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"Man sucht als Eltern zunächst den Fehler bei sich", sagt Brigitte Schöpfer.

Brigitte Schöpfer (44) ist Selbsthilfegruppenleiterin in Salzburg Stadt und Mutter dreier Söhne mit ADHS.

Foto: Privat

Standard: Wann haben Sie bei Ihrem ältesten Sohn (19) gemerkt, dass er ADHS hat?

Schöpfer: Es hat schon im Kindergarten angefangen, da hat er andere gerempelt. Offensichtlich ist es in der Schule geworden, da war er gleich am ersten Tag bei der Direktorin, weil er sich auf den Tisch gestellt und gesungen hat. Laufend war etwas. Mir ist zufällig ein Buch über ADHS in die Hände gekommen. Das habe ich gelesen und gedacht, das passt genau auf meinen Sohn. Dann sind wir zu einem Spezialisten gegangen und haben die Diagnose erhalten.

Standard: Wie gestaltet sich der Weg zur Diagnose?

Schöpfer: Man sucht als Eltern zunächst den Fehler bei sich. Bis zur Diagnose braucht es oft lang, auch, weil die Lehrer sie meist nicht so erkennen. Auf eine ADHS-Testung wartet man dann oft noch einige Monate. Wenn die Diagnose dann da ist, ist man auch wieder auf sich allein gestellt.

Standard: Wie sieht es denn mit dem Therapieangebot aus?

Schöpfer: Es ist oft schwierig herauszufinden, was gut ist - viele setzen auf Ergotherapie. Dann bräuchte es aber noch etwas für das Soziale und für das Psychische. Das ist auch eine Geldfrage. Es wäre toll, wenn es wen gäbe, der das zusammenfasst und umfassend auf ADHS spezialisiert ist.

Standard: War bei einem Ihrer Söhne (drei haben ADHS, einer ist derzeit schulpflichtig, Anm.) einmal ein Schulwechsel nötig?

Schöpfer: Es war ein Thema, meine Söhne sind aber nicht so aggressiv wie andere ADHS-Kinder. Wir hätten auch gar nicht die Möglichkeiten. Es gibt aber Lehrer, die irgendwann ein Kind nicht mehr annehmen.

Standard: Wie stehen Sie zur medikamentösen Behandlung?

Schöpfer: Anfangs war ich skeptisch. Wenn man aber sieht, wie es wirkt und, dass man es auch den Kindern leichter macht, greift man schon darauf zurück.

Standard: Warum engagieren Sie sich bei einer Selbsthilfegruppe?

Schöpfer: Weil sich auf dem Gebiet nichts ändert, weder in Schulen noch sonst irgendwo.

(Gudrun Springer, DER STANDARD, 29.5.2013)