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Sozialminister Hundstorfer will die Freiwilligenarbeit in Zukunft stärker fördern.

Foto: Jens Büttner dpa

Die 18-jährige Klara Steinrück hat im Sommer die Schule abgeschlossen und wollte nicht sofort mit einem Studium beginnen, sondern auch noch was "vom echten Leben" sehen. Sie ist eine von insgesamt 450 Personen, die derzeit in Österreich ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Außerdem habe sie noch nicht genau gewusst, was sie studieren soll und wollte deshalb in der Zwischenzeit "etwas Gutes tun", sagt sie im Gespräch mit derStandard.at.

Seit Oktober arbeitet sie nun in einem Behindertenheim der Caritas in Krems, kann dort wohnen und essen und erhält ein Taschengeld in der Höhe von 180 Euro pro Monat. Nicht besonders viel dafür, dass sie fast Vollzeit arbeitet und noch dazu im Umgang mit Menschen mit Behinderung eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe hat. Familienbeihilfe erhält man für die Zeit, in der man das Freiwillige Soziale Jahr absolviert, keine. Es gibt jedoch eine Ersatzzahlung in der Höhe von 150 Euro im Monat. Ausbezahlt wird sie vom Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste, der wiederum das Geld dafür vom Sozialministerium erhält.

Verspätung wegen Budgetbeschluss

Heuer kommt es bei der Auszahlung jedoch zu Verzögerungen. Steinrück hat noch keine Ersatzzahlungen erhalten. Im Ministerrat wurde sie im Sommer zwar beschlossen - sie wird jährlich für ein weiteres Jahr verlängert. Durch den späten Budgetbeschluss war aber lange Zeit unklar, ob es zu einer Auszahlung, die normalerweise im Jänner zum ersten Mal erfolgt, kommen kann. Auch wenn man im Oktober mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr beginnt, erhält man das Geld aus budgetären Gründen normalerweise erst im Jänner - für Oktober, November und Dezember dann auch rückwirkend. 

Die 18-jährige Steinrück wird von ihren Eltern unterstützt, sonst könnte sie das freiwillige Jahr nicht machen, sagt sie zu derStandard.at. Und obwohl ihr die Eltern was beisteuern, muss sie sich in ihrem Lebensstil nun einschränken. "Ich überlege mir jetzt schon, ob ich mir das Kino leisten kann oder nicht." Von den Eltern abhängig zu sein, gehe ihr "schon auf die Nerven", gerade weil sie durch das Freiwillige Soziale Jahr ein Stück erwachsener werden wollte.

Mehr Freiwillige als gedacht

"Wir haben alles fristgerecht beantragt", verteidigt sich Harald Fartacek vom Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste im Gespräch mit derStandard.at. Den Rückstand gebe es wegen des späten Budgetbeschlusses der Bundesregierung, sagt er. Das Sozialministerium hätte lange Zeit nicht gewusst, ob es überhaupt genug Mittel aufbringen kann. Unter anderem auch deshalb, weil es heuer mehr Personen als gedacht gibt, die das freiwillige Sozialjahr absolvieren. Aber Fartacek ist optimistisch, dass die Auszahlung in den kommenden Wochen erfolgen kann.

Norbert Schnurrer, Sprecher von Sozialminister Rudolf Hundstorfer, bestätigt im Gespräch mit derStandard.at, dass die Auszahlung heuer verspätet erfolgt. Wann genau das Geld kommen wird, kann er noch nicht sagen. Der bürokratische Ablauf sei aber im Gange. Die Verspätung gibt es aus seiner Sicht aus zwei Gründen. Zum einen hätten die Trägerorganisationen zu spät eingereicht, zum anderen sei das Budget eben so spät beschlossen worden.

"Schritt in die richtige Richtung"

Die Situation mutet einigermaßen skurril an, auch in Anbetracht dessen, dass der Sozialminister ja die Freiwilligenarbeit in Zukunft fördern will, wenn es einen Ersatz für den Zivildienst geben muss, sollte die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft werden. Hundstorfer hat vorgeschlagen, denjenigen, die einen Sozialdienst leisten wollen, 1300 Euro pro Monat zu zahlen. "Ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Fartacek dazu. Er betont aber gleichzeitig, dass das Freiwillige Soziale Jahr, wie es derzeit organisiert ist, eine Menge an Bildungsarbeit für die jungen Menschen leiste. Schade findet er, dass das in Zukunft nicht mehr vorgesehen sei.

"Ein bisschen heuchlerisch"

Derzeit kann man das Freiwillige Soziale Jahr nur bis zu einem Alter von 26 Jahren machen. Laut dem Modell Hundstorfers sollen auch Ältere zum Zug kommen.

"Ein bisschen heuchlerisch", findet Steinrück Hundstorfers Pläne, "wenn jetzt nicht einmal die 150 Euro pro Monat bezahlt werden können". Sie ist skeptisch was die Umsetzung des Modells des Sozialministers betrifft: "Woher soll das Geld kommen?" Ihren Nachfolgern im Sozialjahr würde sie aber gönnen, wenn sie in Zukunft mehr bezahlt bekommen. "Es geht hier auch um Wertschätzung." (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 31.1.2011)