Paris/Wien - In Frankreich sind Frauen wie Männer bereits mit 60 gesetzlich voll pensionsberechtigt, sofern sie 40 Jahre lang in die Altersversorgung eingezahlt haben. Doch die Gleichheit vor dem Gesetz endet schnell, wenn die Pensionisten der "Grande Nation" am Monatsersten ihre Bezüge erhalten.

Die Französinnen verdienen im Durchschnitt etwa ein Drittel weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen - 27 Prozent, errechnete die "Nationale Kasse für die Altersversicherung" - und sehen am Ende ihres Arbeitslebens entsprechend weniger Pensionsleistung: 228,94 Euro im Monat ist das Minimum ohne Sonderzuweisungen; zwei Drittel der Empfänger sind Frauen. Das Ungleichgewicht werde sich langfristig abschwächen, versichert das französische Arbeitsministerium. Denn mit der Generation der "Babyboomer" gelangten erheblich mehr Frauen mit weiterführenden Berufskarrieren auf den Arbeitsmarkt.

Doch politisch orientiert sich die Pensionsdebatte in Frankreich an anderen Fragen: der vorgezogenen Pension mit 58 Jahren und der privaten Altersvorsorge. So verspricht Premier Jospin im derzeit laufenden Wahlkampf die Einrichtung eines kollektiven Arbeitnehmer-Sparfonds unter gewerkschaftlicher Kontrolle, während Staatschef Chirac für eine "französische Form des Rentenfonds" plädiert. Die Mehrheit will lieber zusätzlich sparen, als früher in die Pension zu gehen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2002)