon sehr klein sind.

Retina-Support

Apple hat seine eigenen Anwendungen bereits optimiert. Wer allerdings etwa mit Chrome surfen will, findet sich bei der Retina-Auflösung derzeit noch mit stark pixeligen Grafiken und Schriften wieder. In der aktuellen Entwickler-Version des Browsers wird die hohe Auflösung bereits unterstützt. Entwickler besonders populärer Anwendungen unter Mac dürften schnell nachziehen. Auch Adobe hat für Photoshop schon den Support für die höhere Auflösung angekündigt. Ein größeres Problem dürfte es mit Bildern und Grafiken im Web geben. Für schnelle Ladezeiten sind diese oft sehr klein gehalten und wirken auf dem Retina-Display daher pixeliger und unschärfer.

IPS-Technologie

Apple hat bei seinem Laptop ein IPS-Panel wie bei iPhone und iPad verbaut. Dadurch verfügt das Gerät über einen sehr hohen Betrachtungswinkel. Egal von welcher Seite man auf das Display sieht, die Farben verändern sich kaum. Farbe und Kontrast ergeben ein leuchtendes, scharfes Bild. Laut Apple soll das Display zudem um 75 Prozent weniger spiegeln als die normalen Modelle der Pro-Serie. Das kann auch im Test bestätigt werden. Kann man bei gleichem Hintergrundbild (einfarbig, grau) beim MacBook Pro von Mitte 2010 (das Eigengerät der Testerin) noch deutlich Farben in den Spiegelungen erkennen, sind es beim neuen Modell nur blasse Umrisse.

Speicherfragen

Für das schlanke Gehäuse ist Apple auch von Harddisks abgekommen. Das Retina-Modell gibt es daher nur mit Flash-Speicher, und zwar mit 256 GB beim 2,3-GHz-Modell und 512 oder 768 GB bei der 2,6-GHz-Version. Die Wahl will hier gut überlegt sein, denn aufgerüstet werden kann das Notebook nicht. Bei einem Preis von über 2.279 Euro sind 256 GB Speicher beim Basis-Modell schon ein sehr großer Kompromiss zugunsten der Portabilität und Performance.

Die gleiche Überlegung gilt für den Arbeitsspeicher. Bei beiden Modellen bietet Apple wahlweise 8 oder 16 GB 1.600-MHz-DDR3L-SDRAM. Den Aufpreis auf 16 GB lässt sich der Konzern gleich 200 Euro mehr kosten. Auch hier kann aufgrund der Verarbeitung des Geräts nicht nachträglich umgerüstet werden (der WebStandard berichtete).

Hauptprozessor

Herz des MacBooks ist Intels aktueller Ivy-Bridge-Prozessor Quad Core i7. Apple teilt in das 2,3-GHz-Modell und das 2,6-GHz-Modell auf, das optional auch mit einem auf 2,7 GHz getakteten Chip konfiguriert werden kann. Einfachere Grafikaufgaben übernimmt Intels HD Graphics 4000. Für Aufwendigeres schaltet das MacBook auf die dedizierte Grafiklösung um.

Grafik

Dafür hat Apple Nvidias GeForce-GT-650M-Grafikkarte mit 1 GB GDDR5-Speicher, basierend auf der Kepler-Architektur, verbaut. Wie gehabt kann man die Einstellungen so wählen, dass das MacBook automatisch je nach benötigter Leistung zwischen den Grafikprozessoren wechselt. Schließt man einen externen Monitor an, werden am MacBook-Screen die volle native Auflösung und am Zweitdisplay 2.560 x 1.600 Pixel unterstützt. Maximal können zwei Monitore hinzugeschaltet werden. Optionale Konfigurationsmöglichkeiten gibt es bei den Grafikkomponenten nicht.

Performance

Die Kombination aus Ivy-Bridge-CPU, Nvidias Kepler-Architektur und Flash-Speichern macht das neue Pro-Modell zu einem der schnellsten Apple-Rechner derzeit. Die ausführlichen Benchmark-Tests von AnandTech zeigen, dass das Notebook bei den meisten Tests mit Bestnote abschneidet. Allerdings sind die Performancesprünge gegenüber den Vorgänger-Modellen mitunter nur gering. Dank des Flash-Speichers sind Start und Datenzugriff flotter als bei Harddisks. Photoshop CS6 benötigt für den Erststart nach der Installation auf dem Testsystem mit 2,6 GHz Core i7, 500 GB SSD und 8 GB RAM etwa 3 Sekunden. Auch die Installation von der SSD war in kürzester Zeit abgeschlossen.

Wärmeentwicklung

Als angenehm zu vermerken ist, dass der Lüfter des MacBook auch unter Hochlast vergleichsweise leise bleibt. Während das 2010er-Modell schon wie ein Düsenjet braust, wenn man etwa Youtube-Videos ansieht, surrt das Retina-Modell in akzeptabler Lautstärke vor sich hin. Von berichteten Überhitzungen war im Test nichts zu merken. Das Gerät wird wie auch andere MacBooks vor allem direkt über der Tastatur heiß, allerdings nicht so, dass man das Gehäuse nicht mehr angreifen könnte. Auch der Deckel wird sehr warm, die Handballenauflage hingegen bleibt kühler als etwa beim MacBook Pro von 2010.

Akkulaufzeit

Besonderes Augenmerk ist auf den Akku zu legen, immerhin gilt das Display als Stromfresser Nummer eins. Das ist auch beim MacBook Pro mit Retina nicht anders. Im Test hielt das Gerät nach einer vollständigen Ladung fünf Stunden bei ca. 75 Prozent Display-Helligkeit durch. Währenddessen wurden Benchmark-Tests für CPU und GPU durchgeführt, ca. 1,5 Stunden lang durchgehend Youtube-Videos wiedergegeben, zwei Programme heruntergeladen und installiert und über WLAN gesurft. Erst wenn man den Screen auf volle Helligkeit dreht, tröpfelt der Akkusaft schneller dahin. Im Browser- und Akku-Benchmark-Test von Peacekeeper hielt das MacBook drei Stunden und 35 Minuten bei 100 Prozent Display-Helligkeit durch.

Fazit

Das Macbook-Pro-Modell ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits stellt es mit dem besten Display am Markt und der High-End-Performance ein interessantes Arbeitsgerät dar, das auch in puncto Portabilität verbessert wurde. Andererseits stehen wenige Konfigurationsmöglichkeiten zur Auswahl, und der Einstiegspreis ist mit 2.279 Euro bereits sehr hoch. Vor allem Nutzer, die viel Speicher benötigen (und nicht auf eine externe Lösung zugreifen wollen), zahlen bei der Wahl von 768 GB Flash-Speicher saftige 500 Euro drauf. Die Option von 16 GB statt 8 GB RAM lässt sich Apple 200 Euro zusätzlich kosten. Das Retina-Modell bleibt damit vorerst ein Luxusgerät, das Apples in den letzten Jahren leicht nach unten tendierende Preispolitik wieder in die absolute High-End-Kategorie rückt. (Birgit Riegler, derStandard.at, 15.7.2012)