Bei der Weihnachtsfeier heuer zum Glück nein: Bründlmayer, Stoff für viele Geschichten

Foto: Harald Fidler

Kuttelsuppe nach Prager Art, durchaus apart

Zur goldenen Kugel
Fünf Gänge, ordentlich Wein, Bier, Kaffee: 114 Euro

Foto: Harald Fidler

Eigenfett der ganz ungestopften Gans, darin ihre Leber

Foto: Harald Fidler

Meine Nieren lagen nicht nur in diesem Bild klar vor Müllers Hirn

Foto: Harald Fidler

Morgen, Kinder, wird's was geben. DER STANDARD feiert Weihnacht. Sie werden möglicherweise übermorgen, Donnerstag (.at), oder überübermorgen, Freitag (Print), erahnen, wie das Fest so war. Womöglich auch noch Mittwochnacht per Schmecks-Twitterei, aber dafür will ich nicht garantieren. Wobei ich mein persönliches Gefahrenpotenzial heuer eher kompakt bewerte.

Kein Vergleich mit 2008, so als Beispiel. Da feierten die beiden Hälften der Standard Medienwelt noch in den so genannten Prunkräumen des Druckorgans, die wir in einem Jahr auch ganz verlassen haben werden, was mich vor allem vegetarisch schmerzt. Da, zurück zur Weihnacht nullacht, schwang noch mehr mit als der Hauch deutschen Sinnes für Exzess* mit Kronleuchtern. Da wars echt ernst mit den Getränken. Ich sage nur: Bründlmayer. Dieser erfrischendste Aushilfsblogger auf derStandard.at steuerte, willentlich oder sonstwie erfreulich, den wunderbarsten aller Sekte, jedenfalls dieses Landes, bei zur Feier.

No Willy, no cry

Schön, dass es heuer Sekt von Malat gibt bei der Fete. Ein "prickelnder Genuss", wie mir der Pichler Verlag versichert, dessen Name in manchen deutschen Regionen definitiv zum Thema passen würde. "Sekt aus Österreich", leider alles andere als ein schönes und elaboriertes Buch. Der Sektwinzer dieser Weihnachtsbetriebsfeier kommt ab Seite 72 vor, und ich schätze ihn, ohne Zweifel. Aber: Kein Bründlmayer, keine Gefahr.

Alles Müller,

Was hat das alles mit Tobias Müller zu tun? Er ist a) kein Deutscher, ich habe b) mit ihm meines Wissens bisher keinen Sekt getrunken, und c) leider schon gar keinen Bründlmayer, d) würde das wohl auch keine zweieinhalb Jahre anhalten, wobei der Mann e) ja immerhin sehr gut kochen soll. Womit wir, praktisch ohne Umschweife, beim Thema wären.

...oder was?

Während Schmeck's, neben der Logorrhoe natürlich, dem Universaldilettantismus huldigt, widmet sich Herr Müller ernsthaft dem Kochen. Ein feiner Zug, finde ich, teile diese Einschätzung aber offenkundig nicht mit Aberhunderten Posterinnen und wohl auch -ern. Wo-bei...

Fette Gans...

...ja: Gänsen eine Fettleber beizubringen, ist wirklich nicht der netteste Vorgang. Ich, wiewohl nicht gerade der Entenfellner des Fressjournalismus, überlasse die Foie Gras gerne dem ebenso unbeirrbaren wie unerschrockenen Mitesser Konstantin Hilberg. Und koste halt dann doch ein Eck vom Glück. Inkonsequenz, dein Name ist Fidler.

Herr Müller behauptet ja, ihn hätten die Reaktionen auf seinen Blogeintrag überrascht. Zugegeben, er zeigte mit dem, trotz heftiger Gänselebervorkommen völlig gänseleberfreien Titel "Das beste Fett derWelt" eine Form von Understatement, das dem quotengeilen Schmeck's vollkommen fremd ist. Dieser kleine, dreckige Gastroblog geht ja genau dann mit Tobias Müller essen, wenn dessen Leber fette 600 und wohl bald 700 oder 800 Postings hat. Respekt!

...aber ganz ungestopft

Ein kleines Dankeschön sollte es werden, für Müllers Schmeck's-Beiträge wie zuletzt jenen über fried rats und andere burmesische Spezialitäten. Müller wünschte sich Innereien. Weil davon schon praktisch alle üblichen Verdächtigen bei Schmeck's abgefrühstückt waren, kamen wir gerne auf den Tipp von currypowder zurück und gaben uns die goldene Kugel in der Lazarettgasse. Wir haben es nicht wirklich bereut.

Die Kuttelsuppe nach Prager Art hatte sich Müller schon gesichert. Papriziert, aber nicht zu sehr, die Kutteln fest, also eine feine Sache. Mir blieb da für den Themenabend Innereien vorspeisentechnisch eigentlich nur die – ja: Gänseleber, eingegossen in Eigenfett. Viel Eigenfett, sehr beherzt gewürzt, in diesem Rexglas. Aber auch Leber. Ein kluger Schachzug Müllers, mich von seinen Lebereien ablenken zu lassen. Aber, nach unserem gemeinsamen Befund: Diese Gans hat sich das Stopfen offenbar ersparen können. Glück für sie, durchaus kein Pech für uns.

Meine Nieren vor seinem Hirn

Beim zweiten Gang zog ich davon: Müllers Hirn war gut, nur die Panier drumrum etwas hart und vielleicht auch ein bisschen zu üppig ausgefallen. In Summe aber schon ordentlich. Meine Nieren hingegen wirklich, wirklich, wirklich gut. Viel Zwiebel, schön knackig, Müller waren sie ein bisschen zu knackig. Aber dem Mann war ja schon das Eigenfett ein bisschen zu fett.

Den nächsten Innereien-Themenabend haben wir für Jänner angepeilt. Doch schon nach Kutteln, Hirn und einem kleinen, bis auf die unangenehm knofeligen Apfelscheiben nicht weiter aufregenden Käseteller ächzte der Mann doch tatsächlich, dass er nächstes Mal einen Gang herunterschalten will. Müller! Üben, üben, üben!

PS: Ich übe einstweilen für die Weihnachtsfeier mit Cremant de Borgogne, Millesimé 2007, provided by Quendler, dessen Bruder Jahrgang 2002 schon ganz früh bei Schmecks eine wesentliche Rolle spielte. Sagen Sie jetzt nicht, ich wäre sentimental.

* Den einprägsamen Auftritt eines Mitarbeiters aus Deutschland bei einer früheren Weihnachtsfeier beschrieb die Berliner taz ausführlich, aber etwas einseitig unter dem Titel "Anarchy in Austria".