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Unter Apple-CEO Tim Cook wird der Anti-Google-Kurs nochmals verschärft.

Foto: dapd/Sakuma

Apples Auftakt-Keynote zur World Wide Developer Conference (WWDC) war nicht nur Präsentationsrahmen für die neuesten Produkte. Der Konzern aus Cupertino hat damit auch seine Position im Konkurrenzkampf mit Google zementiert. Neben mehr oder weniger gelungenen Scherzen gegen den Rivalen greift Apple auch mit iOS 6 gleich an mehreren Fronten an.

Apple Maps statt Google Maps

Die offenkundigste Entgegnung für Google ist die Abkehr von Google Maps. Der Konzern hat einen eigenen Dienst entwickelt, der auf dem Kartenmaterial von TomTom basiert (der WebStandard berichtete). Der neue Kartendienst bietet Verkehrsinformationen, Turn-by-Turn-Navigation, lokale Suche mit Einträgen von Yelp und 3D-Modelle von Städten - von Apple Flyover getauft. Google hatte erst wenige Tage zuvor dem bereits erwarteten Schritt von Apple mit einer Verbesserung seiner eigenen 3D-Technologie "geantwortet".

Erweiterte Siri 

Ein umfassendes Upgrade erhält auch die Sprachassistentin Siri. Neben Unterstützung für das iPad und erweitertem Sprach-Support können Nutzer die Funktion für mehr Aufgaben nutzen. So können User Sportergebnisse abrufen oder Tische in Restaurants reservieren lassen. Beobachter sehen in Siri, wenngleich die Funktion bislang als unvollständig und wenig brauchbar kritisiert worden war, eine ernsthafte Bedrohung für Google.

Google bleibt Standard-Suche

Wenn iPhone- und iPad-User Siri als Suchassistentin akzeptieren, dürften die Suchanfragen unter iOS zurückgehen. Dass das Feature als Suchmaschinenersetz derzeit noch nicht geeignet ist, scheint man jedoch auch bei Apple zu wissen. Und so bleibt Google vorerst die Standard-Suchmaschine im Browser Safari.

Facebook vs. Google+

Apples Opposition gegen Google wird auch mit der engen Integration von Facebook gefestigt. Wie Twitter in iOS 5 verankert der Konzern das größte soziale Netzwerk ab iOS 6 ebenfalls fix im Betriebssystem. User können ihre Login-Daten in den Einstellungen eintragen, von wo aus verschiedenen Anwendungen Zugriff erhalten. Außerdem bietet Apple einfache Sharing-Funktionen aus mehreren Apps heraus und die Synchronisierung von Facebook-Kontakten und Events.

Lange Verhandlungsphase

Laut dem Wall Street Journal geht dem Deal eine einjährige Verhandlung zwischen Apple und Facebook voraus. Google und Facebook sind vor allem im Bereich Werbeanzeigen Rivalen. Mit Google+ konnte sich der Suchmaschinenprimus zudem in Facebooks Kernbereich einnisten. Vorangehende Versuche in diese Richtung wie Buzz waren nicht von Erfolg gekrönt.

Passbook

Nicht zu unterschätzen ist auch die neu angekündigte App Passbook. In der Anwendung werden Ausweise, Bordkarten, Kino- und andere Tickets gesammelt. Bei Boardkarten sollen auch aktuelle Änderungen des Gates oder Verspätungen angezeigt werden. Das könnte ein erster Vorgeschmack auf eine Bezahlfunktion ähnlich Google Wallet sein. Nutzer können zudem Coupons einscannen, was Apple langfristig zu einem ähnlichen Service wie Google Offers oder Groupon ausbauen könnte.

Sticheln gegen Google

Nicht gespart hat Apple mit direkten Seitenhieben gegen Google. So ließ man Siri zum Auftakt der Keynote sticheln: "Hat irgendwer von euch mit Ice Cream Sandwich oder Jelly Bean gearbeitet? Wer hat sich diese Codenamen einfallen lassen, Ben and Jerry?". iOS-Chef Scott Forstall führte zudem breit aus, dass iOS-User wesentlich zufriedener seien als Android-Nutzer. Android führt den weltweiten Smartphone-Markt laut IDC-Zahlen vom ersten Quartal mit 59 Prozent an, das iPhone kommt auf 23 Prozent.

Auf Googles Antwort wird man nicht lange warten müssen. Ende Juni findet ebenfalls im Moscone Center die jährliche Entwicklerkonferenz Google I/O statt, wo es einen ersten Vorgeschmack auf Android 5 geben dürfte. (Birgit Riegler, derStandard.at, 12.6.2012)