Ich bin gut darin, ORF-Themen so anzusprechen, dass sie auf politischer Ebene auch umgesetzt werden": ORF-Chef Wrabetz, hier im Parlament, kennt seine Qualitäten.

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Wrabetz am Freitag bei der Präsentation seines Konzepts.

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ORF und Politik - ein Tauschgeschäft, das General Alexander Wrabetz gut beherrscht: Wer Frühstücksfernsehen will, muss dem ORF - vorerst nicht beziffert - mehr Werbezeit erlauben. Auch andere Werberegeln seien zu lockern, sagt er.

"Damit wir viele Projekte, die von uns erwartet werden, als Rundfunk der Gesellschaft erfüllen können", soll die Republik dem ORF zudem die Gebührenbefreiungen abgelten. Dauerhaft und vollständig, nicht zweckgebunden und teilweise wie bis 2013.

Die Gebühren will Wrabetz - wohl 2012/13 - innerhalb der Inflation anpassen. Da wären mehr als zehn Prozent möglich.

Wrabetz will drängen, "bedenkliche Lücken in der Gebührenpflicht" (ohne ORF-Empfang kein Programmentgelt) zu schließen. Eine TV-Abgabe für alle Haushalte erwähnt er in seinem Konzept.

Lockerung dieses Gesetzes

Wrabetz kennt und nennt seine Qualitäten: "Ich bin gut darin, ORF-Themen so anzusprechen, dass sie auf politischer Ebene dann auch umgesetzt werden." Das hat er im Wettbewerbsverfahren der EU über den ORF und beim ORF-Gesetz 2010 gezeigt. Selbstbewusst fordert er schon 2011, mit einer roten Kernmehrheit für die Wiederwahl, die Lockerung dieses Gesetzes. Die Vorschrift etwa, Pro-Kopf-Kosten zu kürzen. Das wollen die Betriebsräte, sie haben fünf von 35 Stimmen im Stiftungsrat; Einzelne wollen zudem ORF-Karriere machen.

Wrabetz beteuert, er werde vor seiner Wahl weder die Fernsehdirektorin noch den Technikdirektor verraten. Nur so viel: Beide kämen "aus dem deutschsprachigen Raum".

Inhaltliches

Für seine zweite Amtszeit verspricht Wrabetz auch Inhalte: eine Dokureihe über die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts; "Großdokumentationen" zu "Themen der Zeit" wie Energie und Altern; eine "Diskussionsplattform für die Jugend Österreichs"; wieder einmal ein "Medienmagazin" auch zur "Selbstreflexion", wohl eher aber zur Eigenpromotion und als Antwort auf die Medienberichterstattung von Zeitungen.

Das Kinderprogramm will er, wie lang geplant, als Programmfenster in Kika für Österreich auslagern. Das könnte auch die Quoten von ORF 1 verbessern. Sie sanken im Juli erstmals unter 15 Prozent in der Werbezielgruppe.

"Überraschungen"

Wrabetz wirkt seiner Wahl gewiss; sechs Menschen mit geringen Chancen haben sich noch beworben. "Für das österreichische Leitmedium hätte ich mir mehr Interesse erwartet und erhofft", sagt ORF-Stiftungsrat Franz Medwenitsch (VP): "Kein gutes Signal". Bürgerliche ORF-Kenner und Schwergewichte erinnern, dass Räte bis 4. August Kandidaten nachnominieren können. "Kann noch spannend werden", orakeln sie von "Überraschungen". (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 30./31.7.2011)