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Silvia Fuhrmann: "Siebzigjährige bei Rot über die Ampel schicken"

Foto: Reuters/Bader
Wien - Mit eintägiger Verspätung sorgten am Mittwoch Aussagen der Bundeschefin der Jungen ÖVP, Silvia Fuhrmann, für Aufregung und Empörung bei der Opposition. In ihrer Rede, in der sie die Pensionsreform der schwarz-blauen Koalition bei der Parlamentsdebatte am Dienstag verteidigte, sagte die Nationalratsabgeordnete wörtlich: "Auch diesmal haben wir uns für eine solidarische Variante entschieden und nicht dafür, was Sie (die Opposition, Anm.) offenbar prophezeien: dass wir bald 70-Jährige bei Rot über die Ampel schicken werden müssen."

"Unerhört"

Laut stenographischem Protokoll wurde die Aussage mit Beifall aus den Reihen der schwarzen und blauen Abgeordneten bedacht. Lediglich von dem Grünen Werner Kogler wurde der Zwischenruf "Das ist ja unerhört!" notiert.

Da sich die junge VP-Abgeordnete gleich im nächsten Satz eine Ermahnung des Parlamentspräsidenten Andreas Khol einhandelte, weil sie den SP-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer der Lüge zieh, wurden die vorangegangenen Aussagen nicht weiter diskutiert.

"Menschenverachtend"

Für den Präsidenten des SPÖ-Pensionistenverbandes, Karl Blecha, ist die Rede Fuhrmanns "unglaublich". Im Gespräch mit derStandard.at meint Blecha, es "spricht Bände, dieses menschenverachtende Bild zu verwenden." Die Aussagen würden sich "von selbst richten".

Der Grüne Sozialsprecher Karl Öllinger stößt ins selbe Horn und bezeichnet Fuhrmanns Rede als "jenseits". Zudem empört sich der Abgeordnete, dass der Opposition durch diese Aussage der Vorwurf an die ÖVP in die Schuhe geschoben werde, die Pensionisten "bei Rot über die Straße schicken zu wollen". "Diese Unterstellung ist eine Bösartigkeit", so Öllinger. Auf diese Weise würden bei älteren Menschen Gefühle der Angst und Unsicherheit erzeugt.

"Bonmot"

Der Chef des VP-Seniorenbundes, Stefan Knafl, sieht die Angelegenheit gelassener: Fuhrmann habe ein "Bonmot" zitiert, das schon jahrelang in Pensionistenkreisen kursiere: "Bis 70 darfst du nicht bei Rot über die Kreuzung gehen, ab 70 musst du bei Rot über die Kreuzung gehen."

Knafl verteidigt im Gespräch mit derStandard.at die Regierungspolitik: Mit den Reformen solle eine Zwei-Klassenmedizin verhindert werden. Um das System der Generationensolidarität erhalten zu können, müsse die richtige Relation gefunden werden.

Zu Fuhrmanns Rede meinte Knafl jedoch: "Ich hätt's in einer Parlamentssitzung nicht gesagt."