Soundtrack zur aktuellen Etappe der Uni-Politik gefällig? Thriller von Michael Jackson! Der Song passt gut zum Ende der erstmals verpflichtenden Voranmeldung an den österreichischen Universitäten. "It's close to midnight and something evil's lurking in the dark." Schlag Mitternacht gingen die Türen zum gelobten Land nämlich wieder zu. Frist verpasst? Bitte warten, zumindest ein halbes Jahr, und pünktlich sein. Wer klug war, hat sich besser einmal mehr als einmal zu wenig angemeldet für ein Studium. Hauptsache drin, egal wo.

Gut für die Angemeldeten, schlecht für die Unis, denn die müssen damit zurande kommen. Alleine. Aber das kennen sie ja. "'Cause this is thriller, thriller night. And no one's gonna save you from the beast about to strike."

Dieses im Jänner 2011 von SPÖ und ÖVP erfundene und denUnis erstmals vorgeschriebene Voranmeldesystem für Neueinsteiger oder Umsteiger funktioniert nach dem Handtuch-Prinzip: Handtuch auf die gewünschte Sonnenliege am Strand legen. Und sicherheitshalber auch auf eine im Schatten. Und noch eine in der Nähe des Eisverkäufers. Man weiß ja nie, was man nachher wirklich will.

Das zeigt die Absurdität dieses Anmeldesystems. Denn jede/r Studierwillige konnte an jeder Uni, oder auch an mehreren, einen Studienplatz, oder gern auch mehrere, virtuell reservieren. Quasi auf der nach oben offenen Anmeldeskala.

Das führt den Plan, den Unis damit mehr Planbarkeit zu Semesterbeginn zu bescheren, von vornherein ad absurdum. Denn der Haupteffekt ist ein Spiel mit dem Thrill der Maximalzahl. Das ist die einzige Information, die die Unis bekommen. Huch! So viele Studierende! Und die wollen alle zu uns? Vielleicht. Wer letztlich wo wirklich studiert, ist erst am Ende der Zulassungsfrist Mitte/Ende Oktober (plus Nachfrist bis Ende November) fix.

Bleibt die berechtigte Frage, die der designierte Rektor der Uni Wien, Heinz Engl, im STANDARD-Interview formuliert hat: "Was bringt es, wenn ich schon im August weiß, dass im September das Chaos ausbricht?"

Ein Voranmeldesystem macht natürlich Sinn, aber dazu muss es sinnvoll gestaltet sein: Es muss einigermaßen verbindliche Informationen liefern, mit denen die Unis kalkulieren können. Es muss aber auch den Studierenden einen realistischen Blick auf ihre universitäre Zukunft ermöglichen. Was droht mir an der Uni? Ein Massenevent mit unzumutbaren Betreuungsverhältnissen oder luxuriöse Lerngruppen in "Klein, aber fein" -Fächern? Also: Endlich Kapazitätswahrheit! Dann darf man den Studierenden auch rechtzeitiges Nachdenken über ihr Wunschstudium abverlangen.

Aber, und das ist die große Leerstelle in all der unverbindlichen Verbindlichkeitsprosa der Politik: Sie selbst hält ihre Verbindlichkeiten den Studierenden und den Unis gegenüber nicht ein, und das seit vielen Jahren.

Es ist nun einmal eine Kernaufgabe eines - intelligenten, aufgeklärten - Staates, die Universitäten adäquat zu finanzieren und die Kluft zwischen Kapazitäten und Nachfrage intellektuell zu bewältigen, anstatt die Unis dauernd am Rande des Kollapses, der in den schlimmsten Zonen des Systems droht, alleine zu lassen.

Dazu müsste sich diese Regierung - als nationales Projekt - zu guten Unis bekennen. Wenn sie denn welche will. Muss sie natürlich nicht. Sie kann auch weiter die geistige Verzwergung Österreichs vorantreiben. Minimundus-Politik geht auch ohne Unis. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.9.2011)