"Willkommen" sind nicht alle: Stiegl-Ambulanz im Alten AKH

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Es hätte ein gemütlicher Frühlingsabend werden können. Zwei, drei Krügerl Bier mit vertrauten Menschen im lauschigen Gastgarten - so sah Andreas Mareks Perspektive für jenen Abend Mitte April aus, als er mit Schwager und Schwägerin die „Stiegl-Ambulanz" im Alten AKH in Wien-Alsergrund betrat.

"Sie dürfen nicht"

Es kam anders. Marek, ein Stammgast des Lokals, habe nicht ruhig zuschauen wollen, als eine Kellnerin laut Mareks Aussagen einen Straßenzeitungs-Verkäufer „ziemlich unfreundlich aus dem Lokal schmeißen wollte". Er sei aufgestanden und habe der Kellnerin sinngemäß mitgeteilt, „dass sie sich lieber um unsere Brezen kümmern soll, auf die wir seit schon zwanzig Minuten warten, als diesem alten Mann das Leben schwer zu machen." Woraufhin er, 30-jähriger Unternehmensberater aus Wien, ebenfalls ins Visier der servierpersönlichen Unfreundlichkeit geraten sei: Er möge „sich wieder hinsetzen", schließlich habe er ihr nichts anzuschaffen, habe ihn die Kellnerin angeschnauzt. Mareks Reaktion: Er wolle jetzt den Chef sprechen und im übrigen den Verkäufer der Salzburger Straßenzeitung Apropos „auf ein Bier einladen". Der Chef des Serviceteams kam prompt, das spendierte Bier blieb aus: „Sie dürfen den Mann nicht einladen", meinte der Gastronom. Marek bestand darauf, es folgte ein hitziges Streitgespräch, das auch noch andauerte, als der Zeitungsverkäufer sich längst verabschiedet hatte- mit einem Augenzwinkern und der Bemerkung: "Regen Sie sich deswegen nicht auf, junger Mann - so ist das halt bei uns, im roten Wien."

"Nicht irgendeinen Sandler einladen"

Darf man sich in der „Stiegl-Ambulanz" nicht aussuchen, wem man ein Getränk spendiert? Nein, erklärt Hans-Peter Fasching, Serviceleiter des Lokals, gegenüber derStandard.at: „Man kann sicher nicht irgendeinen Sandler einladen." Warum? „Dazu gebe ich keinen Kommentar ab", meint Fasching. Nur so viel: „Ich bin sicher nicht auf der linken Grün-Seite daheim."

Augustin-VerkäuferInnen ja, sonstige VerkäuferInnen oder BettlerInnen nein - das sei nun einmal die Linie des Lokals, erklärt Manuela Nagl, Geschäftsführerin der „Ambulanz"-Betreiberfirma, gegenüber derStandard.at. Begründung: „Das sind ja alles Zigeuner." Nagl würde es befürworten, das gesamte Areal des Alten AKH stärker zu kontrollieren und Menschen, die um Geld betteln, erst gar nicht herein zu lassen. „Die will ja niemand da haben."

Bettler seien in keinem ihrer Lokale erwünscht, auch nicht in ihrem ältesten. Der Name des Innenstadt-Beisls: „Der Bettelstudent".  (Maria Sterkl, derStandard.at, 28.4.2011)