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Zeigt, wohin es führen kann, wenn man gegen ihn "kampagnisiert": Albertina-Chef Klaus Albrecht-Schröder.

Foto: APA/Techt

Im Rahmen seiner Kampagne gegen die Albertina konnte DER STANDARD zuletzt mithilfe von Selma Baumgartner-Ram ("Althasen in den Eingangsbereich!" 18. 4.) den jüngsten "Mega-Skandal" in diesem Museum aufdecken: Demnach betreuen Mitglieder des Fördervereins der Albertina freiwillig und unentgeltlich den Informationsstand.

Das tun zwar auch Mitglieder anderer Fördervereine anderer Museen. Jedoch nur in der Albertina ist das ein Skandal, der "verstimmt und nach Ausbeutung riecht" (Selma Baumgartner-Ram): im Metropolitan Museum nicht, nicht im Louvre, nicht in der Pinakothek München, im KHM oder in der Österreichischen Galerie. Da hilft es der Albertina nicht, dass Non-Profit-Organisationen grundsätzlich – von der Caritas bis zu Konzernen wie Greenpeace – für viele Leistungen nicht nur auf Spenden, sondern auch auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen sind, die sich mit den Zielen dieser Einrichtungen besonders identifizieren und sich deshalb persönlich engagieren wollen.

Offensichtlich haben das alle bis auf eine der Adressierten jenes Mailings, das das Pädagogische Institut für die Albertina versendet hat, so gesehen. Über hundert KollegInnen des Pädagogischen Instituts haben sich beim Förderverein der Albertina gemeldet und ihre aktive Mitarbeit angeboten; sie alle haben die Bitte um diese Mitarbeit keineswegs als Affront empfunden: niemand hat das Schreiben so gelesen wie die auf ihre Kunst "des Dekodierens" von Texten mächtig stolze Germanistin Selma Baumgartner-Ram.

Offenbar braucht das Dekodieren eines einfachen Textes seine Zeit; andernfalls ist unverständlich, warum unser Brief, der am 21. 10. 2004 versendet wurde, erst jetzt seinen Niederschlag im STANDARD erlebt: sechs Monate nach dem Versand; vier Monate nach Einrichtung des Infostandes; zwei Monate, nachdem er in Betrieb gegangen ist. Vielleicht hat aber DER STANDARD erst jetzt diesen "Kommentar der anderen" bei der einzigen Beschwerdeführerin beauftragt, um den Lesern seine Blattlinie einer konsequenten Skandalisierung der Albertina gewährleisten zu können.

Die Schwierigkeiten des umständlichen "Dekodierens" anstatt des altmodischen Lesens brachten es wohl auch mit sich, dass Selma Baumgartner-Ram Probleme mit der Lektüre des Kuverts und seines Inhalts hat. Der Versand dieses Briefes der Albertina war eben nicht Folge eines "leichtfertigen Datenaustauschs", kein "Verstoß gegen den Datenschutz", sondern Ausdruck einer seit Jahren für beide Seiten erfolgreich betriebenen Kooperation zwischen dem Pädagogischen Institut der Stadt Wien und der Albertina: Beide wollen die Auseinandersetzung mit Kunst unterstützen. Deshalb haben in den letzten beiden Jahren über 3000 PädagogInnen mit ihren Schülern insgesamt mehr als 5300 Führungen zu unseren Ausstellungen in Anspruch genommen.

Der Versand dieses Briefes, in dem die Freunde der Albertina nach dem allfälligen Interesse an einer freiwilligen Mitarbeit am Informationscounter fragen, war daher für das Pädagogische Institut genau so selbstverständlich wie die permanente Beglückung mit Abo-Bestellkarten des STANDARD, beigelegt und versendet von Dritten mit deren Mailings. Ich akzeptiere das Buhlen des STANDARD um Abos bei jeder sich bietenden Gelegenheit; ich fühle mich nicht übermäßig belästigt und muss die Karte auch nicht dreimal lesen, um sie letztgültig zu entschlüsseln.

Kein Verständnis habe ich jedoch für die doppelte Moral dieser Zeitung, die ihre kommerziellen Beilagen reindrückt, wo immer das möglich ist, aber der Albertina die erfolgreiche Werbung um ehrenamtliche Mitarbeiter neidet und unterstellt, das Museum "sucht Personal, will es aber offenbar nicht bezahlen". Viele der 800.000 Besucher im Jahr sind froh über die Möglichkeit, sich am Infostand über Führungen und Ausstellungen, das Programm der Albertina und ihres Fördervereins informieren zu können. Und die auskunftswilligen KollegInnen verstehen sich offensichtlich nicht als Opfer einer Ausbeutung.

Die Entscheidung, ob die Denunziation dieser ehrenamtlich tätigen Mitglieder der "Freunde der Albertina", die Frage, ob die herablassende und sexistische Verurteilung vieler LehrerInnen im Ruhestand als "Althasen" besonders witzig ist oder doch nur albern, ärgerlich oder bloß peinlich ist, überlasse ich gerne der Dekodierungskunst von Selma Baumgartner-Ram.

Klaus Albrecht Schröder
Direktor der Albertina