Maemo: Am Sprung von Nokia-Tables auf Smartphones?

Foto: Nokia

Branchenbeobachter sehen das Handy-Betriebssystem Symbian bereits seit längerer Zeit auf dem Abstellkreis. Nun scheint auch Nokia selbst von seinem Betriebssystem Nummer Eins nicht mehr überzeugt zu sein. Die Financial Times Deutschland (FTD) will erfahren haben, dass die Finnen in Zukunft stärker auf das Linux-basierte Betriebssystem Maemo setzen wollen.

Symbian veraltet

Nokia hat mit Symbian ein ähnliches Problem wie Microsoft mit Windows Mobile: beide Betriebssysteme haben den Sprung zur neuesten Generation von Touchscreen-Smartphones noch nicht geschafft. Während sich Microsofts nächste Version Windows Mobile 6.5 ab Herbst auf dem Markt bewähren muss, hat Symbian S60 5th Edition auf dem Nokia N97 bereits enorm viel Kritik einstecken müssen. Symbian sei zu umfangreich, kompliziert und verstaubt für moderne Touchscreen-Handys, so der Tenor der Tester.

Mit Maemo gegen Android?

Mit Maemo hat Nokia ein Betriebssystem in petto, das bereits seit einigen Jahren auf den Internet Tablets der Finnen zum Einsatz kommt. In den kommenden Wochen soll nun das erste Maemo-Smartphone präsentiert werden (der WebStandard berichtete). Beobachter hatten nach der Vorstellung des N97 gegen Nokia geunkt, wieso es auf Smartphones nicht lieber Android einsetze. Aber mit Maemo hat Nokia immerhin eine Android-Alternative im eigenen Haus. Für Pläne, Maemo breiter als bisher in der Tablet-Nische einzusetzen, sprechen auch Nokias eigene Aktivitäten. Im Juni ist man eine Entwicklungspartnerschaft mit Intel eingegangen, die unter anderem eine Zusammenarbeit bei Maemo und Intels Mobilgeräte-Linuxvariante Moblin umfasst.

Nokia verliert massiv Marktanteile

Der Hersteller muss dringend handeln, denn Nokias Anteile am Smartphone-Markt wandern mittlerweile zu Apple und RIM ab, die laut Gartner zusammen für jeden dritten Smartphone-Verkauf verantwortlich zeichnen. Hielt Symbian noch Anfang 2007 bei über 70 Prozent Marktanteil, lag dieser im ersten Quartal 2009 nach Gartner-Zahlen nur noch bei 49,3 Prozent. Dass Nokia nach der Komplettübernahme von Symbian im letzten Jahr diesem Betriebssystem gänzlich den Rücken kehren wird, ist aber nicht unbedingt wahrscheinlich. "Der Schachzug, Maemo im High-End-Bereich zu nutzen und für den Massenmarkt weiterhin auf Symbian zu setzen, würde absolut Sinn ergeben", meint Gartner-Analystin Carolina Milanesi.

Investition in Symbian

Erst letztes Jahr hatte Nokia massiv darin investiert, das Unternehmen Symbian komplett aufzukaufen. Die Software wurde seither in die Symbian Foundation eingebracht, die bis 2010 Symbian in eine offene Plattform weiterentwickeln soll. (br/pte)