Die Freude der Grünen über den Ärger der Schwarzen zeigte sich in dieser Woche vor allem auf Facebook und Twitter. "VERPATZT. Eineinhalb Stunden sitzt Spindelegger ratlos auf der Regierungsbank. Statt schwarzem Jubel gibt es eine Grundsatzdebatte über Bürgerrechte und Überwachungsstaat", schrieb etwa Peter Pilz auf Facebook.

Eigentlich hätten sich sich die neuen ÖVP-Regierungsmitglieder gleich am Anfang der Fernsehübertragung im ORF vorstellen sollen. Das BZÖ hatte allerdings eine Debatte über eine Änderung der Geschäftsordnung gefordert, weshalb die Fernsehübertragung stattdessen mit einer Diskussion über die Vorratsdatenspeicherung begann."Ziel war #Vorratsdatenspeicherung von der Tagesordnung zu bekommen. SPÖ und ÖVP verhindern das. Debatte hat aber Kritik am Punkt gebracht", twitterte der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser (@a_steinhauser).

Zustimmung zu Fremdenrecht mit Bauchweh

Auf Unverständnis stieß die Zustimmung der SPÖ zur Fremdenrechtsnovelle. derStandard.at hatte über das "Bauchweh" der SPÖ-Abgeodneten beim Thema Fremdenrechtspaket berichtet. Zugestimmt hatte dann jedoch der gesamt SPÖ-Klub, nur eine Abgeordnete blieben der Abstimmung fern. Die Journalistin @ullaebner twitterte: "Angekündigte Revolution wieder abgesagt. #spoe wird dem Fremdenrechtspaket am Freitag doch zustimmen. Surprise!". Sarkastisch gab sich @AnChVIE: "Herr Rat, ich hab den Juwelier zwar überfallen, aber eh mit Bauchweh."

"Stiegl" reagierte schnell

Die Debatte rund um einen derStandard.at-Artikel über die "Stiegl-Ambulanz" in Wien, in der einem Obdachlosen kein Bier spendiert werden durfte, zeigte einmal mehr, welches Tempo das Web 2.0 bei solchen Themen vorlegt. Binnen kürzester Zeit gab es eine Facebook-Gruppe, die zum Boykott des Lokals aufrief. Noch am selben Abend gab Stiegl auf seinem Twitter-Kanal und auf seiner Facebook-Fanseite bekannt, dass sich das Unternehmen von dem Vorfall distanziert.

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Gulasch für die "Augustin"-Verkäufer

"Die Augustin-Verkäufer laden wir herzlich auf ein Stiegl oder ein antialkoholisches FLÜX ein. Wir werden uns diesbezüglich am Freitag mit Augustin in Verbindung setzen", hieß es. Auch die Pächterin der "Ambulanz" gab sich nach dem Erscheinen des Artikels versöhnlich: Augustin und Apropos-Verkäufer wurden von ihr zu einem Gulasch eingeladen (derStandard.at berichtete). @JilNik sieht diese Entwicklung kritisch und twitterte: "Diese #Stiegl-Gate Hysterie geht entschieden zu weit. Die Faktenlage ist dürftig, der Artikel schwach und die Kampagne beängstigend."

Kurz sorgte für volle Timelines

Am vollsten waren die Timelines auf Twitter (abgesehen von der "Royalwedding" von Kate und William am Freitag, aber die ist zum Glück kein Thema der Innenpolitik) in dieser Woche wohl beim ZiB2-Auftritt des neuen Staatssekretärs für Integration: Sebastian Kurz. Das Interview mit Armin Wolf wurde genüsslich kommentiert. "Noch nie so eine hohe Tweetdichte während eines #zib2-Interviews erlebt. Habt ihr eigentlich zugehört?", schrieb @maximinanus. "I pick my Kurz anytime over Bandion-Ortner. Nicht untalentiert, der Herr, auch wenn sichs die Missgünstlinge nicht eingestehen wollen", twitterte @PaulTikal vom "Kurier". "Auftritt routiniert, @ArminWolf gut pariert, inhaltlich blank. Hoffentlich holt er sich gute Berater" fasste @corinnamilborn von "News" zusammen. Enttäuscht zeigte sich Bloggerin @nattl: "Irgendwie hat sich @ArminWolf die Zähne ausgebissen beim @sebastiankurz – schad! Hatte mir mehr Simmering: Kapfenberg erhofft".

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"WOW! Jetzt kannst du sehen, welche deiner Facebook-Freunde Idioten sind!", brachte @MarleneAlten den Ärger über einen Facebook-Virus auf den Punkt. Mit dem Spruch: "WOW, jetzt kannst du sehen wer sich dein Profil ansieht", wurden Facebook-User verlockt auf eine Link zu klicken. Das Resultat: Alle Freunde bekamen Einladungen zu Veranstaltungen oder Mitteilungen mit derselben Nachricht. Susanne Zoehrer (@TheSandworm) widmete diesem Virus gleich einen eigenen Blogeintrag. "Kaum jemand kann verhehlen, dass er oder sie sich nicht geschmeichelt fühlt, wenn dieser oder jene sich über ihre Person kundig macht", erklärt sie den Erfolg des Virus, der ihrer Meinung nach vor allem auf dem Narzissmus der Menschen anspielt. Die Facebook-Gruppe "Nur Chuck Norris kann sehen wer auf deinem Profil war" hat mittlerweile (Stand: Freitagnachmittag) fast 200.000 Fans.

Ehrenhauser vs. Martin: "Brutalität"

Durch die Regierungsumbildung etwas zu kurz gekommen ist in dieser Blogschau in den vergangenen Wochen der Konflikt zwischen den EU-Abgeordneten Hans-Peter Martin und Martin Ehrenhauser. "Das ist Brutalität", twitterte dazu etwa der Politologe @HubertSickinger. Die beiden ehemaligen Kollegen bekriegten sich per OTS-Aussendungen. "H.P. Martin hat die zentralen Prinzipien gebrochen und seine Anhänger an der Nase herumgeführt", schreibt etwa Ehrenhauser in einer Aussendung.

"Der alte Depp muss weg"

Martin konterte in einer fast schon rekordverdächtig langen Aussendung: "Die Empörung von Ehrenhauser, er sei am 29. September 2010 so überrascht über die Kostenabrechnung der "Liste Martin" gewesen, ist gespielt. Ehrenhausers Assistent habe zu Hans-Peter Martins Kollegen gesagt: "Der alte Depp muss weg und soll uns das Geld geben" behauptet der Abgeordnete. Ehrenhauser hätte eine "Rufmord-Kampagne" gestartet. (Lisa Aigner, derStandard.at, 29.4.2011)