Nur konsequent, wie der neue Präsident des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) sein Credo beschreibt: „Absolute politische Neutralität und Abstinenz.“ In diesem Neutralitätsfeld hat eine studentische Vergangenheit im konservativen, ÖVP-nahen Cartellverband gut Platz neben einer Karriere, die maßgeblich unter SPÖ-Ministern in Fahrt kam, aber auch von ÖVP-Leuten gepusht wurde. Mit der Nachfolge von Karl Korinek wird für den Verfassungsrichter nach 13 Jahren im Höchstgericht (dort war er Referent in der Kärntner Ortstafel-Frage) „ein Lebenstraum wahr“.
Begonnen hat der gebürtige Oberösterreicher seine Karriere 1975 im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts, dessen Leitung er auf Vorschlag von SPÖ-Minister Franz Löschnak mit nur 37 Jahren übernahm – und den er „sehr kräftig geleitet hat“, erzählt ein Jurist. Sehr kräftig ist die Umschreibung für „einen sehr durchsetzungsfähigen, geraden Menschen, gelegentlich mit leicht autoritären Neigungen“. Als Jurist sei der stete Menschenrechtsmahner „ein sehr guter Handwerker, der immer sehr hohe juristische Qualität“ abliefere. Auf Holzingers Qualitäten setzte 1990 ÖVP-Vizekanzler Josef Riegler und brachte ihn als Justizminister ins Spiel, zwei Jahre später stand er auf der Wunschliste von SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky als Rechnungshofchef, 1995 setzte sich Vranitzky für den Wechsel in den VfGH ein. Als Leiter des Menschenrechtsbeirats wurde Holzinger 1999 von der SPÖ eingesetzt und 2002 von der ÖVP verlängert.