Markus ist tot. Gestorben an einem Multiorganversagen. "Wir konnten nichts machen, der Zeitpunkt, ab dem die Malaria nicht mehr zu behandeln ist, war schon überschritten", schildert Heinrich Stemberger, Leiter des Instituts für Reise- und Tropenmedizin, einen Fall, der sich erst vor wenigen Wochen ereignete. "Das Tragische ist, dass dem Mann hätte geholfen werden können, wenn er nicht gewartet hätte."

Tropisches Afrika

Markus kam von einer Urlaubsreise aus dem tropischen Afrika nach Österreich zurück. Nach einigen Wochen stieg seine Körpertemperatur, der Wiener fühlte sich krank. Es war Freitag. Sein Hausarzt jedoch ordinierte erst wieder am Dienstag darauf. Was Markus abwartete. Als der Arzt seinen Patienten schließlich zu Hause besuchte, hatte Markus neben extrem hohem Fieber bereits Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Durchfälle und erbrach häufig.

Befund positiv

Der Kranke wurde sofort ins Spital gebracht, nach seinem Hinweis auf den vergangenen Tropenurlaub wurde sein Blut auf Malariaerreger untersucht. Der Befund war positiv, die Krankheit aber schon zu weit fortgeschritten. "Ab einem gewissen Zeitpunkt können wir zwar den Erreger im Blut von Malariapatienten eliminieren, doch er hat in diesem Fall bereits die Organe befallen, was nicht mehr zu heilen ist", erklärt Stemberger. Markus starb drei Wochen später. "Dieser tragische Fall zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass alle, die nach einem Tropenaufenthalt Fieber bekommen, sofort einen Arzt aufsuchen und nicht erst das Wochenende abwarten."

Hauptrisiko Durchfall

Mit durchschnittlich gut 100 nach Österreich eingeschleppten Krankheitsfällen und ein bis zwei Todesopfern pro Jahr stellt die Malaria aber bei weitem nicht die häufigste Reisekrankheit dar – diese ist mit Abstand die Diarrhöe: "Fast die Hälfte aller Fernreisenden bekommt Durchfall", erklärt Stemberger, "durch verdorbene Lebensmittel oder bakteriell infiziertes Wasser."

Die Reisediarrhöe dauert ohne Behandlung meist vier Tage, werden bei den ersten Anzeichen von Durchfall Antibiotika geschluckt, können die Symptome bereits nach 24 Stunden verschwunden sein. Schutzimpfung gibt es keine. Einzige Prophylaxe: Bei der Ernährung auf Leitungswasser und alles, was damit direkt in Kontakt kommt, verzichten oder gut abkochen.

Zehn Prozent schützen sich

Anders als bei der Diarrhöe gibt es gegen die am meisten verbreiteten Reisekrankheiten entsprechende Impfungen oder andere medikamentöse Prophylaxen. Allein – die wenigsten Reisenden nehmen diesen Schutz in Anspruch. Untersuchungen hätten laut Stemberger ergeben, dass sich von jährlich rund 200.000 Österreichern, die in die Türkei reisen, nur fünf Prozent impfen lassen. Was man sich dort holen kann? Etwa Typhus, Diphtherie, Tollwut, Hepatitis A und B und in einigen Gebieten sogar Malaria. Fernreisende, die exotischere Destinationen bevorzugen, seien etwas vorsichtiger, in Summe müsse man aber davon ausgehen, dass lediglich gut zehn Prozent aller Urlauber ausreichend und zeitgerecht vorbeugen.

Impfmuffel: Drei Gründe

Was aber sind die Gründe, warum sich die große Mehrheit der Reisenden als Impfmuffel erweist? Der Tropenmediziner nennt drei. Erstens ein zu großes Gottvertrauen nach dem Motto "mir passiert eh nichts". Zweitens eine panische Angst vor den Impfungen, die laut Stemberger auf "Kindheitstraumta durch Spritzen" zurückzuführen sei. Drittens und am wichtigsten:

Die hohen Kosten

"Fast alle, die zum ersten Mal eine Fernreise unternehmen, haben lange darauf gespart. Und die meisten von ihnen haben seit ihrer Kindheit kaum mehr irgendwelche Auffrischungsimpfungen bekommen, müssten also sinnvollerweise das gesamte Impfprogramm durchlaufen. Das kann schon 30 oder mehr Prozent des gesamten Reisebudgets ausmachen", bedauert Stemberger. Ein Beispiel: Reiseveranstalter haben Kenia als Billigangebot um gut 500 Euro im Programm. Sämtliche empfohlenen Impfungen für das afrikanische Land kosten rund 300 Euro. "Eine ausreichende Grundimmunisierung ist kostspielig", konstatiert der Arzt, "doch danach wird es sehr viel billiger." Die Wirkung der für eine Erstprophylaxe oft dreimal zu injizierenden Seren hält bis zu zehn Jahre an, dann muss aufgefrischt werden – mit nur einer Spritze

"Hautgeschichten"

Nach Durchfällen und Lungenentzündungen, die sich die meisten Urlauber in den Flugzeugen holten, seien "Hautgeschichten" die häufigsten Reiseandenken, die der Tropenmediziner behandeln muss: nach Begegnungen der Reisenden mit Moskitos, Wurmlarven, Sandflöhen, Spinnen, Wanzen oder Quallen – gegen das Nesselgift Letzterer gibt es seit einem Jahr in heimischen Apotheken eine Schutzsalbe, die gleichzeitig auch Sonnencreme ist. Südafrikareisende kämen zunehmend mit Zeckenbissfieber nach Hause und auch "das von Stechmücken übertragene Dengue-Fieber ist wie fast alle Tropenkrankheiten wieder im Vormarsch". Dagegen gibt es jedoch keinen Impfschutz. (Andreas Feiertag/DER STANDARD, Printausgabe)