Wien - "Alles aus der Hand des Hausarztes", nämlich "Diagnose, Therapie und Medikament" - das fordert Ärztekammer-Präsident Walter Dorner. Die Arzneimittelabgabe durch die behandelnden Ärzte könnte wesentliche Erleichterungen für den Patienten und erhebliche Einsparungen bei den Medikamentenkosten bringen, glaubt Dorner und will das Modell der ärztlichen Hausapotheke, das vor allem am Land üblich ist, auf die gesamte Versorgung übertragen.

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) ist davon wenig begeistert: Es gebe "keinen Bedarf, das bestehende System infrage zu stellen", sagte ihr Sprecher am Montag. Auch die Apotheker wehren sich gegen diesen Vorschlag: Friedemann Bachleitner-Hofmann, Präsident des Apothekerverbandes, sieht darin ein "durchsichtiges Spiel auf den Rücken der Patienten". Unterm Strich gehe es "gewissen Ärztekammer-Funktionären" nur ums Geld und nicht um die Versorgung der Bevölkerung: "Wenn man als praktischer Arzt 20 Wochenstunden ordiniert, kann man die Patienten nicht mit Arzneimitteln versorgen", meint Bachleitner-Hofmann. "Es fehlt schlicht die Zeit dazu."

"Funktionierendes System"

Die Apotheken würden hingegen den Menschen ein funktionierendes System an Sonntags-, Feiertags- und Nachtdiensten bieten: "Viele Patienten finden zuerst den Weg in die Apotheke, weil sie dort rasch, kompetent und unbürokratisch zum Wohle ihrer Gesundheit beraten werden. Offenbar stößt das gewissen Ärztekammer-Funktionären sauer auf."

Dorner hingegen sieht Vorteile für die Patienten, kranke Menschen würden sich den Umweg in die Apotheke sparen. Die möglichen Kosteneinsparungen beziffert der Ärztekammer-Präsident mit 130 bis 250 Millionen Euro jährlich. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 18.3.2008)