Seit 2013 sind am Golan keine österreichischen Blauhelme mehr, andere sehr wohl.

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Wien – Rund um die österreichischen Blauhelme am Golan, die neun Syrer 2012 offenbar in einen Hinterhalt haben fahren lassen, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Wien, wie Behördensprecherin Nina Bussek dem STANDARD auf Anfrage bestätigt. Konkret prüft die Staatsanwaltschaft, unter welchen Tatbestand das Vorgehen der Soldaten fallen könnte. Dem Vernehmen nach wird derzeit noch gegen unbekannt ermittelt, es geht vor allem um den Verdacht auf Mord durch Unterlassung.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, erklärte am Montag im "Mittagsjournal" des ORF-Radios Ö1: "Solch einen Vorfall, in dieser Art, hat es nahezu tagtäglich gegeben." Die Involvierung österreichischer Soldaten gelte es jetzt zu klären.

Dazu sei eine Taskforce im Verteidigungsministerium eingerichtet worden. Zuständig für diesen Fall sei natürlich die Uno, "doch es ist unser erstes Anliegen, diesen Fall aufzuklären", so Bauer. Es gehe "um unser Image". Der österreichische Untersuchungsbericht soll Ende Mai vorliegen.

Der Wahnsinn wird Alltag

Die Soldaten hatten die Aufgabe, eine demilitarisierte Zone zu überwachen, doch diese Zone sei nicht demilitarisiert gewesen, sondern umkämpft. Ein Psychologe habe ihm gesagt, "der Wahnsinn werde Alltag", so Bauer. Im konkreten Fall sei der Truppenkommandant ein Inder gewesen, so Bauer. Welche Befehle er erteilt habe, werde die Untersuchungskommission im Verteidigungsministerium jetzt analysieren und auswerten. Bereits diese Woche sollen die Befragungen erfolgen, erklärte Bauer.

Das Bundesheer sei seit 1974 in dieser Zone gewesen, wo es keine militärischen Kräfte gegeben habe, doch plötzlich habe sich die Situation geändert, erläutert er. Die Soldaten hätten nicht mehr die Möglichkeit gehabt, das Mandat einzuhalten. Österreich habe daher mehrmals bei der Uno über Monate hinweg gebeten: "Bitte ändert das Mandat." Die Vereinten Nationen habe dieses Ansinnen aber abgelehnt, und in letzter Konsequenz sei dann entschieden worden, die Mission zu beenden. Das geschah 2013. "Wir haben auch in Österreich Radpanzer bereitgehalten, die wir zum Schutz unserer Soldaten hinuntergeschickt hätten auf den Golan", so Bauer.

Täglich mit dem Tod konfrontiert

Warum die Uno das Mandat für die UNDOF-Mission am Golan 2017 erneut verlängerte, könne er nicht sagen, so Bauer. Doch habe Österreich der Uno schon davor gesagt: "Unter diesen Vorgaben können wir dieses Mandat nicht mehr ausüben." Das Bundesheer sei als "feig" kritisiert worden. Doch Soldaten seien im Auslandseinsatz aber täglich mit dem Tod konfrontiert. Jetzt sehe man, wie schwierig der Soldatenberuf sei. Ein Soldat müsste innerhalb von ein bis zwei Minuten unter schwierigsten Bedingungen – etwa Schlafentzug oder Hitze – Entscheidungen treffen, die "für ihn und andere lebensentscheidend sein können". Jahre später würden diese Entscheidungen dann "am grünen Tisch" beurteilt, so Bauer. (gra, APA, 30.4.2018)