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"Die Fettzufuhr der Bevölkerung ist gut, das klappt im Gegensatz zu Vitaminen und Mineralstoffen ja sehr gut", so Sven-David Müller.

Foto: REUTERS/Francois Lenoir

Wien - 42 Prozent der Österreicher sind zu dick. "Wir haben eine fette Zukunft", prognostizierte der deutsche Ernährungsexperte Sven-David Müller bei einem Wien-Besuch auf Einladung des Pharmaunternehmens Pfizer. "Bald sind in den westlichen Ländern über 50 Prozent übergewichtig", so Müller. "Die Menschen in Österreich und in den westlichen Ländern essen anders, als sie sich ernähren sollten. Sie halten sich nicht an die Ernährungsregeln, sonst hätten wir kein Problem."

Die Menge muss stimmen

"Dass unsere Nahrungsmittelzufuhr optimal ist, ist ein Ernährungsmärchen", sagte der Experte. Und das müsse geändert werden. Das mangelhafte Essen verursache nämlich nicht nur Übergewicht, auch Untergewicht, ernährungsbedingte Krankheiten (etwa erhöhte Cholesterinwerte) sowie eine suboptimale Mikrostoffernährung resultieren daraus. "Kein High Carb (eiweißreiche Ernährung, Anm.) oder Low fat (fettreduzierte Ernährung, Anm.), sondern in Moderation", rät Müller. "Alles ist ok, solange die Menge stimmt." Die wenigsten würden etwa wissen, dass Traubensaft viel mehr Zucker enthält als Cola.

Kampagne "5 am Tag" hat versagt

Laut Ernährungsbericht würden neun von zehn der Österreichern nur unregelmäßig Obst und Gemüse essen. Die Kampagne der Deutschen und Österreichischen Ernährungsgesellschaft (DGE und ÖGE) "5 am Tag" habe "schlichtweg versagt". Das Projekt hatte das Ziel, das Risiko für Krebserkrankungen durch die Steigerung des Gemüse- und Obstverzehrs zu senken. Die westliche Bevölkerung würde sich aber erst dann mit ihrer Ernährung befassen, wenn es für sie lebensnotwendig sei. Dick sein, aber auch sehr dünn sein, mache dem Körper große Mühe. Die geringste Sterblichkeitsrate haben vollschlanke Menschen. "Am liebsten wären mir etwa bei Frauen die Größe 40 bis 42."

Vitamindilemma

Jetzt, mit Beginn der Diätsaison, würde der Vitamin- und Mineralstoffbedarf durch die geringe Kalorienzufuhr noch weiter reduziert werden. "Dabei nimmt der Mensch rund um Weihnachten durchschnittlich nur 357 Gramm zu", berichtete Müller. Die ohnehin schon schlechte Situation werde durch Erkrankungen wie Frucht- und Milchzuckerunverträglichkeit, Vegetarismus, Fastenkuren und Crashdiäten verschärft. "Wir leben in einem Vitamindilemma, das weiter durch die Einnahme von Medikamenten aber auch durch den regelmäßigen Konsum von Alkohol und Zigaretten verstärkt wird", sagte Müller.

"Es ist eine Mär, dass diese Versorgung in Österreich und den anderen deutschsprachigen Ländern optimal ist", so Müller. "Die Fettzufuhr der Bevölkerung ist gut, das klappt im Gegensatz zu Vitaminen und Mineralstoffen ja sehr gut", sagte Müller. Studien würden zeigen, dass die Zufuhr von Jod, Fluorid, Kalzium, Eisen, Magnesium, Mangan und Phosphat unzureichend sei. Besonders Risikogruppen wie etwa Senioren, chronisch Kranke, Heranwachsende, Schwangere oder Stillende seien betroffen.

Um einen Effekt zu erzielen und durch Ernährung Krankheiten zu verhindern bzw. vorzubeugen, reicht es nicht, wenn man sich 14 Tage optimal ernährt. "Man muss täglich etwas tun, der Bedarf ist lebenslang", so der Experte abschließend. (APA)