Rüdiger Weida durfte mit seiner religiösen Kopfbedeckung auf sein Führerscheinfoto.

Foto: Weida

Rüdiger Weida, auch bekannt als Bruder Spaghettus, ist zufrieden. Der Vorsitzende des Vereins Fliegendes Spaghettimonster (FSM) Deutschland darf auf seinem Führerscheinfoto eine religiöse Kopfbedeckung seiner Glaubensrichtung tragen: ein Piratentuch mit einem Fischskelett darauf.

Der Deutsche folgt damit dem Beispiel des österreichischen "Pastafari" Niko Alm, der auf seinem Führerscheinfoto mit einem Nudelsieb am Kopf abgebildet ist. Während es allerdings in Österreich grundsätzlich erlaubt ist, am Führerscheinfoto eine Kopfbedeckung zu tragen – egal ob aus konfessionellen oder anderen Motiven – ist das in Deutschland anders: Ausnahmen gibt es nur aus religiösen oder medizinischen Gründen. Die Fahrerlaubnis-Verordnung fordert in § 21 Abs. 3. Nr. 2 "ein Lichtbild, das den Bestimmungen der Passverordnung entspricht". Und diese sagt in § 5: "Die Passbehörde kann vom Gebot der fehlenden Kopfbedeckung insbesondere aus religiösen Gründen, von den übrigen Anforderungen aus medizinischen Gründen, die nicht nur vorübergehender Art sind, Ausnahmen zulassen."

Pastafaris bislang abgeblitzt

Vor Weidas erfolgreichem Versuch haben sich Anhänger des FSM in Deutschland schon zweimal bemüht, ein Foto mit religiöser Kopfbedeckung auf einen amtlichen Lichtbildausweis zu bekommen. Ein junger Pastafari scheiterte 2008, weil er nachweisen sollte, dass FSM eine anerkannte Religionsgemeinschaft ist, was er nicht konnte. "Schwester Linguine" wurde erst im Juli die Abgabe des Antrags verwehrt, die Beamte war der Meinung gewesen, die Pastafari wollte sie auf den Arm nehmen.

Rüdiger Weida ist also der erste Deutsche, der es tatsächlich geschafft hat. Zwar habe ihn der Fotograf darauf hingewiesen, dass er das Tuch abnehmen müsse, auf der Behörde wäre dann aber alles "völlig problemlos" vonstattengegangen. Der Beamte wusste bereits über die Glaubensrichtung Bescheid. 

Aktion ist keine Verhöhnung

Entscheidend für den Erfolg war auch die Tatsache, dass die Kopfbedeckung zwar religiöser Natur sein muss, aber nicht unbedingt Symbol einer anerkannten Religionsgemeinschaft. Weida sagt, er hätte es auf einen Rechtsstreit ankommen lassen, den er letztendlich gewonnen hätte.

Verhöhnen wolle Rüdiger Weida mit dieser Aktion niemanden. Andersrum stelle doch auch keiner die Frage, ob nicht das Kopftuch von Nonnen oder moslemischen Frauen eine Verhöhnung seiner Religion sei. Pastafari hätten nichts gegen Gläubige an sich, vielmehr läge ihm, Weida, daran aufzuzeigen, wie unnötig es ist, Religionsgemeinschaften in der Gesellschaft besondere Privilegien einzuräumen. "Glauben hat Privatsache zu sein."

Reaktion auf Kreationismus in den USA

Laut Rüdiger Weida dürfte der österreichische Pastafari Alm bei seiner Aktion noch nicht viel über FSM gewusst haben, denn die Anhänger dieser satirischen Glaubensrichtung seien nicht angehalten, ein Nudelsieb zu tragen. Vielmehr sollen sie sich an ihren Feiertagen und bei heiligen Handlungen in Piratenkluft hüllen. Das Fischskelett ist eine Persiflage auf den Christenfisch und unter den Pastafari ein internationales Erkennungssymbol.

Warum gerade Piraten im Mittelpunkt des FSM stehen, erklärt sich so: Der "Prophet" der Pastafari, Bobby Henderson, entwickelte FSM im Jahr 2005, um den Kreationismus zu karikieren, der besonders in den USA sehr verbreitet ist und die Evolutionstheorie ablehnt.

So wie Vertreter des "Intelligenten Designs" immer wieder mehr oder weniger absurde Zusammenhänge herstellen, um ihre Theorien zu rechtfertigen, ging auch Henderson vor. Er erklärte die voranschreitende Klimaerwärmung mit dem Aussterben der Piraten im Pazifik. Piraten seien laut Henderson die Ur-Pastafarianer, weswegen das Fliegende Spaghettimonster das Tragen von Piratenkleidung und -symbolen verlange. (sei, derStandard.at, 31.8.2011)