Steve Ballmer legte auf der Worldwide Partner Conference wieder einen seiner berüchtigten Auftritte hin.

Steve Ballmer hat es am vergangenen Dienstag auf der Worldwide Partner Conference (WPC) bei einem Interview wieder einmal nicht im Sessel ausgehalten. Der Microsoft-CEO sprang für eine seiner berühmt-berüchtigt inbrünstigen Reden auf und versuchte das Publikum wie ein Cheerleader anzuheizen.

Verrückter Auftritt

"Wir bleiben beim selben alten Microsoft-Ansatz - Long-Term, hartnäckig sein und Partner-zentriert. Long-Term, Long-Term, Long-Term. Wir gehen nicht nach Hause. Wir kommen immer und immer und immer wieder. Hartnäckig, hartnäckig, hartnäckig." So lautete Ballmers Antwort darauf, dass Microsoft in den wichtigen Märkten für Websuche, Virtualisierung und Cloud Computing hinter der Konkurrenz liege, berichtet die New York Times. Gizmodo hat einen Ausschnitt des verrückten Auftritts auf Video , in dem Ballmer sein etwas wirres Abschlussstatement mit Ausdrücken wie "Windows 7 Baby", "Pump up the Volume" und "Boom" ausschmückt.

Bing holt langsam auf

Der Konzern gibt jährlich 9,5 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung aus, um in den hart umkämpften Märkten aufzuholen. Mit seiner neuen Suchmaschine Bing scheinen die Rekordinvestitionen bereits zu fruchten. Die Suchmaschine konnte im Juni bei den Zugriffszahlen um acht Prozent wachsen. Die Gewinne sind zwar noch verhalten, aber es scheint mit dem Marktanteil der Microsoft-Suche langsam bergauf zu gehen. Experten gehen sogar davon aus, dass Bing auf lange Sicht gesehen die Nummer Zwei am Markt, Yahoo, einholen könnte.

Online-Office

Den Erzrivalen Nummer Eins am Suchmarkt, Google, wird Microsoft vermutlich nicht mit Bing einholen können. Suchmaschinen sind aber nicht der einzige Bereich, in dem die beiden Konzerne erbitterte Rivalen sind. Am Cloud Computing-Markt bietet Google bereits seit längerem mit Google Docs Online-Anwendungen für Textverarbeitung und dergleichen an. Microsoft will seinerseits mit Web-Versionen von Office 2010 nachziehen, die jedoch erst im nächsten Jahr veröffentlicht werden sollen.

Azure

Mit Azure will Microsoft im Lauf dieses Jahres einen Cloud-Service starten, wie ihn etwa Amazon schon längere Zeit anbietet. Microsoft hat nun erste Details zu den Preisen für Azure-Dienste bekannt gegeben. Demnach soll die Nutzung von einer Stunde 12 US-Cents kosten, pro Gigabyte Bandbreite sollen 10 Cents anfallen. Die Redmonder müssen sich in Bezug auf Azure und Online Office Kritik anhören, dass hier Konzerne schneller waren, von denen man derartige Angebote eigentlich nicht erwartet hätte.

Chrome OS

Googles Ankündigung, mit Chrome OS ein stark reduziertes Betriebssystem anbieten zu wollen, auf dem nur ein Browser laufen soll, hat Microsoft indes nur Spott gekostet. "Googles Chrome OS ist bislang nichts weiter als ein Blog-Eintrag", erklärte Windows-Chef Bill Veghte. Auch derzeitiger Sicht ist Googles Betriebssystem tatsächlich noch schwer zu beurteilen, da der Konzern kaum Informationen dazu veröffentlicht hat. Sicher ist nur, dass das Unternehmen aus Mountain View damit einen Markt im Visier hat, der auch bei Microsoft heiß begehrt ist: die Netbooks.

"Monkeyboy"

Microsoft hat an allen Fronten mit rasch aufstrebender oder bereits stärkerer Konkurrenz zu kämpfen. Ballmers jüngster hysterischer Auftritt auf der Konferenz soll wohl die Kunden in Sicherheit wiegen, dass man sich in Redmond einen optimistischen Blick auf die Zukunft behalten hat. Gemessen an früheren Auftritten war Ballmers jüngste Darbietung allerdings fast schon zurückhaltend und nichts im Vergleich zu den ekstatischen "Performances", die ihm den Spitznamen "Monkeyboy" eingebracht haben. Und Ballmers Jubelschreie zur Einführung von Windows 7 werden wohl auch nicht mehr so furios wie Anfang der 90er-Jahre ausfallen, wo sich der Microsoft-Chef beim "Windows"-Brüllen einst eine Verletzung an den Stimmbändern zugezogen hatte. (br)