Uni-Anmeldesystem: Hans Sünkel fordert eine Nachjustierung

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Wien - Angesichts der völlig aussagelosen Zahlen des heuer erstmals verpflichtend eingeführten Voranmeldesystems an den Universitäten fordert der Chef der Universitätenkonferenz (uniko), Hans Sünkel, eine "Nachjustierung" der Voranmeldung für das kommende Jahr. "Ich könnte mir vorstellen, dass man eine Prioritätenreihung durchführt, einerseits in Bezug auf die zu wählenden Studienangebote, als auch in Bezug auf die zu besuchenden Universitäten", sagte Sünkel am Donnerstag. Die Studenten sollen dabei jeweils maximal drei Möglichkeiten zur Wahl haben. Bei Interessenten, die die Voranmeldefrist versäumt haben, plädiert Sünkel für Toleranz.

Studenten mussten sich heuer erstmals verpflichtend bis 31. August anmelden, wenn sie im Wintersemester 2011/12 neu mit einem Studium beginnen. Sie konnten sich dabei allerdings für beliebig viele Studien und auch beliebig viele Unis anmelden. "Wenn der Gesetzgeber das zulässt, dann darf er sich nicht wundern, wenn seitens der Studierenden auch davon Gebrauch gemacht wird", so Sünkel. Die sich abzeichnenden teilweise exorbitant hohen Voranmeldezahlen - so haben sich an der Uni Wien etwa mehr als doppelt so viele Personen angemeldet als es im vergangenen Jahr Studienanfänger gegeben hat - sind aus Sicht Sünkels "nicht besonders sinnvoll und helfen bei der Planung nicht. "Nur zu wissen, dass nicht mehr als doppelt so viele Studenten als im Vorjahr auf die Uni Wien zukommen, ist nicht besonders sinnvoll", so der Rektorenchef.

Ohne Beratung wenig Sinn

Zudem mache eine Voranmeldung ohne verpflichtende Studienberatung wenig Sinn. Diese war ja ursprünglich ebenfalls für heuer geplant, wurde aber auf 2012 verschoben. "Wenn man die Voranmeldung nicht nachjustiert, wird es aber durch die Studienberatung alleine auch nicht besser werden", sagte Sünkel. Er könnte sich vorstellen, dass Studenten eine Prioritätenreihung vornehmen, "beim Studienangebot erstens, zweitens, drittens, und ebenso bei der Uni erstens, zweitens, drittens". Das würde den Unis tatsächlich eine Möglichkeit der Planung geben.

Wie mit jenen Interessenten, die die Voranmeldefrist heuer versäumt haben, umgegangen werden soll, will das "Forum Lehre" der uniko morgen, Freitag, diskutieren. Wenn das "einige wenige sind, wird man selbstverständlich kulant sein müssen", sagte Sünkel. Sollten es aber Zigtausende sein, müsste man mit dem Ministerium die weitere Vorgangsweise besprechen.

Kritik auch aus Innsbruck

Auch die Vizerektorin der Uni Innsbruck, Margaret Friedrich, kritisiert, dass die Voranmeldung "keinerlei Planungssicherheit" bringe. Friedrich fordert, dass in Zukunft die Zulassung zum Studium bereits zwei Wochen vor Semesterbeginn geschlossen wird und bereits Studierende die Fortsetzung ihres Studiums am Ende des jeweiligen Semesters melden müssen. "Dann könnte man die Lehreplanung noch vor Semesterbeginn an unerwartet gestiegene oder gesunkene Studierendenzahlen anpassen", so Friedrich. 

Töchterle will Voranmeldesystem verbessern

Wissenschaftsminister Karl Heinz Töchterle will die Voranmeldung an den Universitäten gemeinsam mit den Unis verbessern. Er hält das Prinzip "gut", will aber für eine abschließende Bewertung noch die endgültigen Inskriptionszahlen abzuwarten. Allerdings habe "durch die Unverbindlichkeit für die Studieninteressierten oder künftigen Studierenden die Voranmeldung den Unis offensichtlich nicht die gewünschte Erhöhung der Planbarkeit gebracht", erklärte Töchterle am Donnerstag in einer Aussendung. Verbesserungen erhofft sich der Minister durch den Ausbau der Studienberatung, die ab dem Wintersemester 2012 erstmals bei der Inskription nachgewiesen werden muss.

ÖH: "Flop des Jahres"

Die ÖH wiederholte indes am Donnerstag ihre Kritik an dem neu eingeführten, verpflichtenden System. "Die Hochschulen bewusst zu belasten und Studierende durch willkürlich gesetzte Fristen derart unter Druck zu setzen, ist für uns nicht nachvollziehbar", so Martin Schott (Fachschaftslisten) vom ÖH-Vorsitzteam in einer Aussendung. Die ÖH sieht in dem Voranmeldesystem eine "pure Geldverschwendung" und konstatiert: "Die Voranmeldung ist der Flop des Jahres!"(APA, red, derStandard.at, 1.9.2011)