Der Schein trügt: Das ehemalige Palais Schönborn in der Laudongasse von Wien, seit 1917 Heimat des Museums für Volkskunde, ist dringend sanierungsbedürftig.

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Wien - Das Dilemma ist groß. Denn für das Volkskundemuseum, seit der Gründung 1895 als Verein geführt, fühlt sich niemand verantwortlich. Jahrzehntelang galt es, weil die Mitarbeiter vom Bund bezahlt werden, als Bundesmuseum. Doch seit 2001 wird das "Österreichische Museum für Volkskunde" nicht mehr als solches im Kulturbericht gelistet. Dementsprechend mager ist die Unterstützung: Das Kulturministerium gewährte 2007 eine Betriebssubvention in der Höhe von bloß 330.000 Euro.

Wenigstens ist für das ehemalige Palais Schönborn in der Laudongasse, in dem der Verein seit 1917 residiert, keine Miete zu bezahlen: Mit der Stadt Wien wurde 1952 vereinbart, dass der Verein im Gegenzug das Gebäude zu erhalten hat. Doch weil es permanent an Geld mangelte, wurde das Objekt nicht in Schuss gehalten: Es regnet durchs Dach, kürzlich stürzte eine feuchte Mauer um.

Nun setzte die Stadt Margot Schindler, seit zwei Jahren Direktorin, über "dringende Erhaltungsmaßnahmen" in Kenntnis, die "innerhalb eines Jahres durchgeführt werden müssen, um die Bausubstanz des Gebäudes nicht nachhaltig zu schädigen". Die Kosten für Dacherneuerung und Kanalsanierung, für die Erneuerungen der Elektroinstallationen und Ausbesserungen an der Fassade würden, so die Magistratsabteilung 34, grob 1,2 Millionen Euro betragen.

Zudem seien in den nächsten fünf Jahren weitere Maßnahmen (Haustechnik, Trockenlegung, Fassaden) im Ausmaß von zwei Millionen Euro notwendig. Sollte der Verein diese nicht setzen, wird mit einer Vertragsänderung gedroht: Dann müsste er pro Jahr 576.000 Euro Miete zahlen. Was angesichts der Subvention, eben 330.000 Euro, unmöglich ist.

Schindlers Hoffnung auf eine Unterstützung durch das Ministerium ist mittlerweile geschwunden: Sektionschef Michael Franz erklärte unverblümt, dass seine Hauptsorge zunächst den Bundesmuseen gilt. "Auf die Schnelle, wie Frau Schindler das gern hätte, wird es nicht gehen", so Franz gegenüber dem Standard.

Die Meinung, das Volkskundemuseum sei antiquiert, stimmt längst nicht mehr: Schindler fährt (ähnlich zu Wolfgang Kos im Wien Museum) ein zeitgenössisches Programm. Und sie kann Konzepte vorlegen, wie ihr Museum als ein europäisch ausgerichtetes ins 21. Jahrhundert geführt werden kann. (trenk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. April 2008)