Graz - Die Geschichte des Dopings, eines derzeit die Tour de France überschattenden Themas, kann auf erste Selbstversuche an der Grazer Universität zurückgeführt werden: Der Physiologe Oskar Zoth und der spätere Chemie-Nobelpreisträger Fritz Pregl unternahmen 1894 Selbstversuche mit "orchitischem Extract", aus Stierhoden gewonnenen Hormonen, die später als das anabole Steroid Testosteron isoliert werden sollten.

Oskar Zoth (1864-1933), langjähriger Dekan der Medizinischen Fakultät und 1913 Rektor der Universität, und Fritz Pregl (1869-1930) waren selbst aktive Rad- und Bergsportler und wollten herausfinden, wie sich ihr Extrakt auf den Aufbau der Muskulatur und eine damit verbundene Leistungssteigerung auswirkt. Sie fanden im Selbstversuch u.a. mit regelmäßigen Hantelübungen heraus, dass durch eine Kombination von Training und Hormongaben eine überproportionale Leistungssteigerung erzielt werden konnte.

Der 1896 veröffentlichten Bericht schloss Zoth mit dem Satz: "Das Training von Sportlern bietet eine Gelegenheit für weitere Forschungsarbeiten in diesem Bereich und für eine praktische Beurteilung unserer experimentellen Ergebnisse." Der Vorschlag, Sportler mit hormonellen Substanzen zu dopen, wurde weniger zum Zweck der Leistungssteigerung als vielmehr für die Wissenschaft gemacht - der Sport in ihren Diensten. Der Begriff "Doping" wurde übrigens erstmals im Jahr 1899 im Zusammenhang mit Pferden erwähnt. (APA/red)